14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon)
Anwalt, der sich auf Vermögens- und Nachlassmanagement der oberen Zehntausend spezialisiert hatte, verbrachte Bill viel Zeit mit Reisen in ganz Europa, um sich mit seinen anspruchsvollen Mandanten zu treffen. Ihn für mehr als zwei Wochen am Stück zu Hause zu haben war etwas ganz Besonderes.
»Nein«, sagte er, »aber du weißt, wie es ist. Wenn einer unserer Mandanten unverhofft den Löffel abgibt, werde ich herbeizitiert, um die Formalitäten zu regeln.«
»Dann hoffen wir, dass alle gesund bleiben.« Ich stand ebenfalls von der Couch auf und schlang die Arme um seinen Hals. »Ich mag es, wenn du hier bist.«
»Das trifft sich gut, denn ich bin gern hier.« Er küsste mich lange und murmelte dann: »Kommst du mit ins Bett?«
»Bald, ich will nur noch …«
»… Dimity berichten«, beendete er meinen Satz. »Aber bleib nicht zu lange auf.« Er küsste meine Nasenspitze. »Du hattest einen langen Tag.«
19
DIE ERKENNTNIS, DASS das Mordkomplott kein Produkt meiner Fantasie war, hatte meine Müdigkeit vertrieben. Vertrauensvoll ging ich ins Arbeitszimmer, knickste höflich vor König Reginald, entzündete im Kamin ein Feuer und machte es mir mit dem blauen Notizbuch im Armsessel gemütlich. Ich war hellwach und hätte bis zum Morgengrauen mit Dimity plaudern können.
»Dimity?«, sagte ich, während ich das Notizbuch aufschlug. »Du wirst nicht glauben, was ich dir zu erzählen habe. Du wirst es einfach nicht glauben.«
Lächelnd beobachtete ich, wie sich Tante Dimitys altmodische Handschrift in gestochen scharfen Kringeln auf dem weißen Blatt entfaltete.
Warum sollte ich Dir nicht glauben , meine Liebe? Ich habe noch nie Deine Wahrhaftigkeit angezweifelt – bis auf einige wenige Ausnahmen , als ich Grund hatte zu glauben , dass Du Details bezüglich Deiner Interaktionen mit gewissen gut aussehenden Männern zurückhieltest .
»Diesmal gibt es keine gut aussehenden Männer«, versicherte ich ihr. »Abgesehen von Bill natürlich.«
Da bin ich ja froh – und beruhigt und auch ein wenig erstaunt . Nun? Was sind Deine unglaublichen Neuigkeiten? Heraus mit der Sprache!
»Einen Augenblick noch«, sagte ich zerstreut. »Ehe ich mit den großen Neuigkeiten herausrücke, sollte ich dir vielleicht kurz berichten, was heute Morgen nach der Kirche geschah. Auch das ist kaum zu glauben.«
Neuigkeiten auf Finch langweilen mich nie .
»Nein, auch diese werden dich nicht langweilen. Der heutige Tag wird in die Annalen von Finch eingehen als der Tag, an dem es von einer Horde Tagesausflügler heimgesucht wurde …«
Ich konnte es kaum erwarten, zu Bills Enthüllungen zu kommen, sodass ich im Schweinsgalopp von den Verwüstungen berichtete, die ein Touristentornado über das Dorf gebracht hatte. Ich erzählte von der Aufräumaktion, die Calvin initiiert hatte, und von den Maßnahmen seines Onkels, die verhindern sollten, dass sich eine solche Katastrophe ein zweites Mal ereignete. Tante Dimity hörte kommentarlos zu, bis ich geendet hatte. Dann floss ihre Handschrift wieder über die Seite.
Dein Bericht macht mich ziemlich sprachlos , Lori . Aber ich bin sicher , dass Finch in Zukunft von marodierenden Touristen verschont bleiben wird .
»Die Dorfbewohner waren vollkommen überwältigt von der Invasion der Barbaren«, sagte ich. »Um dann nochmals auf andere Weise überwältigt zu werden, als der Putztrupp von der Kirmes auftauchte. Womöglich werden sie auf dem Dorfanger ein Denkmal für König Wilfred errichten. Ohne sein Eingreifen würden wir wahrscheinlich noch immer Bonbonpapier in George Wetherheads Garten einsammeln.«
Hat Mr Wetherhead es inzwischen gewagt , wieder den Fuß vor die Tür seines Hauses zu setzen?
»Das entzieht sich meiner Kenntnis. Ich nehme an, morgen werde ich es herausfinden. Ich muss nämlich in Peggys Geschäft, um Milch zu kaufen.«
Wenn Du im Dorf bist , vergiss bitte nicht , Dich nach dem Pfarrer zu erkundigen . Wie mutig von ihm , sich allein einer Horde randalierender Rüpel in den Weg zu stellen . Doch könnte es ein paar Tage dauern , bis er sich wieder von dem Schrecken erholt .
»Ich werde im Pfarrhaus vorbeischauen, um mich zu vergewissern, dass es ihm gut geht.«
Auch würde mich interessieren , ob Peggy Taxmans Schaufenster wieder instand gesetzt wurde .
»Wie ich Peggy kenne, bin ich mir sicher, dass das geschehen ist«, sagte ich, um dann ironisch hinzuzufügen: »Wie ich Peggy kenne, wurde es sogar durch eine bessere Scheibe ersetzt.«
Gewiss hätte sie keine
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