14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon)
Esszimmer. Kurz darauf kamen sie zurück, eine winzige Goldkrone, ein kleines rotes Cape und ein Miniaturzepter aus Silber in den Händen.
»Die sind für Reginald«, sagte Will und legte das Zepter und das Cape neben meinen Teller.
»König Reginald«, korrigierte Rob ihn und reichte mir die Krone.
»Wir haben einen Stand gefunden, der Kostüme für Stofftiere verkauft«, erklärte mir Bill. »Ich war versucht, ein Cape für Stanley zu erwerben. Du glaubst nicht, was für Sachen es dort gibt.«
Doch, ich glaubte es, da ich am Tag zuvor den Stand ja ebenfalls entdeckt hatte. Aber ich behielt es für mich, wollte ich ihnen doch die Freude über ihre Entdeckung nicht verderben. Ich umarmte die Jungen und überhäufte sie mit Küssen und sah Bill strahlend an. Die Krone, die sie mir für meinen Hasen geschenkt hatten, war für mich viel wertvoller, als König Wilfreds Krone je sein könnte.
Gemeinsam strömten wir ins Arbeitszimmer, um die Krönung abzuhalten. Anschließend aßen wir im Wohnzimmer, in Gesellschaft von König Reginald und seinen Leibwächtern Flame und Fireball, unsere Erdbeeren. Die pudrigrosa Präsenz Seiner Majestät inspirierte uns zu Kings and Queens, einem Kartenspiel ähnlich Quartett. Und dann war es für die Kleinen Zeit, schlafen zu gehen.
Um neun Uhr lagen mein müder Gatte und ich einander gegenüber auf dem Sofa, die Köpfe auf einem Kissen, die Beine ineinander verwoben. Stanley lag zu einem schläfrigen Ball zusammengerollt auf Bills Lieblingssessel. Die Karten waren wieder in der Schublade, mein Bauernmädchenkleid hing zum Trocknen an der Wäscheleine, die Spülmaschine lief, Flame und Fireball wachten über die Zwillinge, und König Reginald war in sein Reich im Arbeitszimmer zurückgekehrt. Im Wohnzimmer herrschte eine wohlige Stille, die nur durch Stanleys beständiges Schnurren unterbrochen wurde. Unsere Welt war wieder in Ordnung.
»Also«, sagte Bill, »wie war dein Tag?«
Ich musste unwillkürlich lächeln. Es gab nur wenige Männer, die so nachsichtig waren wie Bill. Statt augenblicklich eine Erklärung von seiner hysterischen Frau zu verlangen, hatte er gewartet, bis sich der Sturm gelegt hatte, um dann einen behutsamen Vorstoß zu machen. Es tat gut, just in dem Moment an seine feinfühlige Ader erinnert zu werden, da ich dabei war, mich seinem sarkastischen Geist zu stellen, der anderen Seite seines Charakters. Um mich für die knallharte Verhandlung zu wappnen, nahm ich einen tiefen Atemzug, ehe ich mich daranmachte, seine täuschend einfache Frage zu beantworten.
»Das Ganze fing gestern Morgen an. Nachdem du mit den Jungs nach Anscombe Manor gefahren warst. Ich stand hinten im Garten, als ich eine Handsäge …«
Ich gestand alles ein, vom Geräusch der Säge bis zu meinem Versäumnis, Edmonds Schuppen zu durchsuchen. Ich erzählte ihm von der Brüstung und der Quintana, der Krone und der Kanone, von Edmond und Mirabel und meiner fruchtlosen Suchaktion. Als ich meine unglückselige Begegnung mit dem Lüsternen Jack beschrieb, spannten sich Bills Kiefermuskeln alarmierend an, er unterbrach mich jedoch nicht. Er sagte kein Wort, bis ich geendet hatte.
»Geht es dir gut?«, fragte er.
Ich wusste, was er meinte, und nickte.
»Ja, mir geht es gut. Erledigt, aber unversehrt.«
»Willst du, dass ich ein Wörtchen mit ihm rede?«
»Am liebsten wäre es mir, wenn du ihn auf eine Insel voller starker, äußerst wählerischer Frauen verfrachtest«, sagte ich. »Dann käme er als ein anderer zurück.«
»Ich meine es ernst.«
»Das weiß ich, und ich liebe dich deswegen«, sagte ich. »Aber Worte würden gegen sein gusseisernes Ego nichts ausrichten. Wenn er noch mal näher als dreißig Meter an mich heran kommt, hast du von mir die Erlaubnis, ihn bewusstlos zu schlagen, okay?«
»Okay«, sagte Bill, doch seine Kiefernmuskeln sahen noch immer angespannt aus.
»Was sagst du zum Rest meiner Geschichte?« Ich hoffte, mit dieser Frage seine Stimmung etwas heben zu können. »Nun mach schon. Lach mich aus. Necke mich wegen meiner überbordenden Fantasie. Sag mir, dass ich wieder mal auf Vampirjagd bin. Ich werd’s schon verwinden.«
»Ich lache dich nicht aus. Und du bist nicht auf der Jagd nach einem Vampir.«
»Sicher.« Ich rollte die Augen. »Ich bin auf der Jagd nach einem Drachen, richtig? Gute Pointe, Bill.«
»Es gibt keine Pointe, Lori.« Bill blickte mich ruhig an. »Du liegst vollkommen richtig. Jemand will Calvin Malvern etwas antun.«
Das war das Letzte,
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