14 - Unheimliche Schwestern
mich
nicht töten, sondern fangen.«
Giles
war schlagartig besorgt. »Tatsächlich?«
»Ich
dachte erst, ich würde mir das einbilden, oder dass die irgendwie ziemlich
dämlich seien und noch nicht so ganz mitgekriegt hätten, wie die Nummer
zwischen der Jägerin und den Vampiren üblicherweise abläuft. Aber später habe
ich sie von meinem Schlafzimmerfenster aus vor unserem Haus rumlungern sehen.
Ich bin rausgelaufen und wollte sie kaschen, aber sie waren schon verschwunden.
Ich glaube, die spielen ein Spiel mit mir. Ich wollte das nur mal ansprechen…«
»Das
ist wirklich übel«, bemerkte Giles mit schneidender Stimme. »Warum hast du das
nicht gleich gesagt?«
»Sie
kamen mir so vor, als wären Sie mit Ihren eigenen Angelegenheiten ausreichend
beschäftigt. Außerdem dachte ich, die Sache wäre schon gelaufen. Und Mama Moon
befand sich nur einen Raum weiter. Also habe ich nur die wichtigsten Sachen
erzählt.« Sie wusste, dass das nicht sonderlich überzeugend klang.
Giles
runzelte die Stirn. »Lass mich nie wieder im Dunkeln tappen, Buffy.«
Buffy
schüttelte ihren Kopf. »Nie wieder, tut mir Leid. Versprochen!«
»Und
war da noch etwas?«
»Ja«,
bestätigte Buffy, »Allison Gianakous. Sie verhält sich komisch. Ich habe sie
nie wirklich gekannt, aber habe oft genug mit ihr geredet, um zu wissen, dass
sie im Augenblick total neben sich steht. Sonst war sie immer so schüchtern,
und jetzt reißt sie die Klappe ganz schön weit auf. Unangenehm. Glauben Sie,
dass vielleicht der Geist einer missbrauchten, gequälten Frau Besitz von ihr
ergriffen hat und nun in gewisser Weise entschlossen ist, die Besucher der
Highschool einer Stadt in Südkalifornien zu manipulieren und seine Rache
erlangen will, indem er darauf besteht, im Team der Jungs Basketball zu
spielen?«
Giles
Augenbrauen zogen sich zusammen.
»Vielleicht?
In gewisser Weise?«
»Buffy,
ich höre dich laut und deutlich…«
»Oh,
ein ganz schlauer psychoanalytischer Spruch.«
»…
und ich weiß, dass Allison normalerweise ein recht reserviertes Mädchen ist.
Aber was du da zur Kenntnis nimmst, ist bloß der Stress, der ihr momentan über
den Kopf wächst. Daran ist überhaupt nichts Übernatürliches.«
»Aber
wie können Sie da sicher sein? Etwas bei dieser ganzen Angelegenheit bereitet
mir eine Gänsehaut.«
»Vertrau
mir, Buffy. Die Sache mit Allison ist völlig normal. Die mit den Vampiren, die
dich fangen wollen, beunruhigt mich dagegen sehr. Es deutet daraufhin, dass sie
dich benutzen wollen, um etwas auszuhandeln, oder dich als entsetzlich
gefolterte Opfergabe zu verwenden planen. Du wirst unglaublich vorsichtig sein
müssen, noch mehr als sonst.«
Buffy
lief ein Schauer über den Rücken. Folter. Opfergabe. Das klang nicht gut. »Ich
besorg mir Rückendeckung«, sagte sie. »Ich sehe mal bei Angel vorbei und bitte
ihn, mir…«
Aber
Giles unterbrach sie. »Angel ist nicht in der Stadt. Ich habe ihn gestern Abend
nach Westen geschickt. Er geht Berichten über paranormale Vorkommnisse in einer
Wüstenhöhle nach. Ich glaube, es könnte sich dabei um Kräfte handeln, die sich
bündeln und uns früher oder später einen Besuch abstatten werden, wenn wir
ihnen nicht zuvorkommen.«
»Wie
lange wird er fort sein?«, fragte Buffy Giles, während die beiden die
Treppenstufen heruntergingen. »Wie lange dauert es, Höhlenkräften
zuvorzukommen?«
»Das
kann ich nicht sagen. Einige Tage. Eine Woche, vielleicht auch länger.«
»Und
er hat sich nicht einmal von mir verabschiedet?«
»Nein,
nun ja, das geschieht manchmal. Die Pflicht ruft, die Freundschaft gerät in
Vergessenheit.«
Freundschaft,
dachte Buffy. Wie steht’s mit Liebe? Ihr Herz zog sich plötzlich zusammen, doch
sie versuchte, den Schmerz zu unterdrücken. Angel liebte sie. Sie liebte ihn.
Er vertraute ihr und sie vertraute ihm. Er hätte sich von ihr verabschiedet,
wenn er die Gelegenheit gehabt hätte.
Die
Tür zur Bücherei öffnete sich und Ms. Moon schlenderte in den Raum. Sie hatte
ihr Haar adrett hochgesteckt und trug eine beeindruckende graue Kombination.
Buffy herzlich anlächelnd, sagte sie: »Nun ja, hallo da drüben, meine Liebe!
Schön, dich mal wieder zu sehen!« Dann ging sie in Giles’ Büro. Buffy bemerkte,
wie Giles ihr nachstarrte. Sein Mund stand offen.
»Ah,
daran liegt es also?«, fragte Buffy mit sanfter Stimme. »Haben Sie sich deshalb
dazu abstellen lassen, die Bücher wegzuräumen? Sie ist sehr schön, auf eine
aufgedonnerte Weise, aber ich
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