14 - Unheimliche Schwestern
Reinheit ihrer Aufgabe abgelenkt hätte, nämlich die Herzen der
Menschheit zu entfachen.«
»Ich
schätze mal, deswegen kleistern sie sich jetzt mit all dem stinkenden Parfüm
zu«, vermutete Cordelia. »Damals hat man es ihnen verboten. Jetzt machen sie
einfach all das, wonach ihnen der Sinn steht.«
»Das
erklärt auch ihre Besessenheit mit Edelsteinen«, sprach Buffy ihre Theorie aus.
»Sie holen all das nach, was ihnen so lange verwehrt blieb. Hier steht nirgendwo,
dass Mnemosyne keine Geschenke bekommen durfte, was vermutlich der Grund dafür
ist, dass sie sich offensichtlich nicht für Diamanten und derlei Zeug
interessiert.«
Sie
sahen einander an und starrten dann wieder auf den Computer.
»Okay«,
meinte Buffy, »wir wissen, wer sie sind. Aber wir brauchen mehr. Ein mächtige
Portion mehr. Zum Beispiel, wie wir sie uns vom Hals schaffen können.« Wir
haben es bislang noch nie mit Göttern zu tun gehabt, dachte sie. Giles’ Hilfe
käme jetzt echt gut!
»Ich
bezweifle, dass wir die Infos im Internet finden«, kommentierte Oz.
»Vielleicht
gibt es Sites, die sich mit dem Okkulten befassen und vielleicht auch
schildern, wie man Monster tötet, aber Göttinnen gelten üblicherweise nicht
unbedingt als Monster.«
Buffy
wechselte ihren Sitzplatz mit Oz. Sie studierte die Informationen.
Irgendwo
musste etwas verborgen sein, ein Schlüssel, den sie nur drehen musste, um
endlich ein wirksames Mittel gegen die Moons in der Hand zu haben. Mit
Sicherheit würden sie nicht auf ewig auf die Gnade der Gottheiten angewiesen
sein. Soweit wollte sie es gar nicht erst kommen lassen.
Und
dann sah sie es. »Hier!«, sagte sie und tickte gegen den Monitor. »Die
Inspiration!«
Oz
und Cordelia beugten sich vor.
»Die
Musen lieferten den Menschen die Inspiration für die Künste und
Geisteswissenschaften«, erklärte Buffy. »Hier steht, dass Inspiration nichts
anderes als ›Atem‹ bedeutet. Jedesmal wenn ein Schüler oder ein Erwachsener den
Atem der Moons inhaliert hat, stand er binnen kürzester Zeit unter ihrer
Kontrolle! Mit uns ist alles in Ordnung, weil wir sie nicht zu nah an uns
herankommen lassen und somit ihren Atem gar nicht inhalieren können.«
»Prima!«,
befand Cordelia. »Also… und wie vernichten wir sie nun?«
»Keinen
blassen Schimmer«, gestand Buffy. Sie lehnte sich zurück und streckte sich.
Ihre Schultern und ihr Nacken waren verspannt. »Sie sind schnell und clever,
und ihre Wunden heilen sofort. Aber es muss einen Weg geben. Sogar Achilles
hatte seine verletzliche Ferse.«
»Ich
frage mich, was ihr Schwachpunkt ist«, murmelte Oz.
Buffy
starrte auf den Bildschirm, bis die Worte vor ihren Augen verschwammen. Doch
sie konnte dort keine Antwort finden.
Er
fragte sich, wann Mo ihn befreien würde. Sein Verweilen an diesem muffigen,
unterirdischen, mit Kisten vollgestellten Ort kam ihm schon wie eine halbe
Ewigkeit vor, ja, in der Tat, so war es. Nur die Vorstellung ihres lieblichen
Gesichtes, ihres warmen Lächelns und ihres süßen Atems spendete ihm Trost. Sie
würde ihn befreien, dessen war er sich gewiss. Sie würde ihn nicht mehr lange
allein sein lassen.
Giles
lag auf seinem aus einem Haufen Schlafsäcke aufgeschichteten Ruheplatz und
blickte sehnsüchtig aus dem schmutzigen Fenster, das sich gerade mal auf
Bodenhöhe befand. Er konnte den Rasen eines Vorgartens sehen, eine Reihe an
Pfählen befestigter Rosenbüsche, die Stämme von mehreren Bäumen und
Eichhörnchen, die auf der Suche nach Essbarem munter umherhuschten.
Sonnenstrahlen tanzten über den Erdboden und brachen durch das Fensterglas hin
zu seinem Gesicht. Sie war irgendwo dort draußen. Und sie würde ihn finden. Er
hatte keine Angst.
Er
wusste, dass Buffy Summers ihn an diesem Ort eingesperrt hatte. Sie hatte seine
Hände und Knie gefesselt und ihm den Mund geknebelt. Anschließend hatte sie
etwas zu ihm gesagt, ihm einen Grund für seine Inhaftierung genannt, aber er
konnte sich nicht mehr erinnern, was genau sie gesagt hatte und ob es einen
Sinn gemacht hatte.
Aber
letztlich war das auch egal. War Buffy egal. War alles egal. Das Einzige, was
für ihn zählte, war es, mit Mo zusammen zu sein und das zu tun, was sie von ihm
verlangte.
Giles’
verschmutzte Brille war verrutscht und er verzog die Nase, um sie wieder
zurechtzurücken.
»Befreie
mich«, brabbelte er in seinen Knebel. Die Worte kamen verstümmelt und
undeutlich, aber er wusste, dass sie ihn hören würde. Dass sie ihn verstehen
würde. Dass sie
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