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140 - Die Loge des Gehenkten

140 - Die Loge des Gehenkten

Titel: 140 - Die Loge des Gehenkten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Hand entgegengestreckt und zerstreut gesagt: »Oh, hallo, wie gehts’s? Nett, Sie kennenzulernen.«
    Er beachtete mich nicht mehr, drehte an Knöpfen, schob Reglerhebel hin und her, führte Selbstgespräche. Aber er mußte wirklich gut sein, sonst hätte Lance Selby mit ihm nicht zusammengearbeitet.
    In den vergangenen zwei Wochen hatte Lance zahlreiche Kollegen zu Rate gezogen, einige waren sogar aus dem Ausland gekommen, doch keiner hatte in das Teamwork soviel eingebracht wie Professor Reeves.
    Als Lance mir das erzählte, bewog es mich, über vieles hinwegzusehen. Wir konnten uns ganz offen über Brian Reeves unterhalten, er hörte uns ohnedies nicht zu.
    Auf einer großen Arbeitsfläche standen zahlreiche geheimnisvolle Geräte. Jene, die am verrücktesten aussahen, hatte Reeves persönlich entwickelt. Ich sah Drähte und Glaslinsen, Prismen, die Lichtstrahlen brachen, ein Ding, das wie ein Lötkolben aussah, ein anderes, das ich für eine Fahrradpumpe gehalten hatte.
    Ein Kohlestift zitterte über einen Papierstreifen und machte magische Wellen sichtbar. Es gab aber auch so banale Dinge wie einen Oszillographen und eine TV-Kamera, einen Monitor und ein Lasergerät.
    Magische Zeichen und Symbole wurden in den blauen Kristall eingespiegelt. Drei Stahldornen hielten ihn fest. Sie waren so dünn, daß man sie übersehen konnte. Auf den ersten Blick hatte es den Anschein, der Zeitkristall würde schweben.
    Lance hielt sich nicht damit auf, mir das verzwickte Verfahren zu erklären, und ich war ihm dafür dankbar, denn so brauchte ich Brian Reeves’ verschrobene Gedankengänge nicht nachzuvollziehen. Ich hegte den leisen Verdacht, daß nicht einmal mein Freund so ganz durchblickte.
    Wie auch immer, was zählte, war, daß wir gewissermaßen auf der Schwelle zum Erfolg standen.
    Es fehlte nur noch ein kleiner Schritt, und den wollte Lance nicht ohne mich tun.
    Ich schaute auf den Monitor, »Erinnert mich an die Übertragung von der ersten Mondlandung«, sagte ich.
    »Sieh genau hin, Tony«, verlangte Lance.
    Ich trat näher heran.
    »Was du auf dem Monitor siehst, zeigt uns der Kristall«, erklärte Lance Selby. »Die TV-Kamera nimmt es auf und überträgt es auf den Bildschirm.«
    Ich gab mir redlich Mühe, etwas zu erkennen. Da waren Linien. Sie bildeten einen Quader, in dem sich etwas Längliches befand. Was mochte das sein?
    Ich rätselte herum. Lance sagte es mir nicht. Er wollte mich nicht beeinflussen. Ich sollte selbst daraufkommen, und ich schaffte es, obwohl die ganze Geschichte schlimm verschwommen und verschleiert war.
    »Was siehst du?« wollte Lance wissen.
    »Mensehenskind, Lance, ist es euch gelungen, zwischen dem blauen Kristall und Mr. Silver eine Verbindung herzustellen? Ist das, was auf diesem Monitor zu sehen ist, der Eisblock, in dem sich Mr. Silver befindet?«
    Lance nickte, und mein Herz machte einen Freudensprung.
    ***
    Andrew Fields Herzschlag setzte aus, als ihm Raquel Quater ihre bleiche Knochenfratze zuwandte.
    Mein Gott, sie lebt! schrie es in ihm. Die Kraft des unseligen Zaubers ist nicht gebrochen!
    Das Skelett setzte sich langsam in Bewegung. Field war so aufgeregt, daß er völlig vergaß, abzudrücken.
    Schieß! So schieß doch! befahl ihm eine innere Stimme. Oder lauf weg!
    Aber er tat weder das eine noch das andere, und die Knochenfrau kam immer näher. Wie gelähmt stand der Tischler da, die Waffe im Anschlag, unfähig zu schießen.
    »Warum drückt er denn nicht ab?« preßte Lorne Caney heiser hervor. »Wie lange will er damit noch warten?«
    »Er kann nicht«, sagte Quincey York.
    »Was heißt, er kann nicht?«
    »Die Angst lähmt ihn.«
    »Dieses verdammte Weib wird ihn umbringen!« stöhnte der Klempner. »Wir… wir müssen irgend etwas tun… irgend etwas…«
    Andrew Field riß sich zusammen. Er begriff, was für ihn auf dem Spiel stand und daß er sich selbst helfen mußte. Der Schweiß brannte in seinen Augen.
    Er sah das Gerippe nur noch verschwommen und konnte die Entfernung nicht mehr abschätzen. Wie viel Schritte trennten Raquel noch von ihm?
    Er wußte es nicht, raffte sich dazu auf, den Finger zu krümmen. Das Krachen des Schusses machte ihn halb taub, und der Rückstoß hätte ihn beinahe umgehauen.
    Raquel Quater bekam die volle Ladung ab, und die Wirkung war erfreulich und verblüffend.
    Der Schuß »zerlegte« das Skelett buchstäblich in seine Bestandteile. Die Knochen wurden zurückgeschleudert und hochge wirbelt. Nichts hielt sie mehr zusammen, keine

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