1400 - Die Templerbraut
klaren Himmel, auf dem die Sterne funkelten. Der Mond war dabei, seinen Kreis zu bilden, aber bis dahin dauerte es noch etwas.
Eine Gefahr drohte ihm nicht. So zog sich Godwin de Salier zurück und schloss das Fenster wieder. Jetzt freute er sich auf die Einsamkeit, die er unbedingt benötigte.
Er ging wieder zurück an seinen Platz und stellte den Würfel vor sich auf den Tisch. Als er einen Blick auf die Uhr warf, stellte er fest, dass die Tageswende längst überschritten war. Er dachte darüber nach, ob er auch den richtigen Weg einschritt. Sich dem Würfel anzuvertrauen, war zwar nicht gefährlich, aber dieser geheimnisvolle Gegenstand hatte schon für so manche Überraschung gesorgt, und bestimmt nicht nur positive.
Er wartete und schaute sich den Würfel des Heils an, wie er auch genannt wurde. Um überhaupt dessen Kräfte zu aktivieren, musste er einen Kontakt zu ihm bekommen, und deshalb legte er beide Hände auf die Seiten des dunkelroten bis violetten Gegenstands, der sich weder warm noch kalt anfühlte, sondern neutral.
Godwin des Salier atmete tief durch. Er konzentrierte sich. Er brauchte die innere Ruhe, um mit dem Würfel Kontakt aufnehmen zu können.
Zunächst tat sich nichts. Das machte Godwin nicht nervös, denn er kannte das Spiel. Der Würfel brauchte erst eine gewisse Wärme.
Godwin wollte so etwas wie einen Einheit zwischen sich und ihm herstellen.
Die Zeit rann dahin. Er spürte die glatte Oberfläche unter seiner Haut, aber es passierte in den ersten beiden Minuten nichts. Bis ihn plötzlich ein warmes Gefühl überkam. Das drang von innen immer weiter in ihm hoch. Seine Hände transportierten es weiter, sodass sein Körper bald davon erfüllt war. Und er sah auch, dass sich innerhalb des Würfels etwas veränderte. Zuerst glaubte er, das sich die Farbe bewegte, doch das war ein Irrtum. Es ging nicht um die Farbe, sondern um etwas anderes, dass aus der Tiefe des Würfels in die Höhe stieg, um schließlich mit dem Menschen eine Einheit zu bilden.
Godwin de Salier überkam der Eindruck, dass er mit dem Gürtel verschmolz. Es war für ihn stets ein erhebendes Gefühl, und noch immer dachte er dabei an ein kleines Wunder.
Er vergaß, wo er war. Er ›schwamm‹ zwar nicht weg, doch die Welt um ihn herum schien sich aufzulösen. Sie war plötzlich nicht mehr vorhanden. Es gab nur noch ihn und den Würfel, und es gab die Bewegungen in diesem rätselhaften Gegenstand, die von Sekunde zu Sekunde immer deutlicher hervortraten.
Etwas Helles zeichnete sich darin ab, und Godwin konnte seinen Blick nicht mehr abwenden. Plötzlich war ihm klar, was das zu bedeuten hatte. Der Würfel hatte ihn akzeptiert. Er war bereit, ihm eine Botschaft zu senden, und jetzt wuchs die Spannung in dem Templer fast bis ins Unermessliche.
Im Würfel bewegten sich hellere Punkte. Bei genauem Hinsehen stellte der Templer fest, dass es keine Punkte waren, sondern Schlieren, die eine bestimmte Botschaft transportierten. Sie waren gefüllt mit Informationen, und Godwin ging davon aus, dass sie einzig und allein auf ihn zugeschnitten waren.
Die Spannung in ihm wuchs. Er spürte das Kribbeln auf seinem Rücken. Und in seinem Kopf merkte er, dass sich etwas anderes mit ihm in Verbindung gesetzt hatte.
Er konnte nicht genau sagen, was es war, aber er horchte weiterhin in sich hinein.
Was würde kommen? Was lauerte in seiner Nähe und war bereit, mit ihm Kontakt aufzunehmen?
Er wollte Antworten. Er wartete auf eine Botschaft, und die gab es tatsächlich für ihn.
Godwins Blick war starr auf die Oberfläche des Würfels gerichtet.
Er wollte etwas Bestimmtes sehen und wurde nicht enttäuscht, denn auf eine gewisse Art und Weise ›öffnete‹ sich ihm der Würfel. Er gab einen Blick frei auf das, was ihn erwartete, und Godwin spürte in seinem Innern ein hartes Ziehen.
Um sein Herz herum zog sich etwas zusammen. Das Bild, das ihm der Würfel zeigte, war nicht genau zu erkennen. Man konnte es als verschwommen bezeichnen, aber so blieb es nicht, denn die hellen Schlieren zeigten bald ein Bild.
Es gab dort so etwas wie einen Schatten, der eine menschliche Form bekommen hatte.
Der Templer konzentrierte sich voll und ganz auf das Bild im Würfel, das etwas Besonderes zeigte und auch etwas Schlichtes.
Ein Umriss, der eine menschliche Gestalt darstellte. Eine bestimmte allerdings.
Der Templer hielt den Atem an, als er sah, um was es sich handelte. Es war eine Frau…
***
Nein, Godwin erwachte nicht aus seiner Trance. Er
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