1400 - Die Templerbraut
trotzdem entgegen und meldete sich mit einem neutralen »Bitte sehr…«
»Ich bin es wieder.«
Ignatius seufzte. »Ja, Sie wurden mir bereits angekündigt.«
»Und?«
»Ich kann Ihnen noch immer nichts sagen.«
Die Frau lachte. Es klang leicht hysterisch. »Sie wollen mir nichts sagen, Father!«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Weil Sie die einzige Spur sind, die ich habe. Nur Sie können mir helfen und mich weiterbringen. Deshalb rufe ich ja an. Und glauben Sie mir, ich befinde mich tatsächlich in einer Notlage. Jemand wie ich will gern wissen, woran er ist. Das müssen Sie doch auch begreifen.«
»In der Tat, das begreife ich auch. Aber Sie müssen es mir glauben, meine Liebe, es geht nicht.«
»Doch, es geht. Sie wissen Bescheid.«
Ignatius hätte am liebsten aufgelegt. Dazu war er allerdings zu höflich. »Und wenn ich Bescheid wüsste, ich kann Ihnen trotzdem nicht helfen. Es tut mir Leid.«
Die Anruferin ließ nicht locker. »Sie wollen es einfach nicht.«
»Das kann auch sein. Es gibt gewisse Dinge, die sollten geheim bleiben. Das müssen Sie verstehen.«
»Aber ich muss es finden.«
»Lassen Sie es lieber sein. Das ist ein guter Ratschlag. Gewisse Dinge sollte man im Dunkeln lassen.«
»Nein, Father, das mache ich nicht.«
Ignatius verdrehte die Augen. »Madame Blanc, ich bitte Sie. Seien Sie vernünftig.«
»Das kann ich nicht«, hörte Ignatius die leise Stimme. »Nein, das ist mir nicht möglich. Ich kann nicht die Vernunft annehmen, die Sie von mir fordern.«
»Was ist dabei das Problem?«
»Ich bin völlig durcheinander, verstehen Sie das doch endlich. Ich habe das tiefe Gefühl, einen Wink des Schicksals bekommen zu haben, und dem muss ich einfach nachgehen. Alles andere ist nicht mehr wichtig für mich. Da wurde mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Das ist einfach grauenhaft.«
»Da stehen Sie nicht allein, Madame Blanc. Das geht vielen Menschen auf dieser Welt so.«
»Ja, schon, aber meine Probleme laufen in eine ganz andere Richtung. Zudem bin ich davon überzeugt, verfolgt zu werden. Man ist hinter mir her, aber das habe ich Ihnen schon gesagt.«
»Und wer soll das sein?«
Wieder vernahm Ignatius ein Lachen. »Wenn ich das wüsste, ginge es mir besser. Eine geheimnisvolle Macht, glaube ich.«
»Ist das nicht ein wenig zu unbestimmt?«
»Ja, mag sein. Ich würde es gern konkretisieren, wenn ich es könnte. Aber es ist mir nicht möglich. Deshalb benötige ich zwei Dinge. Zum einen Hilfe und zum anderen Aufklärung, um was es in meinem jetzigen Leben wirklich geht.«
»Was denken Sie denn?«
»Das weiß ich nicht. Himmel, ich habe mich an einen Priester gewandt. Das tat ich nicht grundlos. Es war ein Vertrauter aus Ihren Kreisen. Er hat mir einen Tipp gegeben. So ist es dazu gekommen, dass ich mich mit Ihnen in Verbindung setzen konnte, Father, und jetzt mauern Sie. Aber was sage ich da? Das habe ich Ihnen schon alles erzählt. Ich will mich nicht immer wiederholen. Ich möchte nur eine Spur finden, die mich zum Ziel führt, damit ich endlich Bescheid weiß. Alles andere ist für mich unwichtig geworden.«
Father Ignatius lehnte sich zurück. »Bitte, Madame Blanc, belassen Sie es dabei. Tun Sie sich selbst den Gefallen. Es ist wirklich besser.«
»Das kann ich nicht. Auch wenn sie mich beknien, aber es sitzt einfach zu tief in mir. Ich bin bereits involviert. Die andere Seite hat etwas bemerkt, wer immer sie auch sein mag. Ich fühle mich nicht mehr sicher in meinem Leben. Ich werde gejagt und eingekreist. Ich weiß, dass es um die Templer geht, Father, und mir ist bekannt, dass Sie sich bei ihnen auskennen. Bitte, ich brauche einen Kontakt. Ich weiß, dass es sie noch gibt, und deshalb möchte ich von Ihnen gern einen Namen oder eine Adresse wissen, an die ich mich wenden kann.«
Ignatius überlegte. »Warten Sie einen Augenblick«, bat er die Anruferin. »Möglicherweise kann ich etwas für Sie tun.«
Er sagte noch nichts, sondern lauschte erst in sich hinein. Ignatius war ein Mensch, der sich auf seine Intuition verließ. Die Anruferin schien ihm nicht falsch zu sein, sie machte ihm auch nichts vor. Sie war ein Mensch, der tatsächlich unter Druck stand und nun herausfinden wollte, was ihr Schicksal war. Möglicherweise war es ja tief in der Vergangenheit verankert und hatte tatsächlich mit den Templern zu tun.
Father Ignatius war jemand, der auch hinter die Kulissen schaute und einen Blick für Dinge besaß, über die andere Personen nur den Kopf
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