1401 - Das Blutversprechen
Glaubens geworden, und hier waren ihr Jahrhunderte später zahlreiche Kirchen geweiht worden. So erzählte es die Geschichte. Beide hatten sich in Frankreich niedergelassen und ihre Spuren hinterlassen.
Auch in dieser Höhle?
Es gab keinen Beweis für mich, aber ich konnte auch nicht mit dem Gegenteil dienen. Also musste ich davon ausgehen, dass die Dinge stimmten, und wehrte mich nicht dagegen.
Ich konzentrierte mich auf die Gesichter der Personen. Man konnte sie nicht als glatt bezeichnen, das war bei dieser Malerei auf rissigem Gestein nicht möglich. So wirkten die Gesichter der Personen alle irgendwie gleich. Auch Maria Magdalena war nicht mit einem Heiligenschein gemalt worden. Sie sah aus wie jede andere Frau und wurde in der Szene nicht bewusst hervorgehoben.
Das geschah mehr mit ihrem Begleiter, der in dieses neue Land hineinwies und damit andeutete, welcher Weg in der Zukunft genommen werden musste.
Ich trat noch näher an das Bild heran, weil ich das Gesicht der Maria Magdalena besser erkennen wollte. Ich suchte nach einer Gleichheit zwischen der lebenden und der toten Person, aber auch da hatte ich Pech. Die gemalte Figur war neutral gehalten worden.
Ich drehte mich wieder um. Sophia und Godwin hatten mich beobachtet und sich dabei nicht von der Stelle bewegt. Erst jetzt sprachen sie mich an, und der Ernst in ihren Stimmen war nicht zu überhören.
Leider redeten sie durcheinander, so konnte ich zunächst kaum etwas verstehen. Es änderte sich, als Godwin das Wort übernahm.
»Nun, was ist deine Meinung?«
Ich hob ein wenig die Schultern an. »Das Bild kenne ich in verschiedenen Variationen. Ich kenne auch die Geschichten, die sich um die Landung drehen, und ich denke mir, dass man sich hier an die Tatsachen gehalten hat.«
»Es ist die echte Maria Magdalena«, erklärte Sophia Blanc, »das spüre ich. Sie ist hier präsent. Ihr Geist ist nicht aus dieser Höhle geflohen. Er hält sich in dieser ersten Kirche auf. Hier musste sie sich verstecken, denn das Land war nicht leer. Es gab Feinde, aber das hat sie nicht weiter gestört, und ich weiß, dass man den Körper vernichten kann, doch der Geist existiert weiter.«
»Ja, das denke ich auch.«
Sophia sprach weiter: »Er hat mich geleitet und auch begleitet. Schon als Kind habe ich etwas gespürt. Ich bin immer anders gewesen als die anderen Kinder in meinem Alter. Ich war auch ernster und introvertierter. Ich wusste damals nur noch nicht, was tatsächlich mit mir war. Aber nun habe ich es erfahren.«
»Ja, das sehe ich auch so.«
»Sie ist eine wunderschöne Frau gewesen«, erklärte Godwin und nickte dazu. »So schön wie meine.«
Da wollte ich nicht widersprechen. Noch immer hielt mich die Faszination umfangen, aber ich dachte auch daran, auf welch ungewöhnlichem Weg wir in die Höhle gelangt waren. Nun aber mussten wir an den Rückweg denken, und genau dieses Thema sprach ich bei meinen Freunden an.
»Wie schaffen wir den Rückweg?«
Godwin gab die Antwort nach einem Lächeln. »Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich fand es einfach zu faszinierend und bin froh, hier sein zu dürfen.«
»Aber es ist nicht dein Platz.«
»Ich weiß.«
»Also müssen wir zurück.« Mit dem nächsten Satz deutete ich bereits eine Lösung an. »Wenn wir uns wirklich an der Küste Südfrankreichs befinden und das auch in unserer Zeit, dann müsste es nicht schwer sein, eine Ansiedlung zu finden. Schließlich ist das Land nicht mehr so dünn besiedelt wie vor zweitausend Jahren.«
»Sich auf die Suche zu machen wäre eine Möglichkeit«, stimmte mir der Templer zu.
»Wo bleibt dein Aber?«, fragte ich.
»Das kommt noch, keine Sorge. Ich denke daran, dass uns der Knochensessel hergeschafft hat. Er akzeptierte meine Frau, und deshalb meine ich, dass er uns auch wieder zurückholen sollte.«
Ich lächelte etwas mokant. »Du machst es dir leicht.«
»Das weiß ich. Aber eine andere Möglichkeit sehe ich nicht. Da muss ich passen.« Er wandte sich an seine Frau. »Oder siehst du das anders?«
»Nein, sicherlich nicht. Ich will auch zurück. Wir müssen unser neues Leben in die Hände nehmen, und wir dürfen auch nicht vergessen, dass wir Feinde haben.«
»Ja, daran denke ich immer.« Sophia musste lachen, was uns verwunderte. Als wir sie nach dem Grund fragten, schüttelte sie den Kopf und sagte: »Ich habe soeben daran gedacht, dass jetzt einer von uns ein Handy aus der Tasche holt und anruft. Das wäre wirklich eine sagenhafte
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