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1401 - Das Blutversprechen

1401 - Das Blutversprechen

Titel: 1401 - Das Blutversprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Grund. Nie hatte sich das Kreuz bisher von allein »gemeldet«. Da hatte es immer einen Grund gegeben, und auch jetzt war er vorhanden.
    Obwohl ich den Beweis noch nicht erhalten hatte, ging ich davon aus, dass es mit dem Bild in einem direkten Zusammenhang stand oder mit Sophia, der Wiedergeborenen.
    Da es in meiner Umgebung sehr still war, hörte ich die leisen Schrittgeräusche hinter mir. Es war der Templer, der zu uns trat und neben uns stehen blieb. Er schwieg. Ich merkte nur, wie er mich am Arm berührte, um zu dokumentieren, dass es ihn gab.
    Bisher war nicht viel passiert, abgesehen von einem leuchtenden Kreuz, das ich in der Hand hielt. Sophia hatte mich aus den Augenwinkeln beobachtet, und jetzt, da mein Kreuz frei lag, drehte sie sich mit einer sehr langsamen Bewegung nach rechts.
    Sie sah das Kreuz. In ihrem Gesicht zeigte sich kein Erschrecken, nur ein Erstaunen, das sich in den Augen widerspiegelte.
    Für mich war der Zeitpunkt gekommen, um sie anzusprechen.
    »Kennst du es? Kannst du damit etwas anfangen? Weißt du noch um seine Bedeutung?«
    Sie zögerte mit der Antwort. Aber ihr Blick war nicht abweisend oder skeptisch. Sie merkte genau, dass ich etwas ungemein Wertvolles in der Hand hielt, und ich hörte sie tief durchatmen.
    Der Geschichte nach war sie die Erste am Grab gewesen. Sie hatte den Erlöser auch sterben sehen, aber all diese Gedanken schob ich beiseite und konzentrierte mich auf Sophia, die nach meinem Kreuz griff.
    Sollte ich es ihr geben?
    Ich zögerte. Noch hatten ihre Finger das Kreuz nicht berührt, und ich hatte noch Zeit, es aus der »Gefahrenzone« zu ziehen, aber ich vertraute meinem Gefühl und gab es ab.
    Sophia nahm es in ihre rechte Hand. Um uns herum herrschte ein tiefes Schweigen. Die Fackeln gaben immer noch ihr Licht ab, aber wir hörten ihr leises Fauchen nicht mehr, weil wir uns voll und ganz auf das andere Geschehen konzentrierten.
    Sie hielt das Kreuz in der rechten Hand, und es kam mir vor, als hielte sie einen Siegerpokal fest. Ich konzentrierte mich auf ihr Gesicht, weil sich dort die Gefühle des Menschen am ehesten zeigten, und wartete darauf, wie sie reagierte.
    Zuerst passierte nichts. Sie hielt sich das Kreuz vor ihr Gesicht.
    Dann aber öffnete sie den Mund noch weiter, und diesmal sprach sie nicht, sondern seufzte.
    Es war ein tiefes, lang gezogenes Geräusch. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, aber ich sah, dass sich ihr Gesichtsausdruck veränderte.
    Plötzlich lächelte sie.
    Es war ein warmes und zugleich wunderbares Lächeln, das über ihre Lippen glitt. Man konnte es auch als Lächeln der Freude und der Begeisterung ansehen, und so fiel mir ein Stein vom Herzen.
    So etwas wie ein kleines Wunder geschah in diesem Moment.
    Ich hatte das Kreuz nicht aktiviert.
    Ich erkannte, dass es sich jetzt von allein aufbaute. Oder es lag an Sophia, dieser geheimnisvollen Frau, die meinen Talisman mit beiden Händen umklammerte und nur noch Augen dafür hatte?
    Das Kreuz strahlte auf. Es verlor seinen matten Glanz, und es wurde in ein Strahlen gehüllt, das die Höhle erhellte und das Feuer der Fackeln vergessen ließ.
    Sie und das Kreuz!
    Es war fantastisch. Sie schien nur darauf gewartet zu haben, es in ihren Besitz zu bekommen. Die Strahlen erreichten auch ihr Gesicht und ließen sie wirklich so aussehen, wie man sich eine Heilige vorstellt, die von einem Schleier aus Licht umgeben ist.
    Sophia stand im Licht. Sie schien davon getragen zu werden. Sie sah so ehrfurchtsvoll aus, und sie konnte ihre Blicke nicht von diesem einmaligen Gegenstand lassen.
    Ich hätte gern gewusst, welche Gedanken ihr wohl jetzt durch den Kopf gingen, doch ich schaffte es nicht, ihr eine Frage zu stellen, weil meine Kehle wie zugeschnürt war.
    Es sah wirklich so aus, als wollte sie das Kreuz an ihre Lippen drücken, doch so weit kam es nicht. Stattdessen nahm die Intensität des Lichts noch mehr zu. Es hüllte jetzt ihren gesamten Körper ein.
    Sophia Blanc war zu einer ätherischen Erscheinung geworden. Und doch gab es sie als Körper, aber er wurde immer weiter zurückgedrängt, obwohl sie an derselben Stelle stehen blieb.
    Godwin stieß mich an. »Verflixt, John, was hat das zu bedeuten?«
    Ich hob die Schultern und sagte leise: »Eine Erinnerung, Godwin. Es ist möglich, dass sie das Kreuz aus der alten Zeit kennt. Es ist ja durch einen Propheten erschaffen worden, der genau vorausgesehen hat, was passieren würde.«
    »Stimmt, John. Aber zur Zeitenwende ist es doch

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