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1403 - Die fliegenden Menschen

Titel: 1403 - Die fliegenden Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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teilnahmslos auf dem Boden. Am Tor stand ein Wächter, ein Sashoy, aber er lehnte an einem Pfosten und döste vor sich hin.
    Sklaven wie diese brauchte man nicht mehr zu bewachen - jedenfalls schien es so.
    Covar Inguard ging langsam am Zaun entlang, bis er an jene Stelle kam, die er sich schon damals, bei seiner Ankunft, gemerkt hatte - damals mit ganz anderen Absichten als heute. Die Pfosten, die das Zeltdach zu halten hatten, waren dick und fest, und an einer Stelle stand einer von ihnen ein wenig schräg. Dadurch klaffte zwischen dem Zaun und dem Zeltdach ein schmaler Spalt, gerade breit genug, daß ein geschickter Mensch sich hindurchzwängen konnte - wenn er nicht zu dick dazu war.
    Und Covar Inguard war noch nie in seinem Leben magerer gewesen als jetzt.
    Noch einmal ein Blick in die Runde - es war alles ruhig. Er stieg lautlos an dem Pfosten hinauf, erreichte das Zeltdach, tastete nach dem Tau, das auf der anderen Seite im Boden verankert war, und bekam es zu fassen. Er dachte daran, daß er damals tatsächlich gemeint hatte, er könne mit diesem Dach davonfliegen - was für eine dumme Idee. Es hätte niemals funktioniert.
    Heute war er klüger. Er kroch durch den Spalt und glitt behutsam an dem Tau entlang. Als er den Boden erreichte, blieb er regungslos liegen und lauschte.
    Nichts - niemand hatte ihn bemerkt. Er lächelte in der Dunkelheit.
    Niemand hatte die Sklaven gezählt.
    Wahrscheinlich würde man nicht einmal merken, daß er verschwunden war.
    Er kroch über den Boden, bis er sicher war, daß der Wachtposten ihn nicht mehr bemerken konnte. Dann ging er durch den dünnen Schneeregen in jene Richtung, in die Dor-Haran sich gewandt hatte. Der Weg war weit, aber der Gedanke an seine Heimat verlieh ihm neue Kräfte. Er ging vorwärts, bis er das Schiff sah.
    Riesengroß und dunkel ragte es vor ihm auf. Nur an einer Stelle dicht über dem Boden glomm ein Licht.
    Er dankte Ter-Feng, der ihm zu einigen Kenntnissen über die Raumschiffe der Sashoy verhelfen hatte.
    Das Licht kennzeichnete die Hauptschleuse. Covar pirschte sich vorsichtig heran und hielt Ausschau nach einer Wache. Er konnte niemanden entdecken.
    Und weil er den günstigen Moment nutzen wollte, rannte er lautlos die Rampe hinauf.
    Er wußte, wie er die nach drinnen führende Tür öffnen konnte - es gehörte zu den Aufgaben von Sklaven, alle möglichen Türen für ihre Herren zu öffnen.
    Ungesehen gelangte er in das Schiff hinein
     
    5.
     
    Für einen Augenblick hatte er Mühe, in die Wirklichkeit zurückzufinden. Er lag im Dunkeln, und das leise Rauschen erinnerte ihn an die Geräusche, die das Raumschiff während des Fluges erfüllt hatten - zumindest in jenem Lagerraum, in dem er sich versteckt gehalten hatte.
    Dann erkannte er, daß es regnete - ungewöhnlich für diese Jahreszeit, jedenfalls in dieser Stärke. Die Tropfen trommelten auf das Drachenleder, unter dem er lag.
    Er hatte es trocken und warm, und er fragte sich, wie es den Fremden gehen mochte. Ihre Kleidung sah nicht so aus, als würde sie ihnen genügend Schutz bieten, aber dieser Eindruck konnte täuschen. Er hatte auch die Anzüge der Sashoy anfangs falsch eingeschätzt. Später hatte er erkannt, daß diese dünnen Hüllen besser wärmten als der dicke Pelz der Quimons. Danach hatte er sich um so mehr darüber gewundert, daß die Sashoy es nötig hatten, Pelze zu rauben. Erst viel später hatte er begriffen, daß es zu einem Phänomen gehörte, das man Mode nannte, wenn die Sashoy ihre glänzenden Kleidungsstücke durch Pelze zu ergänzen versuchten.
    Er beschloß, sich nicht weiter um die Fremden zu kümmern. Sie würden in den kurzen Stunden, die noch bis zum Morgen vergehen mußten, nicht gleich erfrieren.
    Außerdem - was ging es ihn an?
    Sie waren nicht gekommen, um den Bewohnern von Bugaklis zu helfen.
    Wahrscheinlich waren sie auf ihre Art genauso skrupellos wie die Sashoy.
    Und er haßte die Sashoy. Die Zeit hatte daran nichts ändern können.
    Es war nicht leicht gewesen, sich in einem Raumschiff, von dem er genausowenig verstand wie ein Sashoy vom Umgang mit einem Hängegleiter, tagelang zu verstecken.
    Der Gedanke an eine Rückkehr nach Bugaklis hatte anfangs Kräfte in ihm mobilisiert, von denen er noch nicht einmal geahnt hatte, daß sie ihm nach all dem Elend noch geblieben waren. Aber die Wärme im Schiff, die Dunkelheit in den Laderäumen, die er auf der Suche nach Wasser und Nahrung durchstreifte, der Umstand, daß niemand von der Besatzung herunterkam -

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