1404 - Der Weg in die Hölle
da hast du Recht.«
»Bevor du anfängst, sag Dagmar Bescheid. Sie hat bereits auf meinem Handy angerufen…«
»Man hat mir meines weggenommen.«
»Wer?«
»Wahrscheinlich die Wirtin.«
»Weißt du, wo sie ist?«
Harry lachte. »Und ob ich das weiß. Aber die Geschichte erzähle ich euch gleich.«
Zuerst rief er an. Wir schauten auf Dieter Schwarz, der sich um den neuen Gast nicht kümmerte und sich mit den Typen am anderen Ende der Theke unterhielt.
»Also doch die Wirtin«, flüsterte Eberle. »Man hätte es sich auch denken können.«
»Gut, ich rufe dich wieder an, Dagmar. Wird schon werden.« Harry gab mir das Handy zurück. »Ich hoffe, dass ich sie beruhigt habe.« Er griff nach einem Glas. »Gehört das dir, John?«
»Ja.«
»Danke.« Er setzte es an und trank es leer. »Verdammt noch mal, das habe ich jetzt gebraucht. Mit Wasser und Brot im Keller zu stecken, ist auch nicht der wahre Jakob.«
»Wieso das denn?«, fragte Glenda.
»Das werde ich euch jetzt erzählen. Ich habe allmählich das Gefühl, dass hier nichts mehr so ist, wie es scheint. Sogar die Toten irren hier durch den Ort.«
Es lachte keiner von uns, denn Harry Stahl sagte so etwas nicht zum Spaß. In der nächsten Zeit waren wir Zuhörer und erfuhren, was ihm nach Verlassen des Heimatforschers passiert war.
Die Sache mit den Toten, der Niederschlag, die Zeit im Keller, die Gestalten auf der Treppe… Das alles passte zusammen, aber wir wussten nicht, wo wir die Nahtstelle suchen mussten.
»Die alten Leute«, sagte Karl Eberle. »Genau das ist es. Ich gehöre auch dazu und kenne die Geschichte von der Zigeunerin mit dem Kreuz. Sie hat damals versucht, das Böse hier zu vernichten. Aber es ist ihr nicht gelungen, weil man dagegen war.«
»Das ist Vergangenheit«, sagte ich. »Wir sollten uns um die Gegenwart kümmern.«
Harry Stahl wies über die Theke hinweg. »Der Mann dort, ist das der Sohn von Helene Schwarz?«
»Ja, Dieter Schwarz.«
»Seht gut.« Bevor wir eingreifen konnten, rief Harry den Namen des Mannes überlaut.
Er musste einfach gehört werden, und er wurde gehört; Schwarz fuhr herum.
»Können Sie mal kommen?«
»Gleich, ich muss hier noch…«
»Nein, sofort!«
Harry hatte seine Stimme noch mal verstärkt, und er war auch von den anderen Gästen gehört worden, die wohl so etwas nicht kannten und auf einmal sehr still waren.
»Ja, kommen Sie!«
Dieter Schwarz wusste, dass es ernst wurde. Aber er war misstrauisch. Er ging langsam und hielt die Augen verengt. Vor Harry blieb er stehen. »Was wollen Sie?«
»Wissen Sie, wo sich Ihre Mutter befindet?« Harry hielt sich nicht mit langen Vorreden auf.
»Nein.«
»Aber ich weiß es!« Stahl lächelte dem Sohn eisig ins Gesicht. »Ihre Mutter befindet sich in einem abgeteilten Raum des Kellers, in den sie mich zuvor eingesperrt hatte, weil sie und ihre Kumpane mich killen wollten. Mehrmals bedrohte sie mich mit einer Schusswaffe. Jetzt wissen Sie Bescheid.«
Dieter Schwarz reagierte zunächst nicht. Er spielte uns auch nichts vor. Die Überraschung war echt. Das Blut stieg ihm in den Kopf, und wir sahen, dass er die Hände zu Fäusten ballte.
»Sie – Sie sind verrückt!«
»Nein, Herr Schwarz. Ich habe Ihnen die Wahrheit erzählt, und ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie über die Aktivitäten Ihrer Mutter nicht informiert sind.«
»Ich weiß von nichts.« Er beugte sich vor und sprach weiter. Wir rochen sogar seinen säuerlichen Atem. »Und wenn Sie meinen, dass Sie hier zusammen mit Ihren Bekannten Stunk machen können, dann haben Sie sich geschnitten. Ich lasse mir hier nichts von euch sagen, und ich will, dass ihr hier verschwindet. Kapiert?«
Harry tat, als hätte er nichts gehört. »Noch was, Herr Schwarz. Ihre Mutter war nicht allein. Sie gehört zu einer Gruppe älterer Menschen, die wohl mehr wissen als die meisten Bewohner hier im Ort. Es hat vier Tote gegeben. Menschen, die auf eine rätselhafte Art und Weise verschwunden sind, muss ich wohl besser sagen. Ihre Mutter aber und der kleine Altenclub wissen verdammt gut Bescheid. Sie haben allerdings der Polizei nicht die Wahrheit gesagt, was ich verstehen kann, weil diese Wahrheit einfach unglaublich klingt. Aber ich denke da anders.«
Dieter Schwarz schnappte nach Luft. Sein Gesicht war noch immer hochrot angelaufen. Es brach aus ihm hervor, denn er schrie Harry ins Gesicht: »Ich werde dich vor die Tür setzen, du kleiner Spinner, du! Und eins auf die Schnauze kriegst du auch, das
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