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1408 - Ein Tropfen Ewigkeit

Titel: 1408 - Ein Tropfen Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und die Flüssigkeit durch die Nase herauszupressen, was ihm zum Teil auch gelang, aber die bittere Pille mußte er schlucken.
    Von den anderen Gästen hatte niemand von dem Zwischenfall Notiz genommen; die Luft war rauchgeschwängert und zum Schneiden dick, so daß man ohnehin kaum zum Nebentisch sah. „So. Crude, jetzt reden wir mal ehrlich miteinander", sagte Monka. „Du wirst mir doch die Wahrheit sagen?"
    Aber der Kinderdieb antwortete nicht.
    Sein Körper wurde von konvulsivischen Zuckungen heimgesucht, er hustete und würgte und umschlang seinen Körper mit den Armen. Sein Gesicht war schmerzverzerrt.
    Monka hatte so etwas noch nicht erlebt.
    Bis jetzt hatten die Wahrheitspillen noch immer gewirkt. Crude machte ihm nichts vor, er war gar nicht in der Lage, ihm eine Schau zu liefern. Er litt wirklich. Monka hatte für dieses Phänomen nur eine Erklärung parat: Vermutlich hatte Crude so überaus gesund gelebt, daß sein Körper auf die Droge überreagierte. „Stirb nur nicht, du Bastard", schimpfte Monka ihn. „Du hast bei mir noch eine Rechnung offen."
    Crudes Herz ging rasend, er atmete stoßweise. Schaum stand vor seinem zuckenden Mund. Aber er konnte sich nicht übergeben.
    Monka betrachtete ihn abschätzig.
    Schließlich sagte er: „Dann eben nicht."
    Er erhob sich, überließ Crude sich selbst und verließ das Lokal.
    Die kalte Winterwelt bot durch ein paar rötliche Notlampen ein noch tristeres Bild als während der Dunkelperiode, wo man wenigstens nicht die verrotteten Anlagen und den Unrat - Müll, der sich nicht einmal mehr zur Wiederverwertung eignete - sehen konnte. Die geeignete Brutstätte für Schoaks, diese doppelt fußgroßen Allesfresser, die gelegentlich schon auch in der Bürgerwelt gesehen worden waren.
    Monka erinnerte sich einer Statistik, die er vor einiger Zeit eingesehen hatte.
    Demnach kam auf jeden zehnten der 2680 registrierten Bewohner der Welt ein Unsichtbarer - aber die Dunkelziffer war mindestens doppelt so hoch. Und auf jeden Bewohner kamen mindestens zehn tierische Schmarotzer. Dieser Ungezieferplage konnte man nicht Herr werden, weil sie von jenen, die im Untergrund lebten, sogar als Haustiere gehalten wurden und ihnen als Nahrung dienten.
    Kein Wunder, daß sie mutierten und zu Trägern von Krankheiten wurden. Eines Tages würden sie noch eine Seuche auslösen, die alles Leben dahinraffte.
    Monka erreichte den Wohnkomplex, in dem er sich einquartiert hatte. Er ging über die Außentreppe zu der bewohnten Etage hinauf und schlich sich lautlos bis zu der Tür von Crudes und Nims Loch. Er hielt den Atem an, brachte den Blaster in Anschlag und gab jene Klopfzeichen, die Crude ihm vorgemacht hatte.
    Nichts rührte sich. Er wiederholte den Klopfcode. Wieder keine Reaktion. Was hatte er falsch gemacht? Hatte Nim mit dem Kind durch einen Geheimausgang das Weite gesucht?
    Ohne länger zu überlegen, warf sich Monka gegen die Tür und brach sie auf.
    Der kleine, kalte Raum war leer. Er konnte keine Quelle von Körperwärme wahrnehmen, registrierte keine Herztöne.
    Eine oberflächliche Untersuchung förderte nichts Ungewöhnliches zutage. Es gab keinen Geheimgang.
    Das Kind war gar nicht hier! Die beiden hatten es in irgendeinem Versteck untergebracht und wechselten sich in seiner Betreuung ab. Während Crude mit ihm feiern ging, hatte sich sein Weib zu dem Kind geschlichen. Das Versteck mußte irgendwo in der Todeszone liegen, der Wohnung der beiden nicht zu nahe, aber auch nicht zu weit davon entfernt.
    Irgendwo in dem Abschnitt, in dem Monka Crudes Spur verloren hatte.
    Jetzt war Monka echt wütend. Die beiden waren fällig.
    Er stürmte hinaus und in Richtung der Schleuse zur Todeszone.
    Und da sah er Crude. Trotz seines erbärmlichen Zustandes schleppte er sich über den am höchsten gelegenen Steg auf die Wand zu. Er brach einige Male zusammen, blieb keuchend liegen. Sein rasselnder Atem drang bis zu Monka herunter. „Mach nur nicht schlapp", flüsterte der Regulator - jetzt war Monka ganz Jäger. „Ich möchte, daß du dein Ziel erreichst."
    Crude rappelte sich wieder auf. Er erreichte die scheinbar undurchdringliche Trennwand und schleppte sich auf allen vieren durch eine Klappe. Das war es also!
    Kaum war Crude durch die geheime Öffnung verschwunden, kletterte Monka das Gestänge hoch, bis er die Stelle erreichte, an der Crude verschwunden war.
    Ohne diese Orientierungshilfe hätte er die Klappe nie gefunden. So brauchte er nur die Stelle abzutasten, bis er den

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