141 - Ein Killer namens Ballard
anrufen solle oder ob es vernünftiger war, sich erst mal umzusehen.
Im Erdgeschoß entdeckte er niemanden, deshalb begab er sich nach oben.
Vielleicht war’s ein Streich übermütiger Burschen, dachte der Nachtwächter.
Aber dann fiel ihm auf, daß die Tür des Versuchsraums halb offen stand, und das machte ihn stutzig. Eigentlich hätte die Tür geschlossen sein müssen.
Er wußte von dem Versuch, der sich in diesem Raum über etliche Tage erstreckt hatte.
Vorsichtig öffnete Dayson die Tür ganz.
Nichts hatte sich verändert. Jedenfalls konnte Adam Dayson keine Veränderung feststellen, aber das sollte bei dem chaotischen Bild dieses Raums nicht viel bedeuten.
Der Nachtwächter blieb nicht in der Tür stehen, sondern trat ein. Wenn er sich schon eine längere Ruhepause gegönnt hatte, war er sich nun selbst größte Gewissenhaftigkeit schuldig.
Er schritt durch den Raum, in dem die beiden Parapsychologieprofessoren Brian Reeves und Lance Selby experimentiert hatten. Dayson kannte die beiden.
Selby war ein sehr sympathischer Mann mit einem außergewöhnlichen Freund.
Dieser Freund machte - wie man hörte - mit großem Erfolg Jagd auf Geister und Dämonen. Tony Ballard war sein Name, und wenn Dayson zu sich ehrlich war, mußte er zugeben, daß er Ballard um diesen gefährlichen Job ganz und gar nicht beneidete. Da führte er schon lieber das geruhsame Dasein eines Nachtwächters. Das war ungefährlich.
Als er an Reeves, den kauzigen Alten, dachte, mußte er unwillkürlich lächeln. Dieser Mann war ein Unikum. So etwas gab es kein zweitesmal.
Als Parapsychologe war er einsame Spitze, aber im Privatleben war er der größte Versager, den man sich vorstellen konnte, ein Prototyp des zerstreuten Professors.
Brian Reeves war so schrecklich vergeßlich, daß die Gefahr bestand, daß er eines Tages nicht mehr nach Hause fand. Er redete alle Leute ständig mit falschen Namen an, und nichts - außer seiner Arbeit - hatte Wichtigkeit für ihn.
Dayson blieb stehen.
Irgend etwas irritierte ihn. Er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß sich außer ihm noch jemand im Raum befand, der ihn so intensiv anstarrte, daß er es spürte.
Reenas verzichtete darauf, sich weiter zu verstecken. Er trat hinter dem hohen Schrank hervor, der ihn bis jetzt vor Daysons Blicken geschützt hatte.
Seine Finger schlossen sich um ein dickes Bleirohr, das zwischen defekten Geräten lag. Er nahm das Rohr auf und pirschte sich auf Zehenspitzen an den ahnungslosen Nachtwächter heran.
Dayson seufzte und brummte etwas in seinen imaginären Bart Er kratzte sich den Hinterkopf und strich sich mit der Hand über den Nacken.
Dann drehte er sich um.
Im nächsten Moment riß er die Augen auf. Er kam noch dazu, einen krächzenden Schrei auszustoßen. Dann schlug der schwarze Druide zu, und Adam Dayson fiel wie vom Blitz getroffen um.
***
Es ging mir so schlecht wie schon lange nicht. Übelkeit würgte mich, und ich fühlte mich hundeelend. Gedankenfetzen rasten durch meinen Kopf.
Ich versuchte sie festzuhalten, doch es war mir nicht möglich. In meinem Gehirn herrschte ein chaotisches Durcheinander. Vergangenheit vermischte sich mit Gegenwart.
Ich wußte zeitweise nicht, wer ich war, wo ich mich befand, wie ich hierher kam. Nach Gedächtnislücken folgten wirre Erinnerungen, Bilder, Namen.
Es war so, als hätte jemand einen großen Sack mit Puzzleteilchen in meinen Kopf geleert, und ich sah mich außerstande, sie richtig zusammenzusetzen.
Vladek Rodensky… Werleoparden in Südafrika…
Zero, der Mr, Silver mit Eis ummantelte…
Agassmea, die Tigerfrau und Königin der Raubkatzen…
Mr. Silver in der Vergangenheit… Wir hatten ihn gefunden und zurückgebracht. Aber er reagierte auf nichts, ließ alles mit sich geschehen. Lance Selby und ich hatten ihn zu Hause bei Roxane und Metal abgeliefert. Er war unansprechbar. So hatten wir uns seine Heimkehr nicht vorgestellt. Alle versuchten ihm zu helfen, doch er sprach auf nichts an.
Blackout…
Als mein Denkapparat wieder funktionierte, fiel mir ein, daß ich den Hafen aufgesucht hatte, um Reenas zu treffen. Damit er mich nicht austricksen konnte, hatte ich Boram mitgenommen.
Wo war Boram?
Ich richtete mich schwer benommen auf und blickte mich um. Neben mir lag die dickgliederige Kette, die mich niedergestreckt hatte. Vielleicht ging es mir deshalb so miserabel, weil Reenas’ Magie auf die Kette eingewirkt hatte.
Ein neuerlicher Blackout folgte.
Mein Leben bestand auf
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