1410 - Mallmanns Blut-Bräute
zusammen, als ein ungewöhnliches Geräusch an seine Ohren drang. Es hatte sich angehört, als hätte jemand gegen ein Metall geschlagen.
Vielleicht gegen das alte Schild, das am Pub hing?
Terence Dalton fuhr herum. Er ballte seine Hände, er rechnete mit einem Angriff und lief zugleich auf das Schild zu. Es hing im rechten Winkel von der Hauswand, und tatsächlich bewegte es sich leicht hin und her, das sah er im Licht, das aus der offenen Tür des Pubs fiel und dem Nebel eine gelbliche Farbe verlieh.
Vom Nacken her rann etwas Kaltes seinen Rücken hinab. Auch die Gegend um sein Herz herum wurde leicht zusammengepresst, sodass ihm das Atemen nicht so leicht fiel.
Dalton drehte sich. Er hatte das Gefühl, es tun zu müssen. Wieder schaute er in Richtung Bahnsteig.
Da lag der Nebel – und er sah die Bewegungen innerhalb der grauen Suppe. Schattenhaft, sehr langsam, aus dem Hintergrund kommend, umflort von den grauen Tüchern, nicht konturiert, aber trotzdem unheimlich, sodass die Kälte auf seinem Rücken noch weiter zunahm.
Kam dort jemand?
Der Wirt musste schlucken. Noch konnte er nichts genau erkennen, in seiner Vorstellung aber waren es unheimliche Gestalten, die aus irgendwelchen Gefilden der Hölle gekommen waren, um die Menschen in ihre Reiche zu ziehen.
Er wartete darauf, dass die Gestalten näher kamen, doch den Gefallen taten sie ihm nicht. Sie blieben stehen, und nur der Nebel bewegte sich. Nach einigen Sekunden des Wartens wischte sich Dalton über seine Augen. Wie jemand, der ein bestimmtes Bild entfernen will, was er allerdings nicht schaffte.
Fremde Geräusche waren nicht zu hören. Der Nebel schluckte sie, und schließlich kam Dalton zu dem Entschluss, dass er sich geirrt hatte. Da war die Fantasie wohl mit ihm durchgegangen.
Er sah es nicht mehr als gut an, wenn er sich weiterhin hier draußen aufhielt. In seinem Pub fühlte er sich sicherer, und die Tür stand einladend offen.
Er legte die wenigen Schritte rasch zurück, übertrat die Schwelle – und schrie leise auf. Zugleich blieb er stehen. Was er sah, hielt er für ein Bild aus einem Traum.
Das war es nicht.
An der Theke, aber mit dem Rücken zu ihr und die Ellenbogen auf den Handlauf gestützt, stand eine Frau mit glänzenden schwarzen glatten Haaren.
Sie wartete auf ihn wie ein normaler Gast, der sie allerdings nicht war.
Erinnerungen schossen in ihm hoch, denn diese Frau gehörte zu den Personen, die aus dem Ort gejagt worden waren…
***
Das Leben hält immer wieder böse Überraschungen bereit, und genau das erlebte der Wirt in diesen Augenblicken, die sich für ihn so schrecklich lange hinzogen. Er glaubte zudem, dass sich sein Herzschlag verringert hatte, und die Furcht trieb ihm das Blut ins Gesicht.
Er war nicht in der Lage, etwas zu sagen. Es war ihm auch nicht möglich, einen klaren Gedanken zu fassen. Die Welt hier war zu einer völlig anderen geworden, und in seinem Kopf jagten sich die Gedanken, obwohl er das Gefühl hatte, eine tiefe Leere zu erleben.
»Warum kommst du nicht näher, Terence? Magst du mich nicht mehr? Du bist es doch damals gewesen, der mich immer so angeglotzt hat. Du hast davon geträumt, mich in dein Bett zu bekommen, aber du hast dich nicht getraut und dich stattdessen zu den anderen Leuten gesellt, die meine Freundinnen und mich aus dem Ort gejagt haben.«
»Weiß nicht…«
»Nicht lügen, Terence. Kannst du dich noch an meinen Namen erinnern, mein Freund?«
»Nein, nicht richtig.«
»Ich bin Roxy. Die schwarze Roxy, die für feuchte Männerträume sorgt. Deine kann ich wahr werden lassen.« Sie winkte mit ihrem rechten Zeigefinger, der ebenso beringt war wie die anderen.
»Komm her, dann können wir beide es versuchen.«
Das Angebot war eindeutig, aber er würde es kaum annehmen.
Hier stimmte etwas nicht. Diese Roxy sah zwar aus wie eine normale Frau, aber er glaubte nicht daran, dass er es auch mit einer zu tun hatte. Er würde versuchen, sie aus dem Pub zu vertreiben und…
Seine Gedanken brachen ab. Sie wurden durch den Schlag in seinem Rücken brutal gestoppt. Dalton hatte dort keine Augen. So war es ihm nicht möglich gewesen, die beiden anderen Frauen zu sehen, die sich an ihn herangeschlichen hatten wie Nebelgeister.
Der Wirt taumelte nach vorn. Er stolperte dabei über die eigenen Beine, konnte sich nicht mehr fangen, obwohl er Halt an einem Tisch suchte, dort aber abrutschte, und so musste er zu Boden gehen.
Er hörte das helle und auch scharfe Frauenlachen, fand aber
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