1411 - Eiswelt Issam-Yu
streckten sich in die Höhe und sanken dann schnell wieder auf die Knie nieder. „Tryndallar ist tot. So muß es wohl sein." Sie sprach so leise, daß Rhodan den akustischen Verstärker seines SERUNS benutzen mußte. „Wenn man sich liebt, weiß man, daß der andere Teil lebt. Man spürt es auch, wenn er nicht mehr lebt.
Tryndallar starb vor drei Tagen, und was mit deiner Geliebten Nikki Frickel geschehen ist, weiß ich nicht."
„Moment mal!" Perry Rhodan war etwas irritiert. „Nikki ist eine Freundin, keine Geliebte."
„So drückst du es aus." Tryndallargoom blickte auf. Etwas am Verhalten des Terraners schien das seelische Eis in ihr gebrochen zu haben. „Und damit liegst du völlig richtig. Du hast vielleicht eine Frau, die du liebst. Aber du liebst doch auch die anderen Wesen an deiner Seite. Oder?"
„Es ist richtig, Tryndallargoom, was du sagst." Diese Phase des Gesprächs erinnerte ihn wieder an die Gefühle, die Gucky durch den Namen „Abro" in ihm geweckt hatte. Er erkannte, daß er doch nur ein Mensch war, der die ferne Vergangenheit in sich ebenso trug wie die Sehnsucht nach der geliebten Frau. Er erkannte auch, daß Tryndallargoom ganz ähnlich dachte und empfand, auch sie irgendwie verwirrt zu sein schien. „Ich war ein Teil Tryndallars." Die Shangantin sprach jetzt ganz frei. „Ich weiß jetzt, daß er nicht mehr lebt. Ich spüre das. Tryndallar hat vielen Besuchern Hoffnungen gemacht, wenn sie zu ihm kamen. Er hat nicht immer die Wahrheit gesagt. Aber er kannte die Wahrheit."
„Welche Wahrheit?"
„Ich weiß es nicht. Ich war seine Gefährtin, aber in seine Gedanken habe ich mich nie eingemischt. Er war gut zu mir.
Hoffentlich war ich auch gut zu ihm. Wer bist du, Perry? Du schenkst mir Vertrauen in einer Zeit, in der ich um den Verlust meines Partners trauern sollte."
„Ich weiß nicht", antwortete Perry Rhodan, „ob Tryndallar tot ist. Ich habe keine Hinweise darauf. Wenn deine Ahnungen stimmen sollten, so könnte das auch bedeuten, daß Nikki Frickel nicht mehr lebt."
„Ich kenne keine Nikki Frickel. Ich weiß nur, daß Tryndallar nicht mehr lebt. Eine Tryndallargoom spürt das. Leider kann ich seine Abschiedsbotschaft nicht mehr hören, denn hier wurde fast alles zerstört."
Die Hand der Gurradfrau glitt langsam in die Tasche und kam dann wieder zum Vorschein. Sie hielt einen winzigen Memowürfel von knapp einem Zentimeter Kantenlänge zwischen den schmalen Fingern. „Sein Testament", hauchte Tryndallargoom andächtig. „Das Lesegerät ist zerstört. Die Unsichtbaren haben es getan. Glaub mir, Perry, ich habe Tryndallar geliebt. Glaub mir, daß ich weiß, daß er nicht mehr lebt. Er hat viele gute Augen für die Zukunft und die Vergangenheit gehabt. Er hat auch gelogen, denn so Neugierige, wie ihr es seid, kamen nicht oft."
Sie reichte Perry Rhodan den Memowürfel. Der Terraner erkannte sofort, daß dieser Datenspeicher in keines seiner bekannten Systeme paßte. Sicher würden die Syntroniken der CIMARRON oder der SORONG Wege finden, aber so etwas kostete Zeit. „Tryndallar ist tot." Die Stimme der Shangantin klang etwas feierlich. Und etwas traurig. „Tryndallar war ein Großer.
Er ist tot. Tote können reden. So hat er es oft zu mir gesagt, wenn wir eins waren. Er lebt weiter. Er hat seine Botschaften hinterlassen. Er war kein Betrüger in wirklichem Sinn. Sie haben das Lesegerät zerstört. Aber sein Testament konnten sie nicht finden. Er war ein Helfer, ein Sucher, ein Lieber ..."
Gucky materialisierte plötzlich neben Rhodan. „Ganz schnell!" schrie der Ilt. „Sie bringt sich um, denn ihr Leben ist ohne Sinn geworden..."
Es war zu spät.
Die Shangantin Tryndallargoom zerstörte sich selbst in einem Anfall von Verzweiflung.
Sie verwandelte ihren Körper in eine Wolke aus wehenden Gedanken und Sehnsüchten - und aus biologisch nicht mehr lebensfähigen Fragmenten.
Perry Rhodan und Gucky hatten keine Zeit zu reagieren
5.
Die Wucht der Explosion schleuderte Perry Rhodan an eine Wand von Tryndallars Labor. Die automatischen Systeme seines SERUNS reagierten und verhinderten Verletzungen. Blitzschnell hatten sie Prallfelder und Schutzschirme aufgebaut.
Gucky war fluchtartig teleportiert, ohne seinen Freund Perry mitzunehmen, ein deutliches Zeichen für die kurze Zeitspanne, die ihm noch zur Verfügung gestanden hatte.
Es war bitter für den Terraner, Tryndallargoom explodieren zu sehen. Die Shangantin hatte einen Sprengsatz in ihrem Leib getragen und
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