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1412 - Die Hellseherin

1412 - Die Hellseherin

Titel: 1412 - Die Hellseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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spreche ich überhaupt? Erzählen kann man viel.«
    Mit einer Antwort hatte Harry nicht gerechnet, deshalb war er überrascht, als er sie trotzdem bekam.
    »Ich heiße Anna Lebrun, und ich weiß Bescheid, weil mich Olivers Vater aufgesucht hat.«
    »Aha. Und warum?«
    »Weil er wissen wollte, wo sein Sohn versteckt gehalten wird. Das ist doch klar.«
    »Und Sie wissen es?«, fragte Harry lauernd.
    »Ich denke schon.«
    »Und woher?«
    »Ich bin das, was man im Volksmund als eine Hellseherin bezeichnet.«
    Harry Stahl sagte zunächst mal nichts. Es hatte ihm für den Moment die Sprache verschlagen. Den Namen hatte er auch noch nie gehört, aber er beschloss, auf die Anruferin einzugehen und nichts mehr in Frage zu stellen. Außerdem wusste er, dass es genügend Menschen gab, die zu einer Hellseherin oder einem Hellseher gingen, wenn sie sich nicht mehr zu helfen wussten.
    »Gut, ich habe begriffen, Frau Lebrun. Sie als Hellseherin wissen also, wo ich den Jungen finden kann – das habe ich doch richtig verstanden, ja?«
    »Ich denke schon.«
    »Und warum haben Sie nicht die Polizei angerufen?«
    Er hörte ein Lachen. »Sind Sie nun für den Fall zuständig oder nicht, Herr Stahl?«
    »Woher kennen Sie überhaupt meinen Namen?«
    »Olivers Vater hat mich besucht und von Ihnen berichtet.«
    »Gut. Gesetzt den Fall, ich glaube Ihnen – was schlagen Sie vor?«
    »Gehen Sie zu dem Versteck und befreien Sie Oliver. Das ist alles. Mehr brauchen Sie nicht zu tun.«
    »Wie schön. Ich soll also allein…«
    »Wenn Sie wollen. Man wird Ihnen die Orden anheften, Herr Stahl. Sonst keinem.«
    Harry schaute zu Dagmar hinüber. Er sah, dass sie heftig nickte, und gab Anna Lebrun die entsprechende Antwort.
    »An Orden bin ich nicht interessiert. Aber ich lasse mich auf den Deal ein.«
    »Ausgezeichnet.«
    »Was verlangen Sie als Belohnung?«
    »Gar nichts. Auch mein Name muss aus dem Spiel bleiben. Ich möchte Ihnen nur einen Gefallen erweisen.«
    Harry Stahl hatte seine Zweifel, ob das tatsächlich zutraf. Nur war nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu diskutieren, und deshalb wartete er ab, was diese Person ihm mitzuteilen hatte.
    Sie beschrieb eine Gegend im Taunus, die sehr waldreich war.
    Harry bekam die genaue Wegbeschreibung, und Dagmar, die noch immer mithörte, hatte sich inzwischen einen Block und einen Schreiber besorgt. Sie schrieb mit.
    »Alles verstanden, Herr Stahl?«
    »Ja.«
    »Dann kann ich Ihnen nur alles Gute und Erfolg wünschen. Und noch etwas: Hängen Sie die Sache bitte nicht an die große Glocke.«
    »Nein, nein, da brauchen Sie keine Sorge zu haben.«
    »Dann viel Glück.«
    Harry schloss für einen Moment die Augen. Er schluckte auch und sagte mit leiser Stimme: »Aufgelegt. Sense, vorbei.«
    Dagmar Hansen nickte. »Dann weißt du ja nun, was du zu tun hast.«
    »Eigentlich schon.«
    »Aber…?«
    »Kein Aber.«
    »Es ist eine Chance, verstehst du? Es ist die Chance. Du musst sie nutzen. Und es darf dich auch nicht stören, dass eine Hellseherin dich angerufen hat. Man muss die Menschen nehmen, wie sie sind.«
    »Fragt sich nur, ob alles echt war.« Stahl schaufelte sein angegrautes Haar zurück. »Ich weiß wirklich nicht, was ich denken soll. Ich muss mich auf mein Gefühl verlassen. Mehr geht nicht.«
    »Und dieses Gefühl ist positiv - oder?«
    »Keine Ahnung. Mehr neutral.«
    »Ich an deiner Stelle würde ihr glauben«, erklärte Dagmar. »Was hast du zu verlieren, Harry? Man hat dir eine Möglichkeit eröffnet. Viel Auswahl hast du nicht. Also greife zu. Das ist meine Meinung.«
    Er stand auf. »Okay, du hast mich überzeugt. Ab ich werde nicht ohne Rückendeckung gehen. Ich versuche es allein, aber ich will, dass jemand in der Nähe ist, ohne dass es bemerkt wird.«
    »So etwas lässt sich ja wohl machen.«
    Und so kam es dann auch. Man war auf Harrys Plan eingegangen.
    Ihm war noch mal alles durch den Kopf gegangen bei seinem Weg durch das Gelände.
    Am Körper trug er die schusssichere Weste. Die Dinger waren schon leichter geworden. Trotzdem empfand er sie noch als unbequem, aber darauf verzichten wollte er nicht.
    Die Rückendeckung stellten die sechs Männer des SEK, die sich vorerst zurückhielten und erst eingreifen würden, wenn Harry es wollte.
    Wie ein Trapper, der sich dem Lagerplatz eines Indianers nähert, kämpfte er sich vor. Der Frühling hatte seine ersten Zeichen gesetzt.
    Es blühte auf den Wiesen, und die Bäume zeigten wie verschämt ihre ersten kleinen Blätter.
    Die

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