Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1412 - Die Hellseherin

1412 - Die Hellseherin

Titel: 1412 - Die Hellseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nicht geirrt?«
    »Leider nicht.«
    »Genauer bitte.«
    Damit hatte Glenda ihre Probleme. Sie saß vor mir, hob die Schultern an und blieb so sitzen, während sie einen Schluck Kaffee trank.
    Erst dann konnte sie antworten. Auf ihrer Stirn lag ein dünner Schweißfilm. »Das ist alles nicht so richtig zu erklären, John. Ich fühle mich wie zu Beginn einer Reise. Ich habe das Gefühl, meine Umgebung bald verlassen zu können. Du verstehst?«
    »Ja, schon.«
    »Also weg von hier. Allerdings…« Sie wusste nicht mehr, was sie sagen sollte.
    »Und was kann das bedeuten?« Ich hatte die Frage gestellt, obwohl ich mir die Antwort schon denken konnte.
    »Dass es bald so weit sein wird, John. Und jetzt frage ich dich, wie ich mich verhalten soll? Was würdest du mir raten?«
    Oh, da hatte sie mich auf dem falschen Fuß erwischt. Ich ließ mir Zeit mit der Antwort. Das war auch nötig, denn ich wusste ihr keine auf die Schnelle zu geben. Deshalb antwortete ich mit einer leise gesprochenen Frage.
    »Hast du Angst davor, allein zu bleiben?«
    Zunächst sah sie mich starr an. Dann nickte sie und flüsterte: »Ja, ich habe Angst davor.«
    »Also möchtest du, dass ich bei dir bleibe?«
    Glenda lächelte und hob zugleich die Schultern. Sie wollte zunächst mal nicht reden, doch ich kannte sie besser. Eine Schwäche zuzugeben ist nicht jedermanns Sache, und deshalb übernahm ich die Antwort für sie.
    »Ich werde bei dir bleiben, Glenda. Das ist keine Frage. Du hast mich überzeugt. Wenn du glaubst, dass etwas auf dich zukommen wird, müssen wir uns danach richten. Sollte das Phänomen wieder eintreten, wirst du nicht allein sein. Und solltest du dich tatsächlich wegbeamen , dann werde ich dafür sorgen, dass du nicht allein bist, das ist selbstverständlich.«
    »Danke.«
    »Wann hat dich dieses Gefühl überfallen?«
    »Noch nicht lange her. Vielleicht einige Stunden.«
    »Du hättest mir schon früher Bescheid sagen können.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nein, das wollte ich nicht. Bitte, ich muss mit meinen Probleme fertig werden. Schließlich bin ich erwachsen, John.«
    »Das hat damit nichts zu tun. Erwachsene können ebenso in Schwierigkeiten stecken und Hilfe brauchen wie Kinder. Wir müssen den Dingen schon ins Auge blicken, und ich werde an deiner Seite bleiben. Zumindest die nächsten Stunden und die folgende Nacht über. Oder setzt du den Zeitraum, in dem etwas passieren könnte, länger an?«
    »Nein, das nicht.«
    »Dann ist alles klar.« Ich lächelte ihr zu. »Fragt sich nur, wie wir uns verhalten. Gehen wir zu mir und warten ab, oder willst du in deine Wohnung?«
    »Vom Gefühl her würde ich lieber zu dir gehen, wenn es dir nichts ausmacht, John.«
    »Quatsch mit Soße. Das hatte ich dir sowieso vorschlagen wollen. Wir gehen zu mir und…«
    »Ich habe auch Hunger«, sagte sie mit einem fast verlegenen Tonfall in der Stimme.
    Ich lächelte und stand auf. »Das werden wir ändern, darauf kannst du dich verlassen.« Ich brauchte nur einen Schritt zu gehen, um sie zu erreichen.
    Glenda saß da wie ein kleines Mädchen. Sie schaute mich von unten her an. Ich umfasste ihre Schultern und zog sie in die Höhe. Sie war froh, von mir in die Arme genommen zu werden. Ich spürte, wie sie zitterte, und verfluchte innerlich diesen verdammten Saladin, der eine so große Macht über Menschen hatte. Er war wirklich ein Satan, denn er setzte seine Macht nicht zum Guten ein.
    »Ich benehme mich wie eine dumme Pute, nicht?«
    »Nein, Glenda, das nicht. Du benimmst dich ganz normal. Eben wie ein Mensch, der Angst hat, und Angst ist eine gute menschliche Eigenschaft, denn ohne sie gäbe es auch keinen Mut.«
    »Danke, das tröstet mich…«
    ***
    Nicht nur Harry Stahl hatte die Hütte betreten, auch die Beamten des SEK bevölkerten sie. Entsprechend eng war es, auch wenn man die Einrichtung als sehr spartanisch bezeichnen musste. Schemel gab es, eine Grillecke und Bänke an den Wänden, wobei eine von ihnen mit einer feuchten Matratze belegt worden war. Allerdings lag niemand darauf. Eigentlich wäre sie ein Patz für die Geisel gewesen, und schon beim Eintreten hatte Harry Stahl das leichte Ziehen im Magen verspürt, weil er befürchtete, an der falschen Stelle gesucht zu haben.
    Auch die Kollegen vom SEK schauten einigermaßen ratlos aus der Wäsche, dann aber hörten sie die leisen Schreie.
    Sofort war die Spannung wieder da. Man konzentrierte sich auf die Laute, und bereits nach kurzer Zeit stand fest, dass sie aus der

Weitere Kostenlose Bücher