1414 - So rächt sich ein Vampir
Spielzeug in meinen Händen. Deine Zeit ist vorbei. Deine Uhr läuft ab. Wir haben dich genau dort, wo wir dich haben wollten, und wir wünschen dir viel Vergnügen für deine Zukunft.«
Marek verzog den Mund. In seinem Innern tobte es. Er wäre Saladin am liebsten an die Kehle gesprungen und hätte ihn auch als normalen Menschen gepfählt, aber das konnte er vergessen. Saladin war zu stark. Er verfügte über eine Fähigkeit und Kraft, von der andere Menschen nicht mal zu träumen wagten.
»Nun, Marek? Hast du nachgedacht? Und ist dir bewusst geworden, in welch einer Lage du steckst?«
»Ich weiß es.«
»Es ist deine letzte Station. Letzte Station Hölle. Du kannst schon mal von deinem Menschsein Abschied nehmen, und solltest du jemals in die Welt der Sterblichen zurückkehren, wirst du ein Anderer sein!«
Saladin hatte seinen Spaß. Er schüttelte den Kopf, weil er so lachen musste, dann drehte er sich urplötzlich herum und verschwand aus Mareks Blickfeld. Die Tür ließ er offen, was der Pfähler momentan nicht registrierte, sondern erst später, als er seinen Kopf anhob, der so gedankenschwer war.
Wie oft hatte er gegen die Blutsauger gekämpft! Wie oft hatte er gewonnen. Und jetzt?
Der Blick war ins Leere gerichtet. Die verdammten Aussagen des Hypnotiseurs hatten den alten Vampirjäger tief erschüttert. Aber er wollte nicht aufgeben. Er war der Pfähler, und eines hatte er sich fest vorgenommen: Zu einem Blutsauger würde er nicht werden!
Zuvor würde er sich selbst das Leben nehmen. Am besten durch eine Kugel, aber die Pistole befand sich nicht mehr in seinem Besitz.
Zur Not würde er sich selbst den alten Eichenpfahl in die Brust rammen. So zu sterben, wäre für einen Menschen wie ihn ein würdiger Tod.
Frantisek hatte sich schon in den schlimmsten Situationen befunden. Aber es hatte immer wieder eine Möglichkeit gegeben, zu entfliehen.
Das sah er diesmal leider anders. Er steckte in einer Welt fest, in der es nur Feinde gab und keine Freunde, auf die er sich verlassen konnte. Hier war er völlig auf sich allein gestellt.
Mallmann hatte sich diese Welt zurückgeholt, er würde sie nach seinen Vorstellungen wieder aufbauen und auch verändern, denn den Schwarzen Tod gab es nicht mehr.
Dracula II hatte wieder an Macht gewonnen, und er hatte sich eine Basis schaffen können.
Sein Blick traf die offene Tür so gut wie zwangsläufig. Andere Menschen hätten sie für den perfekten Fluchtweg gehalten, aber so dachte Marek nicht. Dieser Weg brachte ihn vom Regen in die Traufe.
Nur gab es keine andere Lösung. Er musste durch die Tür, denn durch das Loch kam er nicht.
Marek nickte sich selbst zu. Er wollte sich damit so etwas wie ein Zeichen geben. Er ging etwas schwerfällig und leicht nach vorn gebeugt. Er war zu einem alten Mann geworden.
Er blieb in der Türöffnung für einen Augenblick stehen. Er musste herausfinden, wohin er sich wenden wollte.
Es gab nur den Weg nach links.
Dort schaute er in einen Gang, in dem zwar keine Fackel und auch keine Lampe brannte, der aber trotzdem nicht stockfinster war, denn von irgendwo her sickerte ein fahlgraues Licht hinein.
Seine Bewegungen waren alles andere als die eines jungen Mannes. Er schlurfte über den Boden, auch deshalb, weil dieser recht uneben war. Der Blick war nach vorn gerichtet. Die Arme mit den gekrümmten Händen schwangen rechts und links am Körper, und der starre Blick war einzig und allein nach vorn gerichtet.
Marek hatte damit gerechnet, dass jemand auf ihn wartete. Jetzt war er froh, dass dem nicht so war.
Den Kopf brauchte er nicht einzuziehen, der Gang war hoch genug, und er sah auch, wo er endete.
Dort malte sich die Treppe ab. Sie führte nach oben in die hellere Welt, die allerdings mit der normalen nicht zu vergleichen war.
Unebene Stufen, die nicht leicht zu erklimmen waren. Allerdings lagen sie rasch hinter ihm, und als er die letzte Stufe nahm, trat er hinein in die Vampirwelt, die sich vom Licht her nicht verändert hatte. Sie sah noch immer so aus, als würde sie vom Schwarzen Tod beherrscht, aber das war Vergangenheit.
Marek richtete sich auf. Er wollte nicht krumm dastehen. Jeder sollte sehen, dass er noch nicht aufgegeben hatte, sondern zum Kampf bereit war.
Und auch er sah, und als seine Augen wahrnahmen, was ihn erwartete, da flüsterte er nur: »Mein Gott…«
***
Sie standen gar nicht mal weit von ihm entfernt, und sie wirkten wie eine Mauer aus Menschenleibern. Aber es waren keine normalen Menschen,
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