1414 - So rächt sich ein Vampir
kennst mich gut, Partner. So wie du gesprochen hast, kann ich dir nicht mal groß widersprechen.«
»Das habe ich mir gedacht.«
Sie fixierte mich aus schmalen Augen, als wollte sie auf den Grund meiner Seele schauen. »Und was hast du dir sonst noch vorgestellt, Partner?«
»Wie kommst du darauf?«
»Du willst doch was.«
»Möglich.«
Nach dieser Antwort herrschte das große Schweigen. Alle warteten darauf, dass ich etwas sagte, und tatsächlich war mir mein Plan nicht aus dem Kopf gegangen. Im Gegenteil. Ich hatte näher darüber nachgedacht und war zu dem Entschluss gekommen, ihn auch umzusetzen. Aber ich musste dabei auf Justines Mitarbeit setzen, was ungemein wichtig war.
»Sag schon, was dir eingefallen ist, Partner. Kann ja sein, dass ich zustimme.«
»Okay, wie du willst.« Kein anderer störte mich. So konnte ich meine Ausführungen darlegen. »Ich wäre dafür, dass du in Mallmanns Vampirwelt gehst!«
***
Mit diesem Satz löste ich großes Staunen aus. Selbst Justine schaute mich an, als könnte sie nicht glauben, was sie da gehört hatte.
»He, was soll das? Was ist dir denn da über die Leber gelaufen? Das kann doch nicht dein Ernst sein.«
»Warum nicht?«
»Du willst mich loswerden?«
Ich hob beide Hände. »Moment mal, Justine. Von Loswerden für immer habe ich nichts gesagt. Es ist ein bestimmter Plan, den ich mir ausgedacht habe.«
»Dann weiter.«
»Du gehst zu Saladin und Mallmann. Du schaust dich dort um in Mallmanns Welt. Du wirst herausfinden, was mit Frantisek Marek geschehen ist. Wenn es sein muss, dann kehrst du zurück und holst uns, damit wir ihn gemeinsam befreien. Falls er noch nicht zu seinem Blutsauger geworden ist.«
Justine Cavallo kannte ich recht lange. Gewisse Reaktionen konnte ich bei ihr vorausahnen, aber nun war sie erst mal sprachlos. Dass ein derartiger Vorschlag von mir kam, das hatte sie nicht erwartet.
»Was ist?«
Sie schwieg noch. Auch Jane und Suko sagten kein Wort. Sie warteten ebenso gespannt auf eine Antwort wie ich.
Die blonde Bestie schaute mich wieder an. »Ich soll also für euch Spionin spielen, wenn ich das richtig verstanden habe?«
»So könnte man es sehen. Du wolltest doch immer als unsere Partnerin akzeptiert werden. Bitte, wenn du meinem Vorschlag folgst, ist das so etwas wie eine Feuertaufe.«
Sie schwieg. Zum ersten Mal, seit wir uns kannten, hatte ich sie in eine Zwickmühle gebracht, denn mit einem derartigen Vorschlag hatte sie nicht gerechnet.
Sie bewegte den Kopf, um auch Jane und Suko anzuschauen, als wollte sie von ihnen erfahren, wie sie darüber dachten, aber die beiden hielten sich zurück.
»Ja oder nein?«, fragte ich.
Justine ballte die rechte Hand zur Faust. »Du bist raffiniert, Sinclair, verdammt durchtrieben sogar. Damit hast du mir den Schwarzen Peter zugeschoben.«
»Nein«, sagte ich. »Ich möchte nur, dass wir ein Team bilden.«
Wir ernteten ein Lachen. »Könnte ich euch denn trauen? Ich denke nicht. Ein Team in eurem Sinne kann es gar nicht werden, weil ich einfach zu anders bin.«
»Es wäre zumindest einen Versuch wert.«
Sie schaute mich an. Bei einem Menschen hätte ich gesagt, dass es in ihm arbeitete, bei Justine war ich mir da nicht so sicher. Sie hatte die Stirn in Falten gelegt, sie wechselte ständig ihre Blickrichtung, weil sie auch von Jane und Suko etwas erfahren wollte. Die hielten sich klugerweise zurück. Es war einzig und allein ihre Entscheidung.
Wir hatten sie oft genug im Kampf erlebt. Sie war eiskalt. Sie schlug zu. Sie kannte keine Rücksicht mit ihren Feinden. Aber nun sahen wir ihre andere Seite.
Justine Cavallo zeigte eine gewisse Unsicherheit. Sie benahm sich wie ein Mensch, der sich unwohl fühlt. Ihr Lächeln wirkte jetzt unsicher.
»Man wird es merken, wenn ich falsch spiele«, erklärte sie schließlich.
»Das kommt auf dich an. Du musst nur gut genug sein«, erwiderte ich und lächelte ebenfalls.
»Mallmann wird es merken.« Sie blieb dabei.
»Nicht, wenn du dich schlau anstellst.«
Ein Mensch hätte tief Luft vor der nächsten Frage geholt. Das brauchte sie nicht und fragte nur: »Was ist für mich drin?«
»Mal sehen.«
»Das ist mir nicht konkret genug.«
»Du wirst die Genugtuung haben, einer guten Sache gedient zu haben«, sagte ich.
Sie musste lachen. »Die gute Sache ist was für euch, aber nicht mich, verdammt. Ihr denkt anders als ihr. Ich muss nicht den Helden spielen. Ich habe kein Gewissen, das mich plagt. Nein, nein, da bin ich anders als ihr.
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