1414 - So rächt sich ein Vampir
stecken. Ein Plan nach dem Plan.
Daran glaubte sie eher. Sie beschäftigte sich gedanklich auch mit Marek, dem Pfähler. Dass er verschleppt worden war und sein normales Leben bald verlieren würde, störte sie nicht. Zu viele ihre Artgenossen hatte er zur Hölle geschickt. Gleiches galt zwar auch für Sinclair und seine Freunde, aber bei ihnen war es etwas anderes, denn sie konzentrierten sich nicht allein auf die Blutsauger, und manchmal hatte es für die blonde Bestie auch bestimmte Vorteile, sich auf ihre Seite zu stellen.
Sie hatte John Sinclair versprochen, ihn anzurufen. Er würde wie auf heißen Kohle sitzen, da kannte sie ihn gut genug.
Wahrscheinlich war sie die einzige Blutsaugerin, die ein Handy besaß.
Es war zwar mitten in der Nacht, doch sie war sicher, dass sich John Sinclair melden würde…
***
Mein Schlaf war wohl nicht sehr tief gewesen, denn sofort schreckte ich hoch, als das Telefon schrillte.
Augenblicklich waren meine Gedanken bei Justine Cavallo, und meine Stimme klang schon leicht gepresst, als ich mich meldete.
»Na, noch wach?«
»Soll ich jetzt lachen?«
»Ja, John«, sagte die Cavallo, »tu es. Lach mal so richtig laut. Ich denke, dass du in der nächsten Zeit nicht mehr oft dazu kommen wirst.«
Das hörte sich nicht gut an, und ich sagte: »Du hast also Saladin getroffen?«
»Ja, Saladin hat tatsächlich Wort gehalten. Er kam zu mir.«
»Und? Was hat es gegeben?«
Es folgte eine längere Pause. Ob sie bewusst eingesetzt wurde oder unbewusst, konnte ich es nicht sagen, aber dann sagte Justine nur einen Satz.
»Sie haben den Pfähler!«
Verdammt, das hatte gesessen. Ich kam mir im ersten Moment vor, als wäre ich ein Fisch, der aufs Trockene geschleudert worden war und nun nach Luft schnappte, ohne Wasser aber damit nichts anfangen konnte.
»Hast du es gehört, John?«
Ich konnte nur krächzen.
»Sie haben ihn, das glaube ich Saladin. Du kannst dir nicht vorstelle, mit welch einem Triumph er mir das unter die Nase gerieben hat. Es ist nun mal so, und ich kann es auch nicht rückgängig machen.«
»Das glaube ich dir.«
»Willst du nicht fragen, John, wohin sie ihn geschafft haben?«
»Das kann ich mir denken. In die Vampirwelt.«
»Getroffen.«
Ich musste mich räuspern, um die nächste Frage stellen zu können. »Wie sieht es aus mit ihm? Ist er noch ein normaler Mensch, oder haben sie ihn zum Blutsauger gemacht?«
»Ich weiß es nicht. Dem Verhalten Saladins nach, scheint er noch ein normaler Mensch zu sein. Er gehört also nicht zu meinen Brüdern. Egal, ich kann mir vorstellen, dass es dir trotzdem nicht gefällt.«
»Und dir?«
Sie lachte so schrill, dass ich fast wütend wurde. »Mir ist er egal, verdammt. Soll ich mir über jemand Gedanken machen, der Wesen wie mich hasst und rücksichtslos killt?«
Klar, wie hatte ich das vergessen können! Justine war eine Blutsaugerin, und deshalb war der Pfähler so etwas wie ihr natürlicher Gegner.
»Sorry, ich vergaß für einen Moment, wer du bist.«
»Verziehen, Partner.«
»Lass den Partner lieber weg. Es geht um andere Dinge.«
»Sicher.«
»Ist Saladin nur erschienen, um dir zu sagen, dass sie Marek haben?«
»Nein, natürlich nicht. Er hat mir ein verdammt verlockendes Angebot gemacht.«
»Willst du darüber reden?«
»Es geht nicht nur um Marek. Mallmann hat seine Welt fertig. Sie muss für ihn und seine Freunde ein wahres Paradies sein, und das finde ich gar nicht schlecht.«
»Sie wollen also auch dich!«
»Saladin hat versucht, mich zu locken.«
»Und Mallmann?«
»Er würde wohl nichts dagegen haben. Es hat Zeiten gegeben, da bildeten wir ein verdammt gutes Duo. Du hast es ja miterlebt und…«
»Ja, ja, schon gut. Ich will wissen, ob du dich entschieden hast!«
»Noch nicht.«
»Das ist gut.«
»Wieso?«
»Ich denke, dass sollte ich dir nicht am Telefon erklären.«
»He, dann willst du mich treffen?«
»Genau das. Nur nicht in irgendeiner Kneipe oder in einem Biergarten, sondern bei dir zuhause.«
Ich hörte, wie sie einen Fluch zischte. »Das ist nicht gut, John. Dann müsste auch Jane Collins eingeweiht werden.«
»Was stört dich daran? Man hält einen unserer besten Freunde gefangen. Und wir müssen alles daransetzen, ihn zu befreien. Besonders ich, das bin ich ihm einfach schuldig. Denn ich bin es gewesen, der von Jahren seine Frau erlöst hat.«
»Erlöst? Sie war eine meine Schwestern. Du solltest dich…«
Was sie noch sagte, hörte ich nicht, denn ich knallte den Hörer
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