1415 - Die Spur des Propheten
sein. Jedenfalls soll Venerreyen entscheiden, was mit deinem Ultimatum wird, ob in nächster Zeit ein Regierungsvertreter für Verhandlungen zur Verfügung steht. Aber die halbe Stunde, die du Tumbann gegeben hast, läßt sich auf keinen Fall einhalten."
„Das war auch nicht so gemeint, Kleiner", antwortete Rhodan. „Ich wollte die Dinge nur in Bewegung bringen."
„Und?" wollte Bull wissen. Der untersetzte Mann deutete auf die hektische Betriebsamkeit in der Zentrale. „Was ist passiert, während ich auf Gucky aufpassen mußte?"
Gucky pfiff empört, doch Rhodan ließ seine Antwort nicht unterbrechen: „Wir haben Besuch bekommen", sagte der Terraner, „die HARMONIE ist mit Salaam Siin, Dao-Lin-H'ay und den anderen Kartanin an Bord in wenigen Kilometern Entfernung gelandet. Noch haben die Shanganten nicht bemerkt, daß wir zusammengehören. Das kann sich vielleicht als Vorteil erweisen. Und jetzt brauche ich einen Teleporter, der den Meistersänger abholt. Wenn ich doch nur einen finden könnte..."
Dabei lächelte er und sah in Guckys Richtung. „Schon gut", gab der Mausbiber großmütig zurück. „Wenn sich Bully für seine Bemerkung von eben entschuldigt, hole ich ihn."
„Was? Den Teufel werde ich tun!" rief Bull. „Er will nicht, Perry", klagte Gucky, und gleichzeitig verlor der dickliche Mann mit dem roten Bürstenschnitt langsam den Boden unter den Füßen. „Keine Scherze jetzt."
„Na gut." Gucky entließ Bull aus seinem telekinetischen Griff. „Dann mache ich es trotzdem, bis gleich also." Er konzentrierte sich, schloß kurz die Augen und verschwand mit einem trockenen Knall, den er natürlich nicht mehr hören konnte.
*
Über der HARMONIE stand kein Schutzschirm. Gucky hatte wenig Schwierigkeiten, das Gedankenmuster des Meistersängers aus Tausenden anderer Impulse herauszusuchen. Zwar blieb ihm Salaam Siins Denken weiterhin verborgen; psionische Musik bildete in seinem Hirn einen regelrechten Wall. Doch gerade das ließ den Ophaler so sehr herausstechen. „Ah, Meistersänger!" rief er, als er in der Projektorschüssel der HARMONIE herauskam. „Und Dao-Lin-H'ay. Na, dann wollen wir mal."
An die katzenhafte Gestalt der Kartanin hatte sich Gucky gewöhnt, sie fiel ihm kaum mehr als ungewöhnlich ins Auge.
Anders dagegen das Äußere des Meistersängers: Salaam Siin war etwa eineinhalb Meter groß. Ein massiver Rumpf ruhte auf kurzen Beinen, und darüber bewegten sich sechs Armpaare.
Am Halsansatz saß der Membrankranz, jenes wichtigste Organ des Ophalers. Dort formte er die unnachahmliche Mischung aus Akustik und Psionik, die ihn zu einem solch wichtigen Verbündeten werden ließ.
Der Hals selbst war biegsam und konnte weit ausgefahren werden; er trug einen weitgehend formlosen Kopf mit undefinierbaren Sinnesknospen.
Und die Borkenhaut des Sängers leuchtete weithin in einem hellen, schwer übersehbaren Rot.
Gucky machte den Einwänden der Kartanin kurzerhand ein Ende. Er griff nach einem der Tentakelarme und teleportierte in die CIMARRON.
Konzentrieren mußte er sich kaum dabei, da er die Räumlichkeiten genau im Kopf hatte.
Bei der folgenden Unterhaltung hielt der Ilt sich zurück. Er ließ Rhodan mit Salaam Siin reden; immerhin ahnte er bereits, daß sein großer Beitrag zu diesem Unternehmen „Bekassu" bevorstand. Dazu mußte er nicht einmal in den Gedanken des Terraners lesen, weil die beste Lösung offensichtlich war. „Und wie geht es nun weiter?" fragte Salaam Siin.
Gucky wurde hellhörig.
Rhodan gab sehr schnell Antwort, und der Mausbiber wußte, daß er sich eine entsprechende Taktik bereits zurechtgelegt hatte. „Wir kümmern uns um die Bekassu", sagte er, „es gibt zwei Möglichkeiten."
„Welche sind das?" wollte der Ophaler in einer Melodie wissen, die für die Ohren des Ilts dumpf und nichtssagend klang. „Die erste Möglichkeit ist der Verhandlungsweg, darum werde ich mich kümmern. Und die zweite Möglichkeit ist unser Multitalent Gucky: Er wird nach Aontan teleportieren und das Antennenschiff suchen. Falls er einverstanden ist, natürlich. Aber wie ich ihn kenne..."
„Ich mache es, Perry!"
„Dann hast du ab jetzt zunächst einmal drei Stunden Zeit. Bis dahin warte ich mit weiteren Schritten ab - vielleicht meldet sich auch Tumbann oder dieser Venerreyen, von dem du erzählt hast. Alles klar?"
„Kann ich die Sache diesmal allein machen?" erkundigte sich der Ilt mißtrauisch. „Oder nehme ich wieder Bully mit?"
„Diesmal nicht, Kleiner. Du
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