1416 - Blutrausch
Zugleich stellte er fest, dass er stark zitterte. Er musste noch atmen, aber es war mehr ein Keuchen als ein normales Luftholen.
Mallmann bückte sich. Der Pfähler sah es nicht. Dann spürte er wieder die Berührung der Hände und wurde einen Moment später auf die Beine gezerrt.
Schwankend blieb er stehen. Um mehr Sicherheit zu bekommen, hielt er sich am Dach des Käfers fest.
Dracula II stand neben ihm und flüsterte: »Ich habe dir etwas versprochen, mein Lieber, und das werde ich halten. Ich bin gekommen, um dir den zweiten Biss zu geben.«
Frantisek drehte den Kopf. Es sah so mühsam aus, aber er wollte seinen Feind anschauen.
Die Blicke bohrten sich ineinander. In den dunklen Augen des Supervampirs schien es zu brennen. Man konnte von einem gnadenlosen Blick sprechen, der den Pfähler traf. Sollte ein Vampir je Gefühle gehabt haben, so traf es hier zu.
Böse Gefühle. Hass und auch der Triumph, endlich abrechnen zu können.
Marek war waffenlos. Auch wenn er seinen Pfahl gehabt hätte, es wäre ihm nicht möglich gewesen, ihn einzusetzen.
Die Lippen des Supervampirs zogen sich in die Breite. Mallmann musste seinen Triumph nach außen tragen. Sogar ein Stöhnen konnte er nicht unterdrücken.
Blitzschnell packte er zu. Marek hatte keine Chance. Er wurde gegen die Gestalt des Vampirs geschleudert und prallte an ihr ab wie an einer Gummiwand.
Mallmann behielt den Pfähler im Griff. Er drehte ihn. »Komm, Pfähler, komm! Der zweite Biss wartet auf dich.« Er fing an zu kichern. »Du wirst dich wundern.«
Marek konnte nichts tun. Er torkelte nur zur Seite und schwenkte dabei seine Arme. Die Hände rutschten über das Autodach hinweg, glitten ab, fuhren über die Windschutzscheibe, berührten die Kühlerhaube, und genau in dem Augenblick griff der Vampir wieder zu.
Er packte Marek an den Hüften, und mit einer locker anmutenden Bewegung schleuderte er ihn herum.
Für einen winzigen Moment lag Marek in der Luft, bis er rücklings auf die Kühlerhaube krachte und das Blech einbeulte.
Marek blieb liegen. Er musste es tun, denn die ausgestreckte Hand drückte gegen seine Brust. Es war nicht nur eine ungewöhnliche Lage, es kam ihm auch so entwürdigend vor. Er fühlte sich so chancenlos. Er hatte auch nicht mehr die Kraft, von allein etwas zu unternehmen. Wie das böse Untier aus einer horrorartigen Märchenwelt schwebte die Gestalt über ihm. Er schaute hoch in das bleiche Gesicht mit dem roten Zeichen auf der Stirn, sah die eingefallenen Wangen, die breite Stirn mit dem hohen Haaransatz, die glänzenden Augen, das scharfe Kinn – und natürlich den Mund.
Noch waren die Lippen geschlossen. Genau das änderte sich in der folgenden Sekunde, denn Mallmann zog sie zurück.
Er tat es langsam. Er ließ sich Zeit dabei. Sein Opfer sollte es genau mitbekommen. Nichts durfte hier stören. Es gab keine Ablenkung mehr. Marek war allein, er war waffenlos, und auf die Hilfe seiner Freunde konnte er nicht zählen.
Der Supervampir öffnete den Mund. Langsam und genussvoll. Er schob die Oberlippe weit zurück, um seinen beiden Blutzähnen den nötigen Platz zu schaffen.
Marek schaute von unten her gegen die beiden Dolche und hörte das Flüstern tief aus dem Rachen des Vampirs.
»Der zweite Biss, Pfähler. Er wird dich noch tiefer in die neue Welt hineinreißen…«
Der Pfähler gab keine Antwort. Er war auch zu schwach, um die Arme anzuheben. An eine Gegenwehr war einfach nicht zu denken.
Das Knurren vernahm er sehr deutlich, und wie im Zeitlupe senkte der Vampir seinen Kopf.
Wieder griff er in Mareks Haar. Er wollte die Zahnspitzen in die frischen Wunden am Hals des Rumänen schlagen.
Das leise Knurren blieb. Es war ein Zeichen dafür, wie wohl sich Mallmann fühlte. Er riss sein Maul so weit wie möglich auf, und im nächsten Augenblick zuckte der Kopf nach unten.
Die Zähne trafen genau die richtige Stelle. Sie tickten einmal kurz gegen die Haut – und stachen hinein wie zwei Messer. Sie bissen sich fest.
Frantisek bekam alles sehr genau mit. Bei der ersten Berührung war er in die Höhe gezuckt, wurde aber sofort wieder zurück auf die Kühlerhaube gedrängt.
Der Blutsauger lag mit seinem ganzen Gewicht auf ihm. Er drückte ihn hart gegen das Blech der Motorhaube. Er saugte. Er schmatzte. Marek spürte sogar, wie das Blut seine Ader verließ und hinein in den Rachen des Wiedergängers strömte.
Mallmann trank!
Er schluckte und stöhnte dabei. Es war ein wohliges Gefühl, das ihn überkommen hatte.
Es
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