1416 - Das Gebot der Götter
machte sich auf den Weg entlang der Küste. Bis zum Einbruch der Dunkelheit suchte sie die Hochflora und das Ufer ab, beobachteten mehrere Städte. Lange Gespräche mit den Bekassu wurden geführt, aber eine weitere Information sprang nicht dabei heraus. Die Wesen Kassubans wurden immer unruhiger und unkonzentrierter, und die einzige Mitteilung, die noch sinnvoll erschien, war die, daß bald der Zeitpunkt gekommen war, an dem das Ewigkeitsschiff eintraf.
Die Jet flog der Nacht voraus und umrundete den Kontinent des Südpols.
Zweimal gab es Sichtkontakt zu Landungsbooten anderer Gruppen, einmal setzte Ian die Jet bei einer Gruppe ab, die auf den Gipfeln des Mansara-Gebirges nach Spuren suchte. Jeolo Darwing, einer der Botaniker an Bord der CIMARRON, hatte sich an eine umfangreiche Untersuchung der Hochflora und der Gebirge über der Vegetationsgrenze gemacht, während die anderen Mitglieder seiner Gruppe nach Stationen oder Hinweise auf die Existenz Fremder suchten. „Wir bleiben hier oben", entschied Bully. „Sechs Stunden Schlaf müssen einfach drin sein. Die Bordwache übernimmt automatisch der Freiherr von Dingsbums."
„Von Dittelbrunn!" korrigierte der Roboter, doch das hörte Bully schon nicht mehr. Er befand sich auf dem Weg zu einer der kleinen Kabinen, um sich aufs Ohr zu legen und sich nur dann wecken zu lassen, wenn sich etwas Entscheidendes ereignete.
Rhodan befand sich inzwischen längst auf Kassuban und beteiligte sich daran, alles Wissenswerte zusammenzutragen, was ihnen irgendwie nützlich sein konnte.
Bully schlief bald ein.
Und er träumte - von Gucky. Wer konnte es ihm verdenken.
*
Eheenza war ein eitler Geck. Das hatten Eirene und Covar Inguard in den vergangenen Stunden erfahren. Der 2,40 große Bekassu war ziemlich jung, erst elf Kassuban-Jahre alt. Er fiel durch seinen ungewöhnlich schlanken Körper auf, was er auf sein gezieltes Konditionstraining unter den planetaren Schwerkraftverhältnissen zurückführte. Seine Haut schimmerte hellgrau und wies auf der Bauchseite dunkle, fingerkuppengroße Pigmentflecken auf, die er als Auszeichnung empfand. Er war auf der Pionierwelt Eirdashan geboren und mit seinem Eiter Gwerander nach Kassuban gekommen, als dieser in den Regierungsrat berufen worden war. Der Eiter hatte Eheenza protegiert, aber Eheenza war deshalb nicht übermütig geworden. Er verfügte über keine besonderen Fähigkeiten, war ein durchschnittlicher Bekassu seiner Generation und sagte unverblümt seine Meinung.
In den gemeinsamen Stunden hatte Eirene den jungen Bekassu ins Herz geschlossen. Sie empfand Freundschaft für ihn, und Eheenza dankte es ihr durch besonders große Aufrichtigkeit. Er führte sie in alle Bereiche der Stadt, und die kleine Gruppe erlebte die Bekassu in ihrer täglichen Welt der Arbeit und des Zusammenlebens. Es gab keine Familien im eigentlichen Sinn. Der Eiter und seine Kinder lebten immer in einer größeren Gemeinschaft anderer, und in dieser Gemeinschaft besaß jeder einzelne einen Freiraum für sich selbst, wo er sich in seine Aheyma oder auch in die Stille der Hochflora zurückziehen konnte. Sie erlebten, wie junge Bekassu ihre vergeblichen Flugversuche unternahmen und dabei ohne Ausnahme auf der Schnauze landeten. Das Volk hatte jede Flugfähigkeit verloren, und die Flughäute reichten höchstens bei günstigem Aufwind zu einem kurzen Gleitflug von einer niedrigen Bodenerhebung. „Willst du es nicht auch probieren?" fragte Eirene, als sich die Sonne dem Horizont näherte. „Du hast die Sonne im Rücken und den Wind von vorn!"
Eheenza strich sich über seine Pigmentflecken und rauschte mit den Flughäuten. Er streckte sie bis zu einer Spannweite von vier Metern aus. „Ich könnte mich schmutzig machen", sagte er. „Mein Körper hat eine solche Tortur nicht verdient. Meinst du nicht auch?"
„Nun ja, wie du denkst. Hast du eigentlich heute schon gebadet?"
„Ich nehme täglich zwei Bäder. Zunächst das Sandbad, in der Wärme des Tages dann das Wasserbad. Was denkst du? Sieh mich an! Mein Körper ist gepflegt und leuchtet und glänzt mehr als alle meine Artgenossen. Das ist fein."
Sie entfernten sich in Richtung der Stadt, und Eirene überlegte, ob sie nicht nochmals zu den Quamalongs fahren sollten. Sie entschied sich dagegen. Die Quamalongs hatten nur historische Bedeutung, und es war die Aufgabe aller Gruppen auf Kassuban, nach Hinweisen der Gegenwart zu forschen.
Sie suchte ihr Landungsboot auf und setzte sich mit den anderen
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