1418 - Die Höhle des Giganten
gehört?"
Der schnarrenden Stimme war keine Emotion anzuhören. Aber die Fragestellung verriet die Überraschung des Fremden. „Du willst von mir schon gehört haben?
Das halte ich für unmöglich. Wo und von wem?"
Rhodans Verstand arbeitete fieberhaft.
Er mußte sich etwas Brauchbares einfallen lassen. Zeit gewinnen, Zeit gewinnen! Er würde eine Nachricht an die HALUTA absetzen, so daß er angepeilt werden konnte. Ob ihm das gelang, hing davon ab, bis zu welchem Grad die niederfrequente Hyperstrahlung des Funkspruchs von dem Schirmfeld, das die Kammer umgab, absorbiert wurde. Es war nicht sicher, ob er überhaupt durchdrang.
Plötzlich erstarrte er. Aus dem Helmempfänger drangen feine, wispernde Laute. Er verstand: „Denk an deinen Aufenthaltsort!"
Gucky! Niemand anders konnte es sein.
Der Ilt brauchte Orientierungshilfe. Er konnte nur dann erfolgreich teleportieren, wenn er ein ungefähres Bild des Zieles und seiner Umgebung besaß.
Perry Rhodan ließ den Blick über Wände und Decke wandern. Während sein Gehirn die optischen Eindrücke verarbeitete, erzeugte es Mentalimpulse, die der Ilt entziffern konnte. „Keine Antwort?" höhnte der Fremde mit der schnarrenden Stimme. „Du hast nie von mir gehört, nicht wahr?"
„Doch."
„Wo?"
„Auf einer Welt namens Satrang. Sie liegt in einem Kugelsternhaufen weit draußen am Rand der Milchstraße. Einer, der sich der Eremit von Satrang nennt, sprach von dir."
„Der Eremit von Satrang ist tot!" Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. „Ja, ich weiß", sagte Perry Rhodan gleichgültig. Konnte er den Unbekannten noch mehr aus dem Gleichgewicht bringen? „Deine Artgenossen haben ihn umgebracht. Ich sprach mit ihm, bevor..."
„Du lügst!" Es klang wie ein Protestschrei. „Niemand weiß, was auf Satrang geschah!"
Es war ein Schuß ins Blaue gewesen. Er hatte getroffen. „Mach dir nichts vor", spottete Perry Rhodan. „Eure Machenschaften und Grausamkeiten sind weithin bekannt." Eine kühne Idee entstand in seinem Bewußtsein.
Er setzte sie sofort um. „Wo immer das Volk der Cantaro auftaucht, erregt es den Widerwillen und die Verachtung höherentwickelter Zivilisationen."
Reine Spekulation! Wenn Rongn'ataan kein Cantaro war, dann hatte er Rhodans Bluff jetzt durchschaut. Der Terraner lauschte gespannt. Was war aus Gucky geworden? Warum ließ er nichts mehr von sich hören? Rhodan dachte intensiv an das Feld, das die Kammer umgab. Er wollte den Ilt warnen. Der energetische Schirm mochte für einen Terraner undurchdringlich sein. Der Kontakt mit hyperenergetischen Feldern gewisser Frequenzen konnte für Gucky gefährlich, sogar tödlich sein. „Es scheint mir, du weißt tatsächlich über einige Zusammenhänge Bescheid."
Rongn'ataan hatte die erste Überraschung offenbar überwunden. „Dein Wissen ist gering, aber für meine Begriffe ist auch das Geringe schon zuviel. Du bist eine Gefahr und mußt unverzüglich beseitigt werden. Ich..."
Die Stimme brach ab. Auf dem verschwommenen Bild, das auf die Wand projiziert wurde, war plötzlich weitere Bewegung entstanden. Zwei Gestalten waren aus dem Nichts aufgetaucht, eine große und eine kleine. Rhodan erschrak. Wagte Gucky sich in die Höhle des Löwen? Wer war der Große?
Ein rauher Aufschrei drang aus dem Empfänger. „Fremde! Wie kommt ihr in Rongn'ataans Schaltzentrum?"
„Wir kennen ein paar Tricks, gegen die deine Abwehrgeräte machtlos sind." Das war Guckys hohe, schrille Stimme! „Schalt das optische Zerrfeld aus. Ich will sehen, wen ich gefangennehme."
Vorsicht Gucky! dachte Rhodan mit der Intensität der Verzweiflung. Er ist ein Cantaro! „Du bist ein Cantaro", hörte man Gucky sagen. „Die erste falsche Bewegung kostet dich das Leben. Du bist mein Gefangener."
„Du nimmst niemand gefangen, Zwerg!"
Zum erstenmal enthielt die Stimme eine Regung: Angst. „Covar, gib's ihm!" befahl Gucky. „Vorsicht, nicht...!"
Perry Rhodan fuhr in die Höhe. Auf der Bildfläche zuckte es grell. Ein scharfer, peitschender Knall war zu hören. Das Bild brach in sich zusammen. Es war plötzlich totenstill. „So wollte ich es nicht", sagte eine Stimme vom anderen Ende der Kammer.
Rhodan wirbelte herum. Keine zwei Schritte von ihm entfernt stand der Ilt. Er hielt den Mann von Bugaklis an der Hand.
Der Schreck spiegelte sich in Covar Inguards weit aufgerissenen Augen. „Seine Gedanken waren schlecht artikuliert", fuhr Gucky in seiner Erklärung fort. „Ich empfing sie zwar, konnte aber nur
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