1418 - Die Höhle des Giganten
Rhodan. „Wir fliegen durch die Lücke, die Lakardón für uns geschaffen hat."
„Sonst nichts?" fragte Perry Rhodan ungläubig und starrte auf das Bild, das die Datenausbeute des Tasters optisch verdeutlichte. „Sonst nichts", antwortete die Stimme des Bordrechners. „Der rückwärtige Teil der Raumzeitblase ist leer bis auf dieses Objekt."
Das Bild zeigte einen öden Gesteinsbrocken, der annähernd die Form einer Kugel und einen Durchmesser von 1500 Kilometern besaß. Seine Oberfläche wies zahlreiche Furchen und eine Unmenge von Kratern auf. Hier, in der Raumzeitblase, gab es keine Meteore, die für die Entstehung der Oberflächendetails hätten verantwortlich gemacht werden können. Der Gesteinsklotz stammte aus dem Standarduniversum. Irgend jemand hatte ihn durch den Ereignishorizont bugsiert und hier untergebracht. Man fragte sich unwillkürlich, welchem Zweck damit gedient sein sollte. „Energetische Tätigkeit?" fragte Rhodan. „Keine", antwortete Taravatos. „Der Felsklotz ist so tot, wie es ein Stück Gestein nur sein kann. Natürlich ist es dort absolut finster. Die Temperatur der Oberfläche liegt null Komma drei Grad über absolut null."
Neben dem Tasterbild schwebte die Anzeige des Orters. Die Säulen der Vergangenheit, jetzt wieder vollzählig, waren weit in den Hintergrund gerückt. Die HALUTA hatte 125 Millionen Kilometer zurückgelegt, seit sie durch die von Lakardón geschaltete Lücke geglitten war. Das lag knapp anderthalb Stunden zurück. Man hatte einen Versuch unternommen, mit dem Nakken in Verbindung zu treten. Der Versuch war mißlungen. Die Reihe der fünf Säulen schirmte alle hyperenergetischen und elektromagnetischen Impulse ab, die vom einen Teil der Raumzeitblase in den ändern gelangen wollten.
Es ging um Icho Tolot. War es ihm wirklich gelungen, das Hindernis zu durchdringen? Lakardón hatte davon gesprochen, daß Rongn'ataans Vorgänger den Haluter in das Land hinter den Säulen verbannt hatte. Wo war er dann? Wo sollte man nach Icho Tolot suchen? Schwebte er irgendwo in der Weite des Nichts? Kaum anzunehmen. Wenn er wirklich in diesem Teil der Raumzeitblase eingesperrt war, dann würde er irgendwann den öden Felsbrocken entdeckt und angesteuert haben.
Ein Haluter besaß die Fähigkeit, Umweltbedingungen zu ertragen, die jedes andere organische Wesen in kürzester Zeit getötet hätten. Icho Tolot hätte im Vakuum überleben können. Aber wenn er sich wirklich noch hier befand, dann hatte er den Felsklotz angesteuert. Es war der einzige Fixpunkt inmitten der gähnenden Leere. Wer immer auch käme, um nach dem Haluter zu suchen, würde sich dort zuerst umsehen.
So mußte auch Icho Tolot gedacht haben. „Wir landen dort", entschied Perry Rhodan. „Alle Meß- und Nachweisgeräte konzentrieren sich darauf, nach Signalen Ausschau zu halten, die von Icho Tolot kommen könnten. Wenn er wirklich hier hat ausharren müssen, dann hat er die Substanz seines Körpers vermutlich in den kristallinen Zustand überführt und die Vitalfunktionen auf ein Minimum reduziert."
„Verstanden", antwortete der Bordrechner. „Ich gehe auf Kurs."
Eine halbe Stunde später stand die HALUTA auf der vielfach zerklüfteten Oberfläche des fremden Himmelskörpers.
Das Schiff war auf einer annähernd ebenen Fläche von zirka zwei Quadratkilometern Ausdehnung gelandet. In der Nähe des Landeorts befanden sich mehrere von Ringwällen umgebene Krater. Der größte unter ihnen hatte einen Durchmesser von gut zwei Kilometern. Die Szene war abso lut finster. Die milchige Helligkeit, die man an anderen Orten im Innern der Raumzeitblase beobachtete, machte an der Grenze halt, die von den Säulen der Vergangenheit gebildet wurde. Unmittelbar nach der Landung fuhr die HALUTA eine Batterie schwebender Lampen aus, die diffuses Licht erzeugten, so daß zumindest in der unmittelbaren Umgebung des Landeplatzes erträgliche optische Verhältnisse herrschten.
Die Stimmung an Bord war bedrückt.
Für Optimismus bestand wenig Anlaß.
Gucky zog sich in einen im Heck des Schiffes gelegenen, leeren Lagerraum zurück und horchte eine geschlagene Stunde lang sämtliche Wellenlängen des Mentaläthers ab.
Danach war er zu Tode erschöpft und hatte dennoch keinen einzigen Gedankenimpuls empfangen. Wenn Icho Tolot sich auf diesem gottverlassenen Himmelskörper befand, dann mußte es wohl so sein, wie Perry Rhodan vermutete: Er hatte die Lebensfunktionen seines Körpers auf ein Minimum reduziert.
Er befand sich im
Weitere Kostenlose Bücher