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1418 - Grabgesang der Geistermönche

1418 - Grabgesang der Geistermönche

Titel: 1418 - Grabgesang der Geistermönche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Mund wurde von einem dünnen dunklen Bart umwachsen.
    »He, du bist ja ein Bulle.«
    Thomas überhörte geflissentlich die Anrede. »Ich habe gefragt, ob es Ihnen gut geht.«
    »Ja.« Ein Lachen. »Ja, es geht mir gut.« Wieder ein Lachen, verbunden mit einem Kopfschütteln. »Wissen Sie – wissen Sie, was ich da gesehen habe? Wissen Sie es?«
    »Ja.«
    »Was denn?«
    »Geister.«
    »Genau, Geister, ich habe…«, der Mann unterbrach sich. »He, was haben Sie da gesagt?«
    »Ich sprach von Geistern!«
    Zwei dunkle Augen starrten ihn an. Um den Mund des Mannes zuckte es. Er fing wieder an zu lachen, doch es wurde mehr ein Prusten, das über seine Lippen drang. Und während er lachte, gab er seinen Kommentar mit stockender Stimme.
    »Ich bin in die Geister hineingefahren. Sie turnten hier auf der Straße herum, verstehen Sie? Einfach so. Plötzlich waren sie da. Ich sah sie, ich wollte bremsen, aber ich schaffte es nicht mehr und fuhr einfach in sie hinein.« Wieder fing er an zu lachen und schüttelte zugleich den Kopf, als wäre das alles gar nicht wahr, was er soeben erzählt hatte. Er schlug mit beiden Händen gegen das Lenkrad und konnte nicht aufhören, seinen Kopf zu schütteln.
    Thomas Weber wusste, wie es in ihm aussah. Deshalb ließ er ihn vorerst in Ruhe. Der Mann sollte zunächst mal wieder zu sich selbst finden, dann konnte man weitersehen.
    »Aber Ihnen ist nichts passiert – oder?«
    Der Fahrer hob den Kopf. »Nein, aber ich weiß nicht, ob ich geträumt habe.«.
    Weber ging nicht darauf ein. »Gut, dann darf ich Sie um Ihren Führerschein bitten.«
    »Kontrolle?«
    »Nicht direkt. Aber Sie sind ein Zeuge. Ich brauche Ihren Namen und die Anschrift.«
    Der Mann fasste in die breite Brusttasche seines Hemdes. Dort hatte er seine Brieftasche untergebracht, die sehr handlich war. Er senkte den Blick, klappte sie auf und überreichte sie dem Polizisten.
    Thomas Weber notierte sich den Namen und auch die Anschrift.
    Der Zeuge hieß Lars Hinz und kam aus Bürgstadt. Getrunken hatte er nichts. Jedenfalls war nichts zu riechen.
    »Ist okay«, sagte Weber und gab ihm die Papiere zurück.
    »Ja, schon gut. Und jetzt?«
    »Was meinen Sie?«
    »Ich – ich habe mich doch nicht getäuscht?« Hinz wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn. »Oder doch?«
    »Tja.« Thomas zeigte sich ein wenig ratlos. »Ich weiß auch nicht, was ich dazu sagen soll.«
    »Aber es gibt sie, nicht?«
    »Kann sein.«
    »O scheiße, wenn ich das meinen Kollegen erzähle, dann halten sie mich für durchgedreht.«
    »Sie müssen es ja nicht.«
    »Stimmt auch wieder. Aber es fällt mir verdammt schwer, es für mich zu behalten.«
    »Bleiben Sie dabei, Herr Hinz.«
    »Dann kann ich jetzt fahren?«
    »Bitte sehr.« Weber räusperte sich. »Sollten sich irgendwelche Fragen ergeben, werde ich auf Sie zukommen.«
    »Können Sie. Aber von Geistern will ich nichts mehr hören. Das verstehen Sie doch – oder?«
    »Darauf können Sie sich verlassen. Gute Fahrt weiterhin.«
    »Ja, ich muss nach Frankfurt zum Flughafen und dort etwas abholen. Aber keine Geister.«
    »Das habe ich auch nicht angenommen.«
    Lars Hinz fuhr wieder an. Allerdings so vorsichtig wie jemand, der seine Fahrprüfung noch vor sich hat.
    Der Polizist schaute den Heckleuchten nach und fragte sich, was das alles zu bedeuten hatte. Er wusste es nicht.
    So schaute er die leere Straße entlang. Wenn ihm jemand gesagt hätte, dass sie mal von geisterhaften Gestalten bevölkert werden würde, dann hätte er die Person ausgelacht. Das glaubte er einfach nicht.
    Er setzte sich in seinen Wagen und überlegte, ob er Meldung machen sollte. Niemand würde ihm glauben, es sei denn, er brachte Lars Hinz als Zeugen an. Ob der dann mit der Wahrheit herausrücken würde, das war noch die große Frage.
    Thomas Weber dachte nach. Die geisterhaften Gestalten waren in Richtung Bürgstadt gegangen. Er konnte sich nicht vorstellen, was sie dort suchten, aber sie hatten den Weg genommen, und ihm kam in den Sinn, seine Fahrt in diese Richtung fortzusetzen. Als Polizist musste man eine Portion an Neugierde besitzen. Sonst wäre man für den Job nicht geeignet gewesen.
    Er drehte den Zündschlüssel. Der Motor sprang wieder an, und Weber fuhr los.
    Er hörte das Singen der Unheimlichen nicht mehr. Trotzdem wollte ihm dieser Gesang nicht mehr aus dem Sinn gehen. Und er hatte zudem das Gefühl, dass es mit der Ruhe im Ort vorbei war.
    Die Fahrt führte ihn weiter am Mainufer entlang. Er fuhr nicht

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