1419 - Mandragoros Mörderfee
beschreiben, als Würgeschlinge.«
»Ja, klar. Aber was kann ich dafür?«
»Wie es aussieht, haben die vier Menschen ihre Mörder von hier mitgebracht.«
»Wen? Die Lianen?«
»Ja.«
»Das ist doch Mist, was Sie da erzählen.«
»Vier Tote reden eine andere Sprache.«
»Das mag in London so sein. Hier haben wir nichts damit zu tun. Da können Sie reden, was Sie wollen. Deshalb will ich von dem ganzen Zeug nichts mehr hören.«
»Aber Sie gestatten, dass wir das anders sehen, Mrs Shannon.«
»Das ist allein Ihr Bier, Mr Sinclair. Es tut mir Leid um die Menschen, doch als sie von hier wegfuhren, lebten sie noch. Da müssen Sie den Mörder schon woanders suchen.«
»Manche bringen ihre Mörder eben mit«, sagte ich.
Cora Shannon konnte meinem Blick nicht standhalten. Sie sah auf ihre Uhr und sprach davon, dass sie einen Termin hätte, was wir ihr natürlich nicht glaubten.
»Da wäre noch etwas«, sagte ich.
»Bitte. Aber fassen Sie sich kurz.«
»Sagt Ihnen der Name Ken Bullock etwas?«
»Klar. Er war heute schon hier.«
»Und hat sich ein Boot ausgeliehen?«
»Auch das.« Sie deutete durch eines der beiden Fenster nach draußen. »Eigentlich müsste er schon auf dem Rückweg sein.«
»Er wird vorerst nicht zu Ihnen kommen.«
»Ach.« Sie schwieg und staunte uns an. Erst nach einigen Sekunden sagte sie: »Sagen Sie jetzt nur nicht, dass es einen weiteren Toten gibt. Das wäre zu viel des Guten.«
»Stimmt«, meinte Suko. »Es gibt auch keinen weiteren Toten. Aber es hätte ihn beinahe gegeben. Wir haben es im letzten Augenblick verhindern können.«
»Und das soll dieser Ken Bullock gewesen sein?«
»Genau.«
Die Frau schüttelte den Kopf und winkte ab. »Das glauben Sie doch selbst nicht. Gut, ich habe ihm erklärt, dass es nicht einfach für einen Laien ist, ein Boot auf diesem Wasser zu lenken. Aber es ist nicht tief, und es ist hier noch niemand ertrunken.«
»Das haben wir auch nicht gemeint.« Suko schüttelte den Kopf.
»Er wäre beinahe erwürgt worden.«
Cora Shannon verzog ihren Mund. »Wie toll. Jetzt sagen Sie nur nicht, dass es die Pflanze gewesen sein soll.«
»Genau sie.«
Mit beiden Händen winkte sie heftig ab und fing an zu lachen.
»Jetzt hören Sie aber mit dem Quatsch auf, verdammt. Das glaubt Ihnen doch kein Mensch.«
»Es ist nicht wichtig, ob uns Menschen glauben oder nicht«, sagte ich. »Es zählt nur, dass wir es glauben und auch wissen. Alles andere können Sie vergessen.«
»Und wo ist er jetzt?«
»In ärztlicher Behandlung. Es war purer Zufall oder ein Wink des Schicksals, dass wir ihn entdeckt haben.«
Sie senkte den Kopf. »Tut mir Leid. Ich kann Ihnen da nicht weiterhelfen.«
»Gut, das dachten wir uns schon«, sagte ich. »Wir müssen schließlich jeder Spur nachgehen.«
»Klar, das verstehe ich. Nur sind Sie hier an der falschen Adresse.«
Sie stand auf, zog etwas die Lippen zusammen und fragte dann:
»Werden Sie hier länger bleiben?«
»Wir wissen es noch nicht«, erwiderte Suko. »Jedenfalls wollen wir den Fall aufklären.«
»Dann fahren Sie wieder zurück nach London.«
»Leider gibt es da keine killenden Pflanzen oder Blätter mehr. Die werden wir schon hier suchen müssen.«
Es gefiel der Frau nicht. Wir sahen es ihr an. Cora schaffte es nicht, alles zu überspielen. Zum Abschluss meinte sie: »Egal, was da auch passiert ist, meine Herren, hier sind Sie an der falschen Adresse. Ich vermiete Boote, aber ich bringe keine Menschen um.«
»Dafür sorgen ja bestimmte Pflanzen«, erklärte Suko und ging noch vor mir zur Tür.
Ich wartete noch. Mein Blick traf den der Frau. Cora Shannon hatte dunkle Augen mit einem leichten Stich ins Grünliche. Sie stand unter Druck und holte durch die Nase Luft.
»Wollten Sie noch etwas sagen, Mrs Shannon?«
»Ja, das wollte ich. Verschwinden Sie! Und lassen Sie friedliche Menschen in Ruhe.«
»Wenn Sie friedlich sind, schon. Wir sehen uns, Mrs Shannon.«
»Darauf kann ich verzichten…«
***
Suko wartete vor dem Haus auf mich. Er hatte sich so gedreht, dass man von innen her sein Gesicht nicht sehen konnte, wenn jemand durch das Fenster schaute.
»Und?«
Ich runzelte die Stirn. »Diese Frau ist so unschuldig wie eine Hure, die mehr als zehn Jahre im Geschäft ist.«
»Das denke ich auch. Zumindest weiß sie mehr, als sie zugegeben hat. Ihre Entrüstung war gespielt, und das noch schlecht. Wir sollten sie nicht aus den Augen lassen.«
»Das versteht sich.«
Der junge Mann schrubbte noch immer
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