1419 - Mandragoros Mörderfee
links und rechts zur Seite.
Wenn noch mal geschossen wurde, wollten wir dem Schützen kein Ziel bieten. Wir rollten beide über den Boden, hatten unsere Waffen gezogen, doch es war kein Schütze zu sehen.
Dafür hörten wir über uns ein Rascheln im Unterholz. Einige Vögel fühlten sich gestört und flatterten in die Höhe.
Suko war schon wieder auf den Beinen. Auch mich hielt nichts mehr am Boden. Dieser heimtückische Schütze musste gefasst werden, aber die Gegend machte uns einen Strich durch die Rechnung.
Wer sich hier auskannte und einen guten Vorsprung gewann, der war immer im Vorteil.
Der heimtückische Schütze entkam, auch wenn Suko es allein versuchte und sich förmlich in den Wald hineinwarf.
Ich folgte ihm nicht, denn ich musste mich um Ken Bullock kümmern, der einige Schritte vor der Bank bäuchlings auf dem Boden lag, das Gesicht gegen den Erdboden gedrückt.
Ich beugte mich zu ihm nieder. Es war nicht zu erkennen, ob er noch lebte. Ich glaubte nicht daran. Zu tief steckte der verdammte Pfeil in seinem Hals.
Behutsam drehte ich ihn auf den Rücken, sodass ich einen Blick in sein leichenblasses Gesicht werfen konnte.
Leichenblass stimmte, denn ich brauchte nur in die Augen des Mannes zu schauen, um zu erkennen, dass Ken Bullock nicht mehr am Leben war. Man hatte ihn hinterhältig erschossen, und ich spürte, wie der Zorn in mir hochstieg.
Eine Minute später hätten wir mehr erfahren, so aber war uns der Mörder zuvorgekommen.
Über meinen Rücken rieselte etwas Eiskaltes hinweg. Beim Einatmen spürte ich die Beklemmungen in meiner Brust, stellte mich wieder aufrecht hin und schaute mich um.
Der Wald schwieg. Er gab den Mörder nicht frei. Dafür meinen Freund Suko, der auf mich zukam und dessen Blick aus einem einzigen Fragezeichen bestand.
»Nichts zu machen?«, fragte ich leise.
Suko schüttelte nur den Kopf. »Ist er tot?«, fragte er dann.
»Ja.«
Suko strich über sein Haar. Ein harter Glanz war in seinen Augen.
»Da will jemand, dass wir ihm nicht auf die Spur kommen. Und wer könnte das sein? Wen haben wir aufgeschreckt?«
»Ich kenne nur eine. Cora Shannon.«
»Du sagst es.«
»Aber sie wird nichts zugeben, das steht fest. Egal, wir werden noch mal zu ihr gehen, aber ihn«, ich deutete auf Ken Bullock, »können wir hier nicht liegen lassen.«
»Okay.« Suko bückte sich bereits und hob ihn an.
»Komm, wir tragen ihn gemeinsam.«
»Später, John. Erst auf der Straße.«
Ich ging hinter Suko her. Das Feuer des Zorns loderte in meinem Innern. Diese widerliche Tat ging nicht auf das Konto eines Dämons, diesmal war der Mörder ein normaler Mensch gewesen. Zumindest ging ich davon aus. Aber auch normale Menschen gehen oft Wege, die ihnen irgendwelche Dämonen vorgezeichnet haben, und möglicherweise war das auch hier der Fall. Wir mussten jedenfalls davon ausgehen, dass in diesem verdammten Wald etwas nicht mit rechten Dingen zuging und es etwas zu entdecken gab, das kein Mensch sehen sollte. Wer es dann entdeckte, der bekam eine Macht zu spüren, die in den Tod führte.
Auf der Straße half ich Suko tragen. Dass wir so einen Toten getragen hatten, das war mir auch noch nicht passiert, aber an den Tod hatten wir uns leider gewöhnt. Zuletzt hatte ich einen alten und guten Freund von mir pfählen müssen. Frantisek Marek, den alten Vampirjäger, der es letztendlich doch nicht geschafft hatte, weil die andere Seite stärker gewesen war.
Ich dachte in der letzten Zeit immer öfter daran, dass auch mir so etwas passieren konnte oder einem anderen meiner Freunde, denn die Feinde lauerten nur darauf, dass einer von uns eine Schwäche zeigte.
Wir näherten uns dem Haus des Arztes und erlebten, dass der Ort hier oben doch nicht so ausgestorben war, wie es den Anschein gehabt hatte. Einige Bewohner mussten hinter ihren Fenstern gestanden und die Straße beobachtet haben. Jetzt, wo wir für sie sichtbar waren, öffneten sich plötzlich Haustüren, und man schaute zu, wie zwei Männer eine Leiche an ihnen vorbeitrugen.
Die meisten bekreuzigten sich. Ein alter Mann, der eine Harke in der Hand trug, sprach uns an.
»Wollen Sie zu Dr. Bogart? Lebt der Mann noch?«
»Bitte, lassen Sie uns.«
»Ja, ja, schon gut.«
Es waren nur noch wenige Meter bis zum Haus des Arztes. Ausgerechnet jetzt wurde die Tür geöffnet. Eine Frau trat mit ihrem kleinen Jungen aus dem Haus. Das Kind hatte seine linke Hand verbunden und weinte. Es gab keine Möglichkeit für uns, in einem Versteck
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