1419 - Mandragoros Mörderfee
fest. Und es ist nicht für jeden sichtbar.«
»Ach. Was meinen Sie damit?«
»Wir wissen es noch nicht.«
»Und wer sagt Ihnen dann, dass dieses Geheimnis tatsächlich existiert und Sie es sich nicht ausgedacht haben?«
»Wir konnten noch kurz vor seinem Tod mit Ken Bullock sprechen. Er hat so etwas anklingen lassen.«
»Was meinte er denn?«
»Das müssen wir herausfinden.«
»Viel Spaß.« Dr. Bogart schaute auf seine Uhr. »Sorry, aber ich muss mich um meine Patienten kümmern.«
»Ja, das sehen wir ein.«
Mit ihm zusammen verließen wir das Zimmer, in dem der Tod Einzug gehalten hatte. Erst draußen sprachen wir wieder miteinander.
»Er hat doch von einer Landzunge gesprochen, nicht wahr?«
»Sicher. Aber er hat nicht gesagt, was daran so ungewöhnlich ist.«
»Das werden wir herausfinden.« Suko grinste. »Außerdem wollte ich schon immer mal einen Wildbach reiten.«
»Den Spaß kannst du haben…«
***
Wir hatten unseren Wagen wieder an derselben Stelle abgestellt, bevor wir uns erneut auf den Weg machten, um dieser Cora Shannon einen Besuch abzustatten.
Natürlich dachte ich über sie nach. Es fiel mir schwer, sie einzuschätzen. Von ihrem Gehabe her passte sie nicht zu den recht schwerblütigen Bewohnern hier. Aber darüber wollte ich nicht richten, das ging mich nichts an. Ich musste mich an die Tatsachen halten. Für so einen Job musste man recht agil sein. Man musste selbst das Rafting beherrschen, und die Shannon sah mir nicht so aus, als würde sie sich die Butter vom Brot nehmen lassen.
Allerdings war sie uns nicht eben freundlich begegnet. Sie schien schon bei unserem Erscheinen geahnt zu haben, dass wir nicht zu ihren normalen Kunden gehörten.
Zu sehen war sie nicht. An der Szenerie hatte sich nichts verändert, bis auf die Tatsache, dass der junge Mann keine Schlauchboote mehr abschrubbte. Er hatte sich stattdessen auf die Bank gesetzt und die Beine weit von sich gestreckt. Dabei saugte er an einer Zigarette und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen.
Träge drehte er den Kopf, als wir in seine Nähe kamen.
»Sie schon wieder«, stöhnte er auf.
»Ja, Sie haben gute Augen«, sagte Suko.
»Und was wollen Sie?«
»Mit der Chefin sprechen.«
Er schnippte seine Kippe ins Wasser. »Da haben Sie Pech gehabt. Sie ist nicht da.«
»Ach. Und wo steckt sie?«
»Keine Ahnung.«
»Wann ging sie weg?«, fragte ich.
»Weiß ich nicht. Ich habe nicht auf die Uhr geschaut.«
»Und sie hat auch nicht gesagt, wohin sie gegangen ist?«
»Nein.«
»Mal eine andere Frage.«
»He.« Jetzt drelte er sich um. »Was soll die ganze Scheiße? Die Fragerei geht mir auf den Senkel.«
»Ruhig, mein Lieber, ganz ruhig. Wir wollen nur wissen, ob Ihre Chefin außer dem Rafting auch das Bogenschießen beherrscht.«
Er sagte nichts. Nach einer Weile schluckte er und fing an zu kichern. »Bogenschießen«, wiederholte er. »Ich glaube, ich steh im Wald. Wie kommen Sie denn darauf?«
»Es hätte ja sein können. Außerdem haben wir unsere Gründe, danach zu fragen.«
»Nein, das weiß ich nicht. Kann ich nicht sagen. Ich habe davon noch nie gehört.«
»Dann ist es okay.«
»Soll ich ihr sagen, dass Sie hier gewesen sind, wenn sie wiederkommt?«
»Nein, das brauchen Sie nicht. Wenn Sie hier der Chef sind, dann können wir uns bei Ihnen wohl ein Boot leihen?«
Er starrte uns an, als hätte er mich nicht verstanden. Dann schüttelte er den Kopf und flüsterte: »Sie wollen wirklich auf das Wasser? Oder ist das eine Verarschung?«
»Das ist es nicht. Wir wollen uns ein Boot mieten und eine Tour unternehmen. Können Sie das nicht verstehen?«
»Im Augenblick nicht.«
»Warum nicht?«
Er lachte uns aus oder an. »Weil sich die Leute, die hier ein Boot leihen, anders verhalten. Ihr seid nicht die richtigen Typen, ehrlich nicht. Tut mir Leid.«
»Aber wir werden fahren.«
»Ist mir egal.« Er hob die Schultern und gab sich so verdammt cool und lässig. »Jeder bekommt sein Boot geliehen, wenn er bezahlen kann.« Er grinste wieder.
Seine Art ging nicht nur mir auf den Wecker. Sie gefiel meinem Freund Suko ebenfalls nicht. Der reagierte entsprechend, fasste zu und zog den jungen Mann von seiner Bank hoch.
»So«, flüsterte Suko, »ich bin ein geduldiger Mensch. Aber ich habe es nicht nötig, mich derartig behandeln zu lassen. Hast du verstanden?«
Plötzlich wurde der Knabe blass. Er brauchte nur in Sukos Gesicht zu schauen, um zu wissen, dass der Spaß vorbei war. Er nickte einige Male
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