1419 - Mandragoros Mörderfee
aber höchstens einen halben Meter weit. Dann prallte ich mit dem Rücken erneut gegen einen harten Widerstand. Für einen Moment nahm mir dieser Aufprall die Luft. Erst beim zweiten Versuch gelang es mir, wieder durchzuatmen.
Ich lebte, aber ich war gefesselt, und ich sah die langen Schatten, die sich mir schlangenförmig von allen Seiten näherten. Bisher hatte ich meine Arme noch bewegen können, das war nur vorbei, denn gleich mehrere Lianen umschlangen meinen Körper und pressten mir die Arme dagegen. Weiche Fesseln, zugleich verdammt zäh, sodass ich mich aus eigener Kraft nicht mehr befreien konnte.
Und trotzdem kämpfte ich, während ich weitergezogen wurde.
Wenn sich ein Hindernis vor mir auftat, wurde ich gedreht, sodass ich daran vorbeirutschen konnte.
Die andere, von Mandragoro gelenkt Macht hatte ein Ziel. Ich ging davon aus, dass es der Wipfel des mächtigen Baums war, der möglicherweise für mich zu einem hohen Grab werden würde – wie bei den Indianerstämmen der nordamerikanischen Prärie, die ihre Toten auch in Bäume oder auf hohe Felsen legten.
Aber ich wollte nicht in diesem Baum sterben und in einem Wipfel bestattet sein.
Ich kämpfte dagegen an. Es war verdammt schwer, die Fesseln zu dehnen oder sie zu lösen. Ich setzte alles an Kraft ein, was ich hatte, und ich bekam auch meine Arme etwas vom Körper weg, aber ich schaffte es nicht, den Griff zu sprengen.
Etwas erwischte mein Gesicht. Bisher war es verschont geblieben.
Jetzt merkte ich zum ersten Mal, dass mich keine trockenen Blätter fesselten. Sie waren lang und feucht. Ich spürte die Liane quer auf meinem Gesicht liegen und erlebte zugleich den Druck, der mir den Schädel zusammenpressen wollte.
Auf meinem Mund lag noch kein Blatt – noch nicht. Ich hoffte, dass es so blieb. Wenn mir der Atem geraubt wurde, war alles vorbei, und so blieb ich zunächst starr liegen.
Die Augen hielt ich geöffnet. Da ich mich in Rücklage befand, schaute ich in die Höhe und sah tatsächlich einige helle Himmelsflecken. Aber sie gaben mir keine Hoffnung. Der Himmel war für mich weiter entfernt als die Hölle.
Der Kampf ging weiter.
Ich bemühte mich, mich aus dieser Fesselung zu befreien, aber sie war zu stark. Sie gab nicht nach, und ich musste mit ansehen, dass sich immer mehr Blätter von ihrem Platz lösten und als gierige Schlangen in meine Richtung zuckten.
Wieder wurde ich im Gesicht erwischt. Diesmal in der Nähe des Kinns. Auch die Unterlippe war betroffen. Aber die verfluchte Liane blieb nicht liegen. Sie rutschte weiter, und das genau war das Gefährliche. Sie glitt auf meinen Hals zu, und dabei nahm sie den Weg über das Kinn hinweg, um sich dann…
»Nein«, keuchte ich. »Verdammt noch mal, nein!«
Ich kämpfte wie ein Berserker, doch ich musste schon bald einsehen, dass ich der Verlierer sein würde. Ich würde es nicht schaffen.
Ich hatte keine Hand frei, um dieses lange Würgeblatt aufhalten zu können. In diesem Wald war ich von Feinden umgeben. Da stand jeder gegen mich.
Ich bemühte mich weiter. An Aufgabe dachte ich nicht. Noch konnte ich meinen Körper bewegen, und ich schleuderte ihn dabei von einer Seite auf die andere, auch wenn ich keinen festen Halt unter mir hatte.
Ich rutschte weg, fiel nach links in die Tiefe – und wurde gehalten.
Radikal schnürte die letzte Liane meinen Hals zu, und so wurde mir von einem Augenblick auf den anderen die Luft abgeschnürt.
Einatmen? Nein!
Jeder Mensch kennt das. Er will Luft holen und kann es nicht, und genau das war die Zeit für die erste Panik, der ich nichts mehr entgegensetzen konnte…
***
Bis hin zu den beiden Totenköpfen hätte sich die Lanze sicherlich in Sukos Leib gebohrt. Dass dies nicht passierte, hatte er einzig und allein seiner Reaktionsschnelligkeit zu verdanken, denn er wuchtete sich mit einer blitzschnellen Bewegung zur Seite, und das geschah wirklich im allerletzten Augenblick.
Die Lanze bohrte sich in den weichen Waldboden und blieb tatsächlich bis zum ersten Totenkopf darin stecken.
Dann passierte etwas, das Suko für sich als Erfolg verbuchen konnte. Cora Shannon war so von dieser Aktion überrascht worden, dass sie auf dem Fleck stehen blieb und nicht reagierte. Sie hatte damit gerechnet, dass die Lanze treffen würde. Jetzt aber steckte sie im Boden, und der verhasste Feind lebte noch immer.
Vor Wut brüllte sie auf. Ihr Gesicht verzerrte sich, und sie reagierte so, wie Suko es eigentlich schon vorher von ihr erwartet hätte.
Der
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