142 - Bei Nebel kommt der Schizo-Killer

verschwunden ist? «
    »Ich werde versuchen, darüber Auskunft zu
erhalten, Iwan. Ich kann allerdings nicht versprechen, ob ich erfolgreich sein
werde. Denn ich spüre, daß da eine Kraft ist, die sich mir entgegenstellt .«
    »Was für eine Kraft?«
    »Sie kommt direkt - aus der Hölle! Satan
selbst hat seine Hand im Spiel...«
    Edna Cailhon zog eine Schublade an dem
Tischchen auf und nahm eine weiße Kerze heraus. Sie zündete sie an, hielt das
Streichholz auch an die untere Seite der weißen Stange und wärmte sie an. Dann
preßte sie das angewärmte Ende der Kerze auf die Tischplatte und pustete das
Streichholz aus.
    »Würden Sie bitte die Stehlampe ausschalten,
Iwan ?«
    X-RAY-7 griff nach hinten.
    Das Licht erlosch. Nur noch die Kerze
spendierte eine unruhig flackernde Flamme, in die Edna Cailhon blickte.
    Ihre Augen schienen nichts mehr außer dem
Licht wahrzunehmen. Es spiegelte sich in ihren großen, dunklen Pupillen, und
ihr Gesicht nahm einen tranceartigen Ausdruck an.
    Zwei, drei Minuten herrschte Totenstille, und
erst jetzt fiel X-RAY-7 auf, daß in der Wohnung nicht mal eine Uhr tickte.
    Edna Cailhon bot das Bild höchster
Konzentration und schien ihre Umgebung und ihren Besucher vergessen zu haben.
    Sie starrte in die kleine Flamme.
    »Ich sehe etwas«, sagte die Frau mit leiser
Stimme unvermittelt. »Ich sehe - Chantalle Seautant. .. Sie schwimmt im Becken,
taucht jetzt unter ...«
    Kunaritschews Blicke hingen an ihren
schmalen, blassen Lippen.
    »Sie ist sehr schön, ein schwarzhaariges
Mädchen mit aufregender Figur .. . Das Wasser ist in
der Tiefe nicht ganz klar. Es sieht aus - als würden milchige Schleier vom
Boden aufsteigen. Wie wabernder Nebel... auf morgendlicher Wiese im Herbst...
In diesem Nebel - erkenne ich die Umrisse einer Gestalt ... Sie ist von Nebel
umhüllt und erhebt sich jetzt...«
    Zwischen den Augen der Hellseherin entstand
eine steile Falte.
    Ednas Augen waren noch immer auf die
Kerzenflamme gerichtet, und Iwan Kunaritschew kamen sie jetzt noch größer vor
als vorhin.
    »Wer ist es, Edna? Können Sie die Gestalt
erkennen ?«
    »Ja ... sie wird deutlicher ... Es handelt
sich um einen Mann, der altmodisch gekleidet ist. Er trägt die Kleidung des
vorletzten Jahrhunderts ... Chantalle ist jetzt vor ihm ... er streckt seine
Hände nach ihr aus. Seine Hände umschließen ihren Kopf. Der Fremde mit dem
weißen, gewellten Haar hat ein hartes, scharfgeschnittenes Profil... Seine
Lippen sind wie ein harter, dunkler Strich ... Die Berührung seiner Hände ist nur
flüchtig. Chantalle wirkt noch erschrocken ... Ich sehe ihr Gesicht mit dem zum
Schrei geöffneten Mund deutlich vor mir.
    Chantalle schreit, aber niemand hört sie.
    Der Fremde läßt von ihr ab, der Nebel wird
dichter ... Nebel und Mensch bilden wieder eine
Einheit. .. Chantalle stößt sich nach oben ab. Sie ist nicht mehr so wie zuvor.
Ihr Kopf hat sich durch die Berührung mit der Erscheinung verändert. Sie trägt
jetzt den Satansschädel auf den Schultern .«
    Mit einem Aufschrei fuhr Edna Cailhon
plötzlich zusammen.
    »Er kommt aus ... dem Nebel .« Ihre Stimme wurde plötzlich stockend. »Der Nebel... war seit jeher sein Schutz
... Lange hat er auf ihn verzichten müssen ... Aber nun kommt er wieder zurück
... wie auch der Schizo-Killer wieder kommt. Seine Zeit... hat neu begonnen ...
und die Familie Seautant hat etwas damit zu tun ...«
    »Warum Schizo-Killer? Wie kommen Sie auf
diesen Begriff, Towarischtschka Edna? Hat er noch einen anderen Namen ?«
    Iwan hatte sofort erkannt, daß es sich bei
der beschriebenen Gestalt auf dem Boden des Schwimmbeckens um die gleiche
handelte, die Larry auf der Bühne des Filmtheaters erschienen war.
    »Ich ... weiß ... nicht... ich kann den Namen
nicht hören ... der Schizo-Killer hat seine Seele, sein ganzes Denken und
Fühlen dem Teufel verschrieben ... Das Antlitz des Teufels ist sein Wahrzeichen
... er kann es überall dort, wo er auftaucht, hinterlassen ... Damit
kennzeichnet er seine Opfer... Aber bei denen, die seinen Untergang
herbeiführen, fällt seine Rache noch anders aus ... Er will, daß sie den Kopf
des Satans tragen ... Das Wahrzeichen der Hölle...
    Es war Edna Cailhon anzusehen, daß sie noch
etwas sagen wollte. Ihre Lippen bewegten sich immer noch, aber ihre Stimme war
inzwischen so leise geworden, daß Kunaritschew trotz höchster Konzentration
kein Wort mehr verstand.
    Erschrecken spiegelte sich auf ihrem Gesicht,
sie hob ihre Rechte und wischte mit