142 - Bei Nebel kommt der Schizo-Killer
Sie haben nicht solange auf mich warten müssen? Wenn ich allein bin,
dann ist stets das Radio eingeschaltet, und höre Musik...«
»Nein. Sie haben das Klopfen gleich gehört.
Übrigens, Josephine, hier an der Tür ... das Kruzifix und der Spiegel... was
hat das zu bedeuten? Gibt es hier Vampire ?« Sie sagte
es lächelnd.
»Eine Eigenart des Hauses Seautant,
Mademoiselle. Nein, mit Vampiren hat das nichts zu tun. Das Medaillon und das
Kreuz sollen das Haus vor Not und allem Bösen schützen .«
»Das Medaillon ist mit einer Flüssigkeit
gefüllt, nicht wahr ?«
»Ja, mit geweihtem Wasser. Es ist schon sehr
alt, es verändert sich nicht und verdunstet nie. Schon kurz nachdem dieses Haus
hier erbaut wurde, ist das Kreuz mit dem Medaillon in die Tür eingesetzt
worden. Das muß vor über hundertfünfzig Jahren gewesen sein. Wenn Sie das
interessiert, müssen Sie Monsieur und Madame danach fragen, wenn sie zurück
sind. Im ganzen Haus befindet sich über jeder Tür ein hölzernes Kruzifix mit
gefülltem Medaillon. Irgend jemand im Haus Seautant ist mal auf die Idee
gekommen, sie anzubringen, und sie wurden, einem ungeschriebenen Gesetz
zufolge, auch nie entfernt...«
Die letzten Ausführungen machte Josephine
sehr flüchtig und Entschuldigte sich wegen ihrer Eile.
»Ich bin mit den Vorbereitungen weit zurück.
Dadurch daß mir Francine entwischte, habe ich viel Zeit verloren. Madame und
Monsieur sind sehr für Pünktlichkeit...«
Claudine Solette gewann den Eindruck, daß es
Josephine nur recht war, so unter Zeitdruck zu stehen. Damit hatte sie eine
Begründung um auf weitere Fragen die Antwort schuldig zu bleiben.
X-GIRL-F dachte weiter.
Genau so hatte das Hausmädchen sich
verhalten, als die Frage nach der Kuttengestalt erfolgt war. Da hatte Josephine
die gleiche Unsicherheit gezeigt.
Es gab etwas hier im Haus, worüber offenbar
niemand gern sprach.
An der Schwelle zur Küche meinte Claudine
Solette: »Ich gehe kurz zu Francine hoch und halte mich einige Minuten bei ihr
auf .«
»Das können Sie gern tun, Mademoiselle .«
»Josephine«, fügte die PSA-Agentin dann noch
nachdenklich und sehr ernst hinzu.
»Oui, Mademoiselle?«
»Finden Sie es nicht auch ungewöhnlich, daß
ein Kind so stark unter Bewachung steht? Ich habe Sie vorhin beobachtet, Josephine
... Ich meine, eigentlich geht mich das alles nichts an, aber es ist mir eben
doch aufgefallen, und es beschäftigt mich ... Sie waren sehr erleichtert, als
Sie Francine entdeckten. Ist die Sorge, die man diesem Mädchen entgegenbringt,
nicht etwas übertrieben? Ich meine, Francine ist doch alt genug, sie kennt sich
doch hier in der Umgebung aus, und meiner Meinung nach hatte sie sich doch gar
nicht allzuweit vom Gut entfernt... Warum diese übertriebene Vorsorge? Hat es
mit der seltsamen Gestalt in der Kutte zu tun, Josephine ?«
Claudine Solette verschoß absichtlich diesen
Pfeil. Und er traf ins Schwarze!
Das Hausmädchen konnte sein Zusammenzucken
nicht verbergen.
X-GIRL-F setzte sofort nach, um Josephine gar
nicht erst zum Nachdenken kommen zu lassen.
»Ich habe also recht. Ich habe sofort
bemerkt, daß da etwas nicht stimmt. Francine wird bedroht, die ganze Familie
wird es. Von wem, Josephine? Wer ist der Fremde, den auch ich selbst im Nebel
gesehen habe ?« rückte sie nun mit der Sprache heraus.
»Was für ein Phantom der Angst schlägt euch alle in Bann ?«
»Ein Geisterspuk, Mademoiselle! Solange sich
alle Seautans richtig verhalten, kann nichts passieren. Das Kruzifix und das
Wasser schützt sie vor der Rache des Vorfahren, der sich mit Haut und Haaren
dem Teufel verschrieben hatte .«
»Der Marquis de Ilmaques?«
»Oui! Aber woher wissen Sie...«
»Ich werde es Ihnen erklären, Josephine, wenn
Sie mir sagen, was Sie wissen. Sie können Vertrauen zu mir haben. Ich werde Sie
nicht verraten .«
»Sind Sie von der Polizei, Mademoiselle ?«
»Sagen wir, ich arbeite eng mit ihr zusammen.
Das dürfen Sie aber niemand verraten. Mein Aufenthalt hier ist streng geheim.
Wir haben einen Hinweis auf die Bedrohung der Familie Seautant erhalten.
Allerdings fehlen uns nähere Angaben. Die versuche ich nun zu beschaffen. Und
Sie, Josephine, können mir dabei helfen .«
»Aber wie?«
»Indem Sie mir sagen, was Sie wissen .«
Claudines selbstbewußtes Auftreten, ihrer
knappen Sprechweise und die Hartnäckigkeit, mit der sie ihre Fragen stellte,
überzeugten das einfache Hausmädchen, das meinte, hier eine Aussage machen zu
müssen.
»In der
Weitere Kostenlose Bücher