142 - Bei Nebel kommt der Schizo-Killer
beiden Gestalten, eingehüllt in wabernden
Nebel, verschmolzen wieder zu einer. Larry registrierte dies sehr genau und
wertete es als eine Art Schutzmaßnahme. Auch die Kräfte, die die Hölle
schenkte, wirkten nicht endlos und mußten von Fall zu Fall offensichtlich
erneuert werden. Durch einen Blutzoll. Durch einen neuen Mord. »Ich habe dich
nicht umsonst von New York hierher versetzt in das Herz meines Landes. Ich habe
nie Männer getötet. Ich werde auch dich am Leben lassen. Ich werde dir
allerdings das Gedächtnis nehmen ...«
»Bevor es so weit ist, wirst du mir sicher
gern noch ein paar Fragen beantworten«, sagte Larry rauh. Er gab sich noch
nicht verloren. Weiterhin spannte und lockerte er rhythmisch seine Muskeln, in
der Hoffnung, den Raum zwischen Fessel und Haut zu erweitern.
»Wenn es in meinem Sinn ist .«
»Daß du durch Paris gestreift bist und deine
Opfer suchtest, liegt auf der Hand. Wieso mordete dein zweiter Körper zur
gleichen Zeit dann in London ?«
»Weil ich sowohl zu Paris als auch zu London
eine besondere Beziehung habe. Es war nicht mein erster Besuch in London und
nicht mein erster Versuch, wieder ins Leben zurückzukehren und meinem Herrn und
Meister zu dienen. Es ist ein gutes Jahrhundert her, da suchte mein streunender
Geist nach einem Ausweg. Ich konnte kurzfristig den Körper eines Mannes
übernehmen, den die Nachwelt schließlich als - Jack the Ripper kennenlernte !«
*
Eine in unmittelbarer Nähe explodierende
Bombe hätte keine größere Aufmerksamkeit erregen können.
Larry Brent zuckte zusammen.
Der Geist des Marquis de Ilmaques hatte die
Taten Jack the Rippers vollbracht. Der Ripper, der bei Nebel und Finsternis
durch die Straßen des Londoner Stadtteils Whitechapel streifte, hatte es nur
darauf abgesehen, Frauen zu töten.
Opfer für Satan! Opfer für den Wunsch des
teuflischen Marquis, der dadurch hoffte, die Macht der Hölle für sich zu
gewinnen.
X-RAY-3 erfuhr noch mehr.
Es bereitete dem Unheimlichen offensichtlich
Freude, seine Fragen zu beantworten. Er genoß sichtlich den Triumph seiner
Macht und Größe, die er schon erreicht hatte. Das Böse, das er seit jeher
vertrat, hatte sich neu manifestiert und war stärker geworden als je zuvor.
De Ilmaques’ widerliche Umtriebe waren durch
eine nahe Verwandte - eine sehr fromme und gottesfürchtige Frau - entdeckt und
eingedämmt worden.
Sie lockte ihn in eine Falle. Sie wollte ihn
retten vor dem Abgrund der Hölle, in den er zu stürzen drohte, verloren auf
ewig. De Ilmaques aber wollte diese Rettung nicht. Er wehrte sich gegen den
Exorzismus, gegen die Teufelsaustreibung und die christlichen Symbole, die ihm
gezeigt wurden. Er setzte seinem eigenen Leben ein Ende - und gab sich damit
ganz in die Hand des Höllenfürsten, den er als alleinigen Herrn und Meister
ansah.
Er schwor im Sterben, Rache zu nehmen an
allen Nachkommen jener Frau. Diese Nachkommen wurden die Seautants.
Vom Fluch des vom Teufel Besessenen wurde
alle Nachkommen immer wieder unterrichtet und aufgefordert, sich unter den
Schutz christlicher Mystik zu stellen.
So trugen die Gefährdeten stets ein geweihtes
Kreuz, das später noch mit Wasser aus einem Wallfahrtsort zusätzlich
unterstützt wurde. Auch der winzige Spiegel, den man in die Kruzifixe
einsetzte, war von Bedeutung. Sollte de Ilmaques wirklich einst aus der Hölle
zurückkehren, würde sein eigenes Spiegelbild ihn schrecken und davon abhalten,
sich jenen Menschen zu nähern, denen er tödliche Rache geschworen hatte.
Einem Hörigen der Hölle das eigene Antlitz
sehen zu lassen, so wie er wirklich war, schien seine abschreckende Wirkung
nicht verfehlt zu haben Doch de Ilmaques hatte seine
Kräfte potenziert.
Das erste Opfer der Familie, Chantalle, war
von ihm im Schlaf hypnotisiert worden, so daß es sich selbst das Medaillon vom
Hals löste und aus dem Fenster in einen Bewässerungsgraben warf, der nahe am
Haus entlanglief. Dort hatte niemand gesucht.
Danach war Chantalle Seautant keine
uneinnehmbare Festung mehr für ihn. Am Abend des gleichen Tages schlug der
Besessene und Sklave des Teufels dann erbarmungslos und mit ganzer Grausamkeit
zu. Sein wahres Gesicht, das menschliche Augen so nicht wahrnehmen, war auf
Chantalle Seautants Schultern entstanden.
Alles, was danach geschehen war, ging
ebenfalls auf sein Konto. Er wütete wie ein Berserker. Die Hölle wollte de
Ilmaques einen Strich unter eine - aus seiner Sicht - längst fällige Rechnung machen.
Es war ihm
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