142 - Zakum, der dunkle Archivar
doch das war spurlos verschwunden.
„Von der Blutuhr wußten nur wenige Dämonen", sagte sie leise. „Asmodi und Skarabäus Toth haben ihr Wissen ins Jenseits mitgenommen, doch Zakum hat sie sicher gesehen. Vielleicht auch Olivaro. Was kannst du mir über die beiden erzählen, Niko?"
„Zakum ist ein Einzelgänger, dessen Wohnsitz unbekannt ist. Er ist ein uralter Dämon, der schon Asmodi treu gedient hat. Ich halte ihn für einen bösartigen Halunken, dem man nicht trauen darf. Nun gehorcht er Luguri, doch vermutlich kocht er sein eigenes, trübes Süppchen. Ihn würde ich höchst ungern zum Feind haben."
„Und was ist mit Olivaro?"
Thurgau seufzte. „Dieser Januskopf, der von Malkuth stammt, tauchte im Jahr 777 auf der Erde auf, und seither treibt er sein Unwesen. Seine Untaten sind schier endlos, und immer wieder griff er entscheidend in die Schicksale von Menschen und Dämonen ein. Sein Verhalten war oft völlig unverständlich, doch wer weiß schon, was im Hirn eines Januskopfes vor sich geht."
„Er war doch entscheidend am Untergang Asmodis beteiligt, oder irre ich mich da?"
Der Vampir trank genußvoll das Glas leer, und Rebecca füllte es augenblicklich nach.
„Damals spielte er die Dämonen geschickt gegeneinander aus, ja er sicherte sich sogar die Hilfe Dorian Hunters, der auch als Dämonenkiller bekannt und berüchtigt ist. Eine fürchterliche Bezeichnung für diesen Unhold, die aber bedauerlicherweise berechtigt ist. Du solltest dich bei deiner Freundin Coco Zamis über Olivaro erkundigen, denn sie muß viel über ihn wissen, da sie ein paar Monate an seiner Seite lebte."
„Dazu wurde sie von Olivaro gezwungen", verteidigte Rebecca ihre Freundin.
„Richtig", stimmte Thurgau zu. „Angeblich sind alle Janusköpfe von der Erde verschwunden, und auch die Verbindung zu Malkuth ist abgerissen, doch hinter welcher Maske sich Olivaro im Augenblick versteckt, das wissen nur die Götter oder vielleicht der Satan. Möglicherweise ist er sogar tot." Er zögerte einen Augenblick. „Ist diese Blutuhr für dich sehr wichtig, Rebecca?"
„Ja", antwortete sie zaghaft. „Sie stellt eine tödliche Bedrohung für mich dar."
„Dann solltest du unbedingt mit Coco sprechen. Vielleicht kennt sie den Ort, wo Olivaro das Archiv versteckt hat."
„Das kommt mir höchst unwahrscheinlich vor, doch ein Versuch kann nicht schaden, aber leider kann ich Coco nicht so einfach erreichen. Mit dem Schloß in Andorra kann ich keine Verbindung herstellen."
„Coco Zamis hält sich im Augenblick in London auf."
„Woher weißt du das alles?" fragte Rebecca mißtrauisch.
Der alte Vampir grinste spitzbübisch. „In der Familie gibt es ein paar Sippen, die dir sehr gewogen sind. Meine Liebe, deine vielen Reisen waren nicht vergeblich, du hast mehr Freunde und Verbündete, als du dir vorstellen kannst."
„Deine Worte überraschen und freuen mich überaus. Sie geben mir neuen Mut. Ich vermute, daß du mir nicht verraten willst, um welche Clans es sich handelt?"
„Dazu bin ich nicht befugt, Rebecca, doch sie werden sich zur gegebenen Zeit bei dir melden. In den nächsten Monaten wird es zu erschreckenden Veränderungen kommen, und danach wird die Schwarze Familie eine andere sein."
„Deine dunklen Andeutungen jagen mir ein wenig Angst ein."
„Das sollen sie auch, du mußt vorsichtig sein. Warne Coco, denn ihr droht von Ruud Jong Gefahr." „Dies werde ich tun. Wie bist du eigentlich zur Zamis-Sippe gestanden?"
„Wir achteten einander, das ist mehr, als ich von den meisten anderen Dämonen sagen kann."
„Und was hältst du von Coco?"
Er überlegte lange. „Hätte sich ihr schwarzes Blut durchgesetzt, dann würde sie im Augenblick die Geschicke der Familie bestimmen. Vermutlich war sie die begabteste Hexe, die es je gab. Leider nützte sie dieses Naturtalent nicht weiter."
Diese Meinung hatte Rebecca schon von anderen Dämonen gehört. Sehr viele bedauerten es, daß sie sich zusammen mit Dorian Hunter auf die Seite der Menschen geschlagen hatte.
„Schon seit längerer Zeit bewegt mich eine Frage, Nikodemus. Ich hoffe, daß du sie beantworten kannst."
„Ich werde es versuchen, meine Freundin."
„Begehe ich nach unseren Gesetzen, die mir teilweise völlig unverständlich sind, ein Verbrechen, wenn ich mich mit Coco treffe?"
Der hagere Vampir kicherte kurze Zeit, dann wurde er wieder ernst. „Darüber grübeln einige weise Dämonen schon seit langer Zeit, doch sie sind zu keiner befriedigenden Antwort
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