1420 - Sternentore
hartnäckig bin?"
„Das ist nicht schwer zu erraten", gab Dschufar zurück. „Du vermutest, daß der Schwarze Kubus dir verrät, was die Schwarzen Sternenstraßen sind, zu denen das Juwel von Mimoto der Schlüssel sein soll."
„Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen!" röhrte der Haluter, dann wurde er wieder still und sagte leiser: „Es war ja wohl auch nicht schwer, denn Povarithrong hatte seine Andeutungen immerhin verständlich genug formuliert, daß sogar ein dummer Haluter wie ich den Köder schlucken mußte."
„Du unterschätzt dich gewaltig, Tolot", widersprach der Sunnuh ernst. „Wenn ich nur einen Moment glaubte, daß du ein dummer Haluter wärst, würde ich dich niemals nach Tophtar begleiten."
Icho Tolot schwieg ein paar Sekunden lang. Danach sagte er nur ein Wort: „Dschufaros!"
Doch dieses eine Wort sagte mehr als tausend Bücher...
*
„Unglaublich!" grollte Tolot, während die HALUTA in den Raum zwischen Nuregg und Laddasch einflog. „Tophtar befindet sich genau an dem einzigen Punkt zwischen den beiden Sonnen, an dem er weder von ihren Gezeitenkräften zerrissen wird noch extremen physikalischen Bedingungen ausgesetzt ist."
Er musterte die Normalbildschirme und die der Ortung.
Nuregg war eine blaue Riesensonne, die verschwenderisch mit ihrem Nuklearbrennstoff umging und dementsprechend viel Energie abstrahlte. Im Gegensatz dazu war Laddasch ein kleines Licht, ein weißer Zwergstern, der den Zenit seiner Entwicklung längst hinter sich hatte.
Beide Komponenten kreisten um einen gemeinsamen Schwerpunkt - und zwischen ihnen drehte sich ein Planet von anderthalbfacher Erdschwerkraft um sich selbst.
Tophtar! „Nicht unglaublich, aber unwahrscheinlich", korrigierte ihn Dschufar. „Unter hundert Millionen Doppelsternen wie diesen gibt es kaum mehr als einen mit einem Planeten, der eine für ihn so ideale Stellung innehat wie Tophtar."
„So meinte ich es", erklärte der Haluter.
Er intensivierte die Ortung, während sein Schiff sich mit desaktivierten Triebwerken auf einer von seinem Planhirn exakt ausgeklügelten Spiralbahn bewegte, die es ohne verräterische Energieentfaltung zu Tophtar führen würde. „Ein Wüstenplanet", konstatierte Tolot einige Zeit später. „Keine Ozeane, keine Flüsse. Nur eine einzige zusammenhängende Landmasse, auf der es so gut wie keine Vegetation gibt.
Eigentlich dürfte es deswegen auch keine für Sauerstoffatmer brauchbare Atmosphäre geben., Dennoch existiert sie: Druck 1,37429 bar, Zusammensetzung Stickstoff, Sauerstoff, Kohlendioxid, Edelgase und neben Edelgasen wie vor allem Helium etwas Wasserdampf. Die durchschnittliche Lufttemperatur an der Oberfläche beträgt 47,83 Grad Celsius."
„Also positive Bedingungen für biologische Prozesse", stellte der Sunnuh fest. „Ohne bestimmte biologische Prozesse hätte die Atmosphäre nicht diese Zusammensetzung", pflichtete Tolot ihm bei. „Der Gaijin könnte also durchaus ein organisches Lebewesen sein. Dagegen spricht, daß der Hirnwellendetektor nicht ausschlägt. Nun, möglicherweise sind wir noch zu weit entfernt. Aber sobald wir Tophtar lange genug umkreist haben und er immer noch nicht ausschlägt, dürfte der Gaijin ein Roboter sein."
„Der sich wahrscheinlich erst dann aktiviert, wenn Unbefugte auf dem Planeten landen", sagte Dschufar. „Wir finden demnach vielleicht keinen Anhaltspunkt, wo wir nach ihm - und damit nach dem Schwarzen Kubus - zu suchen haben."
„Kommt Zeit, kommt Rat!" entgegnete Icho Tolot und bekam prompt einen seiner berühmtberüchtigten Heiterkeitsanfälle, weil er schon wieder eine terranische Redewendung benutzt hatte.
Anschließend warteten er und der Sunnuh geduldig ab, bis die HALUTA in einen Orbit um Tophtar eingeschwenkt war und damit anfing, die Oberfläche des Planeten während vieler Umkreisungen lückenlos mit ihren Ortungssystemen abzutasten.
Von da an vergingen keine fünf Minuten, als die erste Besonderheit aufgespürt wurde. „Eine Ruinenstadt!" sagte Tolot und musterte den Ortungsschirm, der an und auf der terrassenförmig talwärts abfallenden Wand einer Hochebene dichte Reihen regelmäßig geformter Objekte zeigte. „Tophtar war demnach früher besiedelt", meinte der Sunnuh. „Möglicherweise befand sich damals in dem riesigen Tal ein Ozean, dann könnten die Ruinen die Überreste einer ehemaligen Hafenstadt sein."
„Ich bin sicher, daß es so ist", erwiderte der Haluter. „Aber was können wir mit dieser Erkenntnis anfangen?
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