1420 - Sternentore
die Luft innerhalb der Halle verdichtete und erhitzte. „Der Gaijin!" stellte Dschufar fest.
Tolot lachte, danach erklärte er: „Und ich erwartete, daß mir ein monströses Gigantlebewesen oder ein Riesenroboter entgegentreten würde! Statt dessen scheint dieser Gaijin irgendwo in einer ortungssicheren Schaltzentrale zu sitzen und alle unbefugten Besucher Tophtars, die von den Kuppelbauten angezogen werden, fernsteuertechnisch zu rösten und vielleicht zu dehydrierten, faustkleinen Würfeln zusammenzupressen."
*
Das Lachen verging ihm, als der Luftdruck auf knapp sechzig Bar und die Temperatur auf hundertachtzig Grad Celsius angestiegen waren - und weiter kletterten.
Ganz abgesehen von der starken radioaktiven Strahlung, die das Innere der Halle in einen „heißen" Atomofen zu verwandeln drohte, in dem jede lebende Zelle innerhalb von Sekunden absterben mußte.
Zwar hatten sich Tolot und Dschufar in Paratronschirme gehüllt und waren nicht unmittelbar bedroht - und Tolot konnte seine Körperstruktur notfalls verhärten -, aber keiner von ihnen wußte, wie hoch die Strahlung, die Hitze und der Luftdruck noch steigen würden. Alles hatte seine Grenzen, auch die Widerstandsfähigkeit von Schutzschirmen. „Wir müssen einen Weg nach draußen finden!" sagte der Haluter.
Er versuchte, das Innenschott der Schleuse zu öffnen, durch die sie hereingekommen waren. Es ging nicht, weil es unauffindbar geworden war. Etwas mußte sich darübergeschoben haben.
Nachdenklich strich Tolot über die Modusschaltung seines Kombistrahlers. Es wäre natürlich eine Kleinigkeit gewesen, die Waffe auf Intervall-Modus zu schalten.
Sie hätte dann nach dem früher von den Perlians übernommenen Prinzip intermittierender Abstoßfelder gearbeitet, wobei gesteuerte und supereng gebündelte Hyperfelder im Ziel eine so starke Wirkung erzielten, daß nahezu jedes bekannte Material in kürzester Zeit bis zu Staubkorngröße zertrümmert wurde.
Die Wandung des Kuppelbaues hätte kaum länger als ein paar Sekunden standhalten können.
Aber der Haluter war sicher, daß das Problem damit nicht gelöst sein würde. Er nahm vielmehr an, daß der Gaijin danach nur stärkere Waffen einsetzte. „Irgendwo müssen wir einen Ausgang finden, und wenn er in die Unterwelt von Tophtar führt!" rief er dem Sunnuh zu und eilte dorthin, wo er ovale Öffnungen entdeckt hatte, die groß genug für ihn waren und hinter denen er Korridore oder Schächte vermutete.
Das hieß, er wollte hineilen.
Doch auf halbem Weg stellte sich ihm sein Ebenbild entgegen: ein haluterähnliches Wesen in roter Kampfkombination, das er selbst hätte sein können, wenn es nicht fast doppelt so groß gewesen wäre wie er.
Icho Tolot blieb stehen und hob die Waffe. Er schoß jedoch nicht, weil sein Gegenüber unbeweglich vor ihm stand.
Und weil er vollauf damit beschäftigt war, eine Wahrnehmung geistig zu verarbeiten, die er gemacht hatte, als sein Gegenüber auftauchte. Sein Planhirn, faktisch ein dichtgepackter organischer Computer, arbeitete fieberhaft.
Er bemerkte kaum, daß Dschufar ama Sunnuh lautlos links an ihm vorüberschlich und sich dem Fremden bis auf wenige Schritte näherte. Erst, als die Konturen Dschufars verschwammen, wurde er sich dessen Aktivitäten bewußt. „Nein!" schrie er.
Aber da hatte der Sunnuh sich schon zu molekularem Nebel aufgelöst und war in den Körper des Gegenübers eingedrungen.
Gespannt verfolgte Tolot, wie sein Gegenüber hell aufleuchtete - und sich dann anscheinenden ein wild wogendes schwarzes Wolkengebilde verwandelte, das Sekunden später zu nebelhaften dunklen Schleiern wurde, die sich anschließend in Nichts auflösten.
Und den Blick auf Dschufar freigaben, der sichtlich verwirrt dort stand, wo sich vorher Tolots Ebenbild befunden hatte.
Das Planhirn des Haluters hatte das angepackte Problem unterdessen gelöst - und Tolot begriff, daß sie jetzt in noch größerer Gefahr schwebten als vor einer Minute.
Er sah, daß Dschufars Paratronschirm nicht aktiviert war, schaltete seinen ebenfalls aus, packte den Sunnuh, klemmte ihn sich unter den linken Handlungsarm, ließ sich auf die Sprungarme fallen und stob mit der Geschwindigkeit eines Rennpferds auf die Öffnungen zu, die er vor dem Auftauchen seines Ebenbilds angepeilt gehabt hatte.
Unterwegs schaltete er sein Gravopak ein und bremste damit ab, so daß er nicht an die Wand hinter der Öffnung prallte, sondern davor anhielt. Da er über und unter sich eine lange
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