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1422 - Mörderischer Muttertag

1422 - Mörderischer Muttertag

Titel: 1422 - Mörderischer Muttertag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sein, wenn du verstehst…«
    »Nein, das verstehe ich nicht. Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll und…«
    »Gar nichts, Sammy, gar nichts. Für dich wird es Nacht, ewige Nacht, mein Junge.«
    Es war ein Versprechen, das er genau verstand.
    Seine Mutter war nicht gekommen, um ihn in die Arme zu schließen, und nach ihren Worten war ihm sowieso alles klar.
    Aber Sam sah keine Chance mehr für sich. Er hätte aus dem Bett springen und eine Flucht versuchen können, aber auch das war nicht mehr möglich. Er fühlte sich wie gelähmt. Die unsichtbaren Luftmoleküle schienen sich zu Balken verdichtet zu haben, die gegen ihn drückten und seinen Körper zusammenpressten.
    Etwas Heißes schoss in ihm hoch. Tränen quollen hervor, nässten seine Haut, und noch immer fand er nicht die Kraft, sich zu bewegen.
    Sam sah seine Mutter nicht mehr so deutlich. Daran waren die Tränen schuld.
    Er merkte plötzlich, dass sich die Matratze in der unteren Hälfte bewegte, als ob sich jemand darauf gesetzt hätte.
    Die Mutter? Kam sie doch in sein Bett?
    Aber dann würde sie auch das Messer mitbringen.
    Alles in ihm war alarmiert, aber seine Gedanken wurden unterbrochen, als er wieder besser sehen konnte.
    Sie war jetzt da!
    Auf dem Bett kniete sie vor ihm.
    Aus ihren kalten Augen glotzte sie Sam an, während sie den rechten Arm mit der Waffe anhob.
    Die Klinge schwebte plötzlich zwischen ihm und der Frau.
    »Der Teufel will mehr, noch mehr!«, flüsterte sie. »Und heute ist Muttertag für mich…«
    Es waren ihre letzten Worte, danach gab es nur noch eines für sie: Die Hand mit dem Messer raste nach unten, und das nicht nur einmal…
    ***
    Die Nacht war so drückend, so schwül, so anders. Angefüllt mit schrecklichen Geheimnissen und unheimlichen Botschaften. Dabei war sie trotzdem still.
    Aber das alles interessierte Tina Baker nicht, die im Gästezimmer ihres Bruders lag und nicht schlafen konnte.
    Die Unruhe in ihr war einfach zu groß. Sie glich einem Räderwerk, das immer wieder von neuem in Gang gesetzt wurde und sich ständig schneller drehte.
    Es war still, aber der Schlaf wollte sich einfach nicht einstellen. Immer wieder lauschte sie in die Stille hinein und suchte dabei förmlich nach fremden Lauten.
    Da passierte nichts.
    Die Stille blieb. Sie war so fremd, so bedrückend. Wie ein bleierner Gegenstand lag sie auf ihrem Kopf und breitete sich von dort aus auf dem ganzen Körper aus.
    Angst ließ sie heftiger atmen. Schweißausbrüche wechselten sich mit Kälteschauern ab.
    Von Elton hörte sie nichts. Sein Zimmer lag zwei Türen weiter.
    Vor dem Schlafengehen hatten sie nur noch wenig miteinander geredet, doch jeder wusste, welche Gedanken den anderen quälten.
    Tina Baker hielt es in ihrem Gästebett nicht länger aus. Sie musste einfach raus und schleuderte die dunkle Decke zurück. Bis auf den Slip hatte sie sich ausgezogen.
    So wollte sie nicht zu ihrem Bruder gehen. Sie streifte die Kleidung über ihre verschwitzte Haut, ordnete die Haare und verließ das Zimmer.
    Im Flur war es totenstill. Nicht mal eine Uhr gab ihr Ticken ab. Sie hörte kein Geräusch aus Eltons Schlafzimmer, aber sie wusste sehr schnell, dass er nicht schlief. Ein schmaler, heller Spalt war unter der Tür zu sehen. In seinem Zimmer brannte noch Licht.
    Sie klopfte an.
    »Ja, komm ruhig rein.«
    Tina Baker betrat einen geräumigen Raum, in dem unter anderem ein großes Bett stand.
    Auf ihm lag Elton. Er hatte sich jedoch nicht ausgezogen und nur seine Schuhe abgestreift. Das Oberteil des Bettes war aufgerichtet, sodass er mehr saß als lag. Licht fiel von zwei an der Wand angebrachten Leuchten auf ihn. Auf seinen Beinen lag ein Buch, in dem er bestimmt nicht gelesen hatte.
    Er lächelte seiner Schwester zu. »Frag mich nicht. Ich kann dir die Antwort auch so geben. Ich kann nicht schlafen.«
    Tina lehnte sich neben der Tür mit dem Rücken gegen die Wand.
    »Wenn wir nicht schlafen können, was machen wir dann?«
    »Reden?«
    »Bitte.« Tina löste sich von der Wand. Sie nahm am Fußende des Bettes Platz. »Weißt du, an wen ich denke, Elton?«
    »Klar, an Sam.«
    »Genau.«
    »Und warum denkst du an ihn?«
    »Er hätte hier bei uns bleiben sollen. Jetzt ist er allein, und wenn wir die Drohung ernst nehmen, kann das verdammt gefährlich werden. Du weißt, was ich damit meine.«
    »Ja, den Muttertag.«
    »Eben.«
    Elton schob das Buch von seinem Körper. Dann fragte er mit ernster Stimme: »Glaubst du denn wirklich, dass es sie noch gibt?«

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