1423 - Der Flirt mit dem Satan
Freund!«, flüsterte Suko. »Du weißt, was gegen dein Kinn drückt. Eine Kugel kann dir den Schädel zerschmettern, aber das muss nicht sein, wenn du vernünftig bist.«
Der Glatzkopf schwitzte. Der Schweiß rann über sein Gesicht, und auch seine Stirn glänzte, als wäre sie poliert worden. Er hielt den Mund halb offen, sodass sein zischender Atem Suko in Stößen entgegenwehte.
»Klar.«
»Sehr schön. Wer bist du?«
»Der Diener.«
Mit dieser Antwort konnten wir beide nichts anfangen.
»Und wem dienst du?«, fragte ich.
»Dem Meister.«
»Hat er auch einen Namen?«
Jetzt kam die Antwort nicht so spontan. Da musste Suko den Druck schon verstärken.
»Wir hören…«
»Manche nennen ihn Teufel!«
Das überraschte uns nicht mal besonders. Damit hatten wir sogar nach den Erlebnissen mit Elsa Dunn rechnen müssen. Unser alter Todfeind hatte mal wieder seine Krallenhände im Spiel, aber dem würden wir einen Riegel vorschieben, das stand fest.
»Aber du bist nicht allein?«
Er schwieg.
»Willst du eine Kugel?«, fragte Suko weiter.
»Nein.«
»Dann rede endlich. Wohin sind die Männer hingegangen, die wir hier beobachtet haben?«
»In die Hölle.«
»Ach…«
Der Glatzkopf schwitzte stärker. »So nennen wir den Mittelpunkt unseres Hauses.«
»Und was geschieht dort?«
Der Glatzkopf hob die Schultern.
Suko verstärkte den Druck seiner Waffe. In der Kehle des Mannes entstand ein Würgen. Er bequemte sich zu einer Antwort, die er nur krächzend aussprach. Von uns wurde sie trotzdem verstanden.
»Frauen bieten sich dem Teufel an.«
»Perfekt.« Ich sprach weiter. »Wir haben zwei Frauen gesehen, die vor nicht langer Zeit hier eintrafen. Beide sind blond. Wollen sie sich auch dem Teufel anbieten?«
»Ja.«
»Und wann?«
»Sie sind dabei!«
Die letzte Antwort war für uns natürlich so etwas wie ein Alarmsignal. Die Waffe verschwand vom Kinn des Mannes. Als Folge setzte Suko einen Griff an, der den Glatzkopf herumwirbelte. Sein Arm wurde in die Höhe gebogen, der Schrei war echt, und dann hörten wir nur sein Keuchen, aber er verstand unsere Fragen deutlich.
Die erste stellte ich. »Wo sind die beiden Frauen jetzt?«
»Auf der Bühne.«
»Und wo finden wir die?«, wollte Suko wissen.
»Hier im Haus, verdammt.«
»Dann wirst du uns führen.«
»So kann ich nicht gehen.«
»Keine Sorge, das wird sich ändern.« Suko lockerte den Griff, und der Mann richtete sich auf. Es schien ihm angenehmer zu sein, die Mündung der Waffe in seinem Nacken zu spüren.
»Und jetzt los!«
Der Glatzkopf gehorchte. Auch wenn er sich als Diener des Teufels bezeichnete, er hing doch an seinem Leben.
Ich hatte keine zweite Tür entdeckt.
Das war auch nicht nötig, denn die Spiegel fungierten nicht nur als solche, sie waren zugleich der Beginn von Gängen. Zumindest war das bei dem einen so. Der Kahlkopf brauchte den Spiegel nur kurz anzutippen, dann schwang er nach innen.
Der Weg war frei, aber er führte in einen Tunnel hinein, der nach dem Eingangsbild irgendwie desillusionierend wirkte, denn hier gab es nur das raue Mauerwerk. Nur zweimal unterbrochen durch Türen, die sich gegenüberlagen.
Sie führten zu den Toiletten, was wiederum auf ein Lokal hinwies oder eine Bar, zu der man die Villa umfunktioniert hatte. Ich war nicht nur darauf gespannt, was Justine und Jane erlebten, sondern zugleich auch auf die Gäste. Was waren das nur für Menschen, die herkamen, um zu sehen, wie sich Frauen dem Satan hingaben oder mit ihm flirteten? Normal konnten die nicht sein, aber darüber genauer nachzudenken, das hatte ich mir längst abgewöhnt. Zu viele Abgründe lauerten in den Menschen. Oftmals hatte ich darüber nur den Kopf schütteln können.
Suko musste den Glatzkopf mehrmals anstoßen, damit er schneller ging. Er schwankte leicht, er ging nicht normal, sondern trampelte, und sein Körper schwankte dabei von einer Seite zur anderen.
Dann sahen wir die Tür, die sich als schwarzer, viereckiger Fleck im schwachen Licht der Gangbeleuchtung abmalte.
War es das Tor zur Hölle?
Sinnbildlich musste man es so sehen, wenn alles stimmte, was wir gehört hatten.
Suko wollte es genauer wissen und fragte mit leiser Stimme: »Was liegt hinter der Tür?«
»Der Raum und die Bühne.«
»Das heißt, der Raum ist für die Gaffer und die Bühne für die Frauen reserviert?«
»Ja, man kann auch was trinken.«
»Danke.«
Der Rest dauerte nur drei Sekunden. Die Waffe hochreißen, der dumpfe Schlag in den Nacken des
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