1423 - Der Flirt mit dem Satan
die innerliche Ruhe nicht gehabt, um auf die Glotze zu schauen. Und ihren Freund John Sinclair wollte sie auch nicht anrufen und ihn über den Fall informieren, da sie nicht gern über ungelegte Eier sprach.
Die Tür zu ihrer Wohnung in der ersten Etage hatte sie nicht geschlossen. Sie wollte hören, wenn die Cavallo zurückkehrte, damit sie endlich etwas über den Fall erfuhr.
Justine Cavallo ließ sich Zeit. Jane sah das als gutes Zeichen an.
Wenn diese Elsa Dunn harmlos gewesen wäre, dann wäre die Blutsaugerin längst wieder zu Hause gewesen.
Und sie kam.
Da die Tür nicht verschlossen war, hörte Jane Collins das Geräusch in der unteren Etage. Da wurde die Tür geöffnet, wieder zugestoßen, und wenig später klangen die Geräusche der Tritte zu ihr hoch.
Jane blieb sitzen. Sie wollte die blonde Bestie nicht im Stehen empfangen. Das hätte zu sehr darauf hingedeutet, wie gespannt sie in Wirklichkeit war.
Als sie die Schritte dicht vor ihrer Tür hörte, drehte sie sich im Sessel um.
Justine stand auf der Schwelle. Sie wurde vom Licht getroffen, was ihr nichts ausmachte. Sie war eine besondere Vampirin.
Jane warf sofort einen Blick in ihr Gesicht, um einen Vorgeschmack dessen zu bekommen, was ihr wohl widerfahren war, aber das Gesicht blieb wie fast immer ausdruckslos.
Es war so glatt, als hätte man eine helle dünne Schicht aus Beton über die Knochen gezogen. Jane konzentrierte sich besonders auf den Mund der Wiedergängerin, aber nicht ein Tropfen fremdes Blut verschmierte die Lippen.
Wenn Jane auf ihr Gefühl hörte, dann sah sie es nicht unbedingt als positiv an, aber sie konnte sich auch irren.
»Schmeckt es dir?«, fragte die Cavallo.
»Ja, ich hatte Durst. Und hat dir das Blut der Elsa Dunn auch gemundet?«
Justine gab keine Antwort, was Jane nicht unbedingt als gutes Zeichen ansah. Nach zwei, drei Sekunden betrat die Vampirin den Raum und ließ sich ebenfalls in einem Sessel nieder. Ihr starrer Blick war auf das Gesicht der Detektivin gerichtet.
»Nein, es hat mir nicht geschmeckt. Das nur, um deine Frage zu beantworten.«
»Und warum nicht?«
»Weil ich es nicht getrunken habe.«
So etwas Ähnliches hatte sich Jane gedacht. Sie gab allerdings keinen Kommentar ab, sondern stellte nur ihr Glas auf den in der Nähe stehenden Tisch.
»Warum fragst du nicht weiter?«
Jane hob die Schultern. »Ich denke, dass du mir alles erzählen wirst.«
»Ja, das werde ich.«
»Und?«
»Du hast mich reingelegt!«, erklärte die Cavallo mit harter Stimme.
Jane Collins sagte zunächst nichts. Sie ärgerte sich aber, dass ihr das Blut in den Kopf stieg, dachte scharf nach, kam zu keinem Ergebnis und fragte: »Warum sollte ich dich reingelegt haben?«
Die Cavallo wartete mit der Antwort. Sie saß da wie eine Puppe.
Ein Gesicht wie aus Ton gebrannt und dann mit einer blassen Masse überzogen, die jede Falte verdeckte.
»Weil ich das Blut nicht trinken konnte«, presste sie hervor. »Es war verseucht, verdammt noch mal!«
»Ach…«
»Ja, es war verseucht!« Sie stand auf und trat einen Schritt auf die Detektivin zu. »Das ist kein normales Menschenblut gewesen, verstehst du? Irgendetwas ist damit passiert, und du hast es gewusst. Deshalb hast du mich auch zu dieser Person geschickt.«
»Was hast du mit ihr gemacht?«
»Nichts. Ich habe sie in meiner Enttäuschung und Wut auch nicht getötet. Ich ließ sie laufen, aber ich bin mir sicher, dass ich sie wiedersehen werde.«
»Das kann sein«, murmelte Jane. Sie hatte ihren Blick abgewendet und wollte mit ihren Gedanken allein sein. Das aber konnte die Blutsaugerin nicht akzeptieren.
»Ich will von dir endlich die Wahrheit wissen. Warum hast du mich hingeschickt?«
Jane schwieg. Es war nicht leicht, Justine eine Antwort zu geben, die sie auch akzeptieren würde. Gewisse Dinge lagen einfach nicht so offen auf der Hand. Sie mussten analysiert werden, und Jane Collins war bisher nur von einem Verdacht ausgegangen.
Die Cavallo merkte, dass Jane einen inneren Kampf ausfocht. Sie sagte kein Wort und wollte abwarten, bis die Detektivin wieder zu sich gefunden hatte.
»Nun?«
»Es ist nicht einfach, Justine, und du kannst mir glauben, dass ich dich nicht reinlegen wollte. Aber ich war mir nicht sicher, und ich musste Bescheid wissen.«
»Worüber?«
»Über gewisse Ergebnisse, die auf bestimmten Vorgängen beruhen. So könnte man es sehen.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Weiß ich, Justine. Ich bin mir ja auch nicht sicher gewesen. Ich wollte
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