1424 - Das Hexenherz
geopfert werden? Das verdammte Gefühl hatte ich nämlich, als ich mich im Käfig befand.«
»Ja, wohl«, gab er widerwillig zu.
»Und wie sähe das genau aus?«, fragte Jane weiter.
»Weiß ich nicht.«
Ob er log oder nicht, spielte im Moment keine besondere Rolle. Etwas anderes lag mir mehr am Herzen. Ich wollte auch nicht erfahren, wie die Zuschauer das alles aufnahmen, für mich war erst einmal wichtig, was sich unter dem Boden befand, auf dem wir standen.
»Was finden wir dort? Wer haust hier? Raus mit der Sprache, Manu!«
»Da ist die Hölle.«
Eine ähnliche Antwort hatte ich erwartet. Nur wollte ich sie nicht akzeptieren und schüttelte den Kopf. »Das ist mir zu wenig, verdammt. Die Hölle kann überall sein. Sogar in den Menschen selbst. Wer lauert dort und zu wem gehörten die Klauen, die aus dem Loch kamen?«
Er drehte den Kopf zur Seite, weil er mich wohl nicht mehr anschauen wollte.
»Reden Sie!«
»Ich kenne sie nicht.«
»Aber Sie sind doch der Diener. Sie sind dem Teufel zugetan. Sie dienen ihm.«
Er hob die Schultern.
»Und deshalb müssen Sie auch unten gewesen sein. Hinzu kommt der Aufbau dieses Käfigs. Sorgen Sie für die Steuerung? Überwachen Sie die Mechanik?«
»Nein, das ist geregelt. Das geht mit einer Zeitschaltuhr. Damit habe ich nichts zu tun.«
»Und womit hatten Sie zu tun?«
»Ich war nur der Türwächter.«
»Klar, das haben wir erlebt. Trotzdem kennen Sie sich im Haus hier aus, denke ich mal. Und deshalb werden Sie uns auch den Weg in den Keller zeigen. Oder was immer sich unter diesem Boden hier verbirgt.«
Er hatte mich angeschaut. Jetzt senkte er den Blick, aber nicht seinen Kopf, sodass ich sehen konnte, wie ihm plötzlich der Schweiß ausbrach. Ich hatte das Gefühl, dass plötzlich die Angst in ihm übermächtig geworden war.
»Sie zittern ja.«
»Ich gehe da nicht runter!«
Jane lachte scharf auf. Sie stand wieder auf. »Aber die Frauen, die durften da runter. Sie gerieten in die Arme eines Monsters – oder wie soll ich das sehen?«
»Sie wollten es nicht anders.«
»Ach ja?«
Manu wischte über sein Gesicht. »Ja, verdammt, das ist so. Niemand hat sie gezwungen. Sie waren allesamt bereit für den Teufel, denn sie wollten etwas Tolles erleben in einer Zeit, die so arm an wirklichen Erlebnissen ist.« Er zuckte mit den Schultern. »Das haben sie hier geboten bekommen.«
»Aber nicht durch Sie?«
»Nein.«
»Dann darf ich Sie fragen, wem diese Villa gehört? Sie muss doch einen Besitzer haben. Und sagen Sie nur nicht, dass es der Teufel ist. Der kümmert sich nicht um Immobilien.«
Manu presste die Lippen zusammen.
Auch diese Geste änderte unsere Meinung nicht. Wir gingen weiterhin davon aus, dass er Bescheid wusste und uns den Namen des Besitzers nicht verraten wollte.
Ich packte ihn am Kragen seiner dunklen Jacke und schüttelte ihn durch.
»Wem gehört das Haus hier?«
»Ich habe mal von einer Frau gehört«, gab er mit leiser Stimme zu.
»Ja, eine Frau…«
Wir waren zunächst mal überrascht. Suko runzelte die Stirn, Janes Blick bestand aus einer einzigen Frage, und auch ich war vor Überraschung stumm geworden.
»Hat diese Frau einen Namen?«, fragte Suko leise.
»Ja.«
»Dann sag ihn!«
Es fiel ihm schwer, er wand sich. Er sprach auch davon, dass uns der Name nichts sagen würde, aber auf unseren Druck hin gab er ihn schließlich preis.
»Ich habe die Person nie gesehen, aber sie heißt…«
»Nun?«
»Assunga!«
***
Ein leiser Pfiff löste sich von meinen Lippen, denn mit einer solchen Antwort hatte ich nicht gerechnet. Und damit stand ich nicht allein, denn auch Jane Collins und Suko schauten recht betreten drein, weil sie vor Überraschung kein Wort hervorbrachten.
Assunga also.
Die Schattenhexe hatte sich hier so etwas wie eine Filiale eingerichtet. Oder lag unter unseren Füßen das Tor zu ihrer verdammten Hexenwelt? Wenn das zutraf, dann war Justine Cavallo in sie eingedrungen. Und dort hatte sie verdammt schlechte Karten, denn sie und Assunga waren alles andere als Freundinnen.
In meinem Kopf drehte sich so einiges. Ich dachte an den Flirt mit dem Satan. Ich dachte daran, dass die blonde Bestie versucht hatte, das Blut einer gewissen Elsa Dunn zu trinken und dass sie davon angewidert gewesen war, weil es sich verändert hatte.
Durch den Einfluss des Teufels?
Davon waren wir eigentlich ausgegangen. Nun aber würde ich das nicht mehr unterschreiben, denn möglicherweise war die Veränderung des Blutes nicht auf den
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