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1427 - Die Reise nach Ardustaar

Titel: 1427 - Die Reise nach Ardustaar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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führten sie lange Diskussionen und erregten sich über die Vermessenheit der Galaktiker und dieser großen, fremden, so wohlbepelzten Kartanin.
    Aber während sie aufeinander einschrien, endlose Debatten führten, in dunklen Winkeln geheime Konferenzen abhielten, Illus Geist um Rat und Beistand baten und auf Schritt und Tritt miteinander flüsterten, umkreisten die Beiboote der HERKULES bereits das mächtige Wrack und spürten die schlimmsten Lecks und instabilen Stellen auf.
    Diese Aktivitäten konnten die Schiffbrüchigen ohne weiteres ignorieren, da sie außerhalb ihrer Welt stattfanden.
    Anders stand es um die Vorgänge im Innern des Wracks.
    In kleinen Gruppen zogen Galaktiker und Kartanin durch die NARGA SANT, umgeben von Horden emsiger Roboter, und nichts und niemand konnte sie aufhalten - selbst im Todesschacht kletterten sie respektlos herum. Sie nahmen Messungen vor, lieferten Berichte an die Zentrale in der HERKULES, reparierten uralte Maschinen, zogen neue Träger und Stützen ein, legten Leitungen und füllten selbst Teile der Todeszone mit Luft und Licht, ganz zu schweigen von all jenen Aktivitäten, die die Schiffbrüchigen noch nicht einmal benennen, geschweige denn einordnen konnten.
    Mit gemischten Gefühlen beobachteten die Kartanin, wie ihre Welt sich um sie herum veränderte. Ab und zu rafften sich einige von ihnen zu einem kraftlosen Protest auf. Wenn sie allzu zudringlich wurden, schickte man sie zu Dao-Lin-H'ay. „Um Illus willen!" sagten sie. „Haltet euch wenigstens vom Schacht des Todes fern. Wie könnt ihr diese Stätte entweihen?
    Habt ihr denn keine Achtung vor unseren Ahnen?"
    Sie waren ehrlich empört und bekümmert - und unwissend. Die Sache mit dem angeblichen Todesschacht war ein Geheimnis, das selbst den meisten Oberen nicht bekannt war, und Dao-Lin-H'ay verzichtete wohlweislich darauf, ihre Besucher mit der höchst unerfreulichen Wahrheit zu konfrontieren. Sie legte keinen Wert darauf, Nervenzusammenbrüche zu provozieren, denn die Krankenstationen waren sowieso überfüllt. „Die Geister eurer Ahnen befinden sich nicht im Todesschacht, sondern draußen im Nichts", sagte Dao-Lin daher zu den von religiösem Eifer erfüllten Beschwerdeführern. „Und was diesen Schacht betrifft, so brauchen wir ihn."
    Punkt und aus. Mit Dao-Lin ließ es sich schlecht diskutieren, und es war so gut wie unmöglich, ihr gegen ihren Willen irgendein Geheimnis zu entlocken. Selbst die ewig neugierige Nikki Frickel hatte das nicht geschafft, und die Schiffbrüchigen hatten weitaus schlechtere Voraussetzungen.
    Es gab allerdings auch zwei Kartanin aus Dao-Lins Begleitung, die weit mehr Geduld für die Schiffbrüchigen aufbrachten. Diese zwei kümmerten sich nicht so sehr um die Welt, als vielmehr um deren Bewohner. Sie hießen Oni-Bas und Tru-Zen, und sie verbrachten viele Stunden damit, den Schiffbrüchigen zuzuhören. In dieser Kunst waren sie wahre Meister, und entsprechend viel bekamen sie zu hören. „Es ist erstaunlich", sagte Oni-Bas, als sie eines Abends Dao-Lin-H'ay gegenübersaß. „Aber es ist eine Tatsache, daß die Krise durch den Besuch der PERSEUS ausgelöst wurde."
    „Wie ist das möglich? Es ging ihnen doch nach diesem Besuch wesentlich besser?"
    „Ja, aber genau damit wurden sie nicht fertig. Sie waren ihr Leben lang daran gewöhnt, um alles kämpfen zu müssen, und dieser Kampf um die nackte Existenz hat sie so vollständig in Atem gehalten, daß sie gar keine Zeit hatten, sich großartige Gedanken über ihre Situation zu machen. Hinzu kam dieses strenge Kastensystem. Sie wurden in eine bestimmte Position hineingeboren, und ihre Chancen, jemals die nächsthöhere Stufe zu erreichen, war außerordentlich gering."
    „Ich frage mich, wie sich ein solches System überhaupt aufrechterhalten ließ.
    Ich hätte nicht gedacht, daß Angehörige unseres Volkes sich so etwas gefallen lassen!"
    „Der Hunger", sagte Oni-Bas nachdenklich, „ist ein Dompteur, der selbst die stärkste Kreatur in die Knie zwingen kann.
    Wenn einer gegen das System aufmuckte, wurden ihm die Rationen gekürzt - so einfach war das. Vor dem Tod haben sie sich weniger gefürchtet als vor Hunger, Durst und Kälte."
    „Und plötzlich war von allem genug da", murmelte Dao-Lin-H'ay. „Jetzt verstehe ich es."
    „Es gab Nahrung, Wasser, Wärme und Licht für jeden", stimmte Oni-Bas zu. „Mit Vuin kam einer nach oben, der nicht aus der priviligierten Oberschicht stammte und der keinerlei Traditionen hinter sich

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