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1428 - Wächter der BASIS

Titel: 1428 - Wächter der BASIS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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frei und setzte sich. „Ich trinke aus medizinischen Gründen. Weshalb versteht das bloß niemand? Meine Magengeschwüre machen mir das Leben zur Hölle." Unwillkürlich lächelte er. Wrede stand noch immer an der Tür. „Ich mag es nicht, wenn du da so herumstehst. Wenn du schon hier bist, kannst du dich auch setzen."
    Kommentarlos nahm sie Kleidungsstücke, die auf dem zweiten Sessel lagen, und warf sie in eines der freien Regale.
    Pidder stellte fest, daß sie ihn sitzend nicht wesentlich freundlicher ansah. „Wie soll ich das glauben?" fragte Wrede. „Du hältst mich für dumm, Pidder.
    Deine Magengeschwüre regelt eine kurze Medikamentenkur, vielleicht ein kleiner Eingriff. Dazu brauchst du keinen Alkohol."
    „Nun", verteidigte er sich, „so schlimm ist es wieder nicht. Außerdem liegt keine organische Ursache vor. Mein Leiden ist psychosomatisch, da kann man mit Medikamenten nichts machen. Es gibt ja wirksame Ausnüchterungspillen. Bei den geringen Dosen, die ich zu mir nehme, bin ich innerhalb einer Sekunde wieder völlig klar."
    „Geringe Dosen? Ich habe gehört, daß du nicht trinkst, sondern säufst, Pidder."
    „Ach", antwortete er böse. „Gehört hast du das also. Gesehen hast du es aber nicht?"
    „Nur, was man so mitbekommt. Das reicht wohl."
    Pidder überlegte, was er mit Wrede anfangen sollte. Einerseits hatte er Mühe, seinen Zorn über ihre Anmaßung im Zaum zu halten. Auf der anderen Seite mochte er sie - jedenfalls, wenn sie ihn nicht gerade zu maßregeln versuchte. Er entschied, sie möglichst sanft loszuwerden. „Was die Leute sagen, muß nicht stimmen, Wrede." Er lächelte in seiner väterlichen Art. „Hier am Trümmerfriedhof werden sie sensationslustig, weil nichts geschieht außer einer zweifelhaften Spukerscheinung hin und wieder. Höre einfach nicht hin. Und jetzt..."
    Wrede unterbrach mitten im Satz. „Und was ist mit deiner Religion? Du bist Moslem, Pidder! Laß den Alkohol!"
    Nun wurde er doch noch böse. Weshalb mußte diese Wrede Parnelle daherkommen und ihn hartnäckig bedrängen? „Mein Glaubensbekenntnis geht dich herzlich wenig an, meine Liebe. Außerdem nimmt der Neuzeitkoran die Dinge nicht mehr so genau wie früher. Wir sind verantwortliche Menschen! Ich jedenfalls bin es. Und deshalb entscheide ich ganz allein, wann und wieviel Alkohol ich zu mir nehme."
    „Pidder, du brauchst einen Psychotherapeuten", behauptete sie. „Es liegt an dem Stasisfeld. An den siebenhundert verlorenen Jahren."
    „Jetzt aber hinaus!" rief er unbeherrscht.
    Er spürte, daß sein Gesicht vor Zorn rot angelaufen war.
    Wrede sah ihn überrascht an. Wortlos erhob sie sich und verschwand auf den Korridor, ohne sich noch einmal nach ihm umzusehen.
    Schon tat sie ihm leid; er hätte eine schüchterne Frau wie Wrede niemals so verschrecken dürfen. Mißmutig räumte er das Bett frei und schielte nach der Flasche.
    In einem hatte sie recht, dachte Pidder: Er würde nicht mit einer Fahne zur Konferenz erscheinen.
     
    *
     
    Alle wichtigen Personen waren anwesend.
    Zunächst Ginsen Khartu, die Kommandantin, deren reserviertes Gehabe sie automatisch von den anderen trennte; dann ihr Stellvertreter Woome Bilabong, gleichzeitig Zweiter Pilot und so etwas wie ihr verdeckter Widersacher; Enlo Chartar, der hagere Cheftechniker mit dem stets traurigen, etwas verlorenen Gesichtsausdruck. Dazu kamen noch ein paar Beibootkommandanten, einige Wissenschaftler, natürlich Wrede Parnelle, und er selbst. „Ich eröffne die Konferenz", sagte Ginsen Khartu. „Wie ich sehe, sind wir vollzählig."
    „Es gab eben nichts anderes zu tun", unterbrach Woome Bilabong mit freundlichem Humor. „Niemand hätte sich diese Sitzung entgehen lassen - jedenfalls niemand, der eine Einladung besitzt..."
    Einige Leute kicherten leise. Aber Pidder hatte die versteckte Spitze in Bilabongs Worten durchaus gehört. Sie gab im Grunde Auskunft über das gespannte Verhältnis der führenden Personen zueinander. Was unter gewöhnlichen Umständen von Vorteil sein mochte, schien sich in der MONOCEROS zu einem schwelenden Konflikt zu entwickeln. „Ich denke", antwortete Ginsen Khartu, „daß sich mit den anwesenden Besatzungsmitgliedern auch die anderen vertreten fühlen. Also keine überflüssige Diskussion darum. Es gibt wichtige Dinge, die wir bereden müssen. Den Anfang macht die Kommandantin der Beiboote.
    Bitte, Wrede."
    Alle Augen richteten sich auf die schmale Frau. Pidder sah ihre Anwesenheit mit leichtem Groll, doch schon

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