1429 - Hamillers Herz
ihnen wieder einmal aus.
Die festgestellten Besserungen in seinem Verhalten, die unter dem Begriff Selbstregeneration zusammengefaßt wurden, wiesen keine konstante oder steigende Tendenz auf. Es war durchaus möglich, daß es sich dabei lediglich um eine Zwischenstufe zur nächsten Etappe des Wahnsinns handelte.
Enza wollte noch etwas sagen, aber in diesem Augenblick gab Sato Ambush das vereinbarte Signal. „Wir haben hier eine Störung", verkündete der Pararealist über die Funkverbindung. „Ich werde mich darum kümmern."
Enza und Notkus sahen erst sich und dann die sechs anderen Wissenschaftler an, die hinter ihnen an tragbaren Konsolen standen und all das festhalten würden, was sich ereignete. „Es ist tröstlich zu wissen, daß es nicht nur bei mir Störungen gibt", stellte Hamiller fest. „Kann ich helfen? He, was ist da los?"
Recht burschikos formulierte er den Vorgang, der sich abzuspielen begann.
Ambush hatte das Programm so exakt ausgeklügelt, daß Hamiller völlig überrascht sein mußte. Die Maschinen draußen bauten seit mehreren Minuten eine Pararealität auf, und das bedeutete zunächst, daß die Evakuierung der CIMARRON abgeschlossen war und sich nur die Notbesatzung sowie die Verantwortlichen an Bord aufhielten, um den Schutz des Schiffes nach außen zu gewährleisten. Alle anderen Besatzungsmitglieder waren verabredungsgemäß in die LIBRA übergewechselt. Irgendwann fing die Pararealität an, auf das Paratronsystem einzuwirken, und Ambush schaltete es stufenweise ab. Die Wände der Halle wurden milchig und trüb, nahmen eine immer hellere Farbe an und lösten sich dann völlig auf. Einen kurzen Augenblick wurden die Maschinen im Hangar sichtbar, dann raste eine schwarze Wand auf die Halle zu.
Hamiller nahm das alles über seine Optikbeobachtung wahr. Und nachdem die Schirme ausgeschaltet waren, konnte er auch die übrigen Ortungssysteme benutzen. „Alarm!" schrie er. „Was ist das? Die Maschinen da draußen sind keine Waffen!"
Aus der Schwärze, die die Halle plötzlich umgab, schälte sich die Gestalt des Pararealisten. Sato Ambush trug einen blutroten Kimono mit geheimnisvollen Symbolen aus Silber. Vor der Brust wies der Überwurf eine kleine Wölbung auf.
Dort hing das Steuergerät, mit dem der Pararealist den Vorgang lenkte. „Es besteht keine Gefahr, Hamiller", erklärte Ambush. „Wir haben es hier mit den Auswirkungen eines Stasisfelds zu tun, wie du es aus den Infospeichern der CIMARRON schon kennst!"
Die Schwärze war inzwischen bedrohlich näher gekommen. Sie schluckte die Konsolen mit den sechs Wissenschaftlern. Nur Sato Ambush und das Synergistiker-Pärchen blieben sichtbar.
Der schwarze Mantel blieb bestehen. „Ich kann keine temporalen Effekte anmessen", erklärte die Hamiller-Tube nüchtern. „Was befindet sich hinter dem Feld?"
„Vermutlich noch immer das Innere der CIMARRON!" Ambush sprach die Wahrheit, denn es hatte keinen Sinn, Hamiller anzulügen. Die Syntronik war nicht dumm. Sie akzeptierte die Wahrheit und wartete ab.
Es dauerte etwa fünf Minuten, bis sich der Zustand änderte. Die undurchdringliche Schwärze löste sich langsam auf. Das heißt, ein Teil von ihr blieb erhalten. Ihre Intensität veränderte sich jedoch und wurde etwas diffuser.
Winzige Punkte waren darin zu erkennen, und etwa gegenüber der Tube bildeten sich zwei leuchtende Gegenstände. Der eine strahlte intensiv weiß und blau und hing groß über der Halle. Der andere befand sich ein Stück weiter weg und reflektierte das Licht nur wenig, er war ein trockener und toter Körper. Weit im Hintergrund gleißte grell eine Sonne.
Gleichzeitig mit diesen Eindrücken meldeten Hamillers Orter einen regen Funkverkehr in dem System. Ein Funkspruch war direkt auf die Tube gerichtet. „MOSGOM an AZRIR", begann die Botschaft. „Die Projektoren sind installiert und geprüft. Das Unternehmen kann anlaufen. Die intergalaktische Feinabstimmung ist erfolgt. Es fehlt nur noch der Impuls aus der Leitstelle.
MOSGOM ruft AZRIR, bitte bestätigen!"
Sato Ambush hatte sich nach hinten zu dem Sonnensystem gewandt. Er senkte unmerklich den Kopf. Enza und Notkus sahen es. Sie ließen ihre Hände los. „Wir müssen antworten", sagte Enza. „Hörst du, Hamiller? MOSGOM wartet auf eine Antwort. Du bist der einzige, der im Augenblick den Impuls geben kann.
Also tu es gefälligst!"
„Ich weiß nichts von einem Impuls, Madam. Was ist dies für ein Sonnensystem?"
„Erkennst du es nicht?" Notkus baute
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