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1429 - Hamillers Herz

Titel: 1429 - Hamillers Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Besatzungsmitgliedern und suchte sich einen Tisch im Hintergrund, wo sie ungestört war.
    Bestimmt hatte Notkus Kantor es heute morgen besonders eilig und befand sich längst an seinem Platz, den Ambush ihm zugewiesen hatte. Vielleicht stand der Synergistiker schon auf glühenden Kohlen, weil sie noch nicht eingetroffen war. Nun, er würde sich noch etwas gedulden müssen.
    Enza orderte ein reichhaltiges Frühstück und achtete darauf, daß sie einen gehörigen VitaminÜberschuß erhielt. Sie verzichtete auf Kaffee und trank leicht gekühlten Fruchtsaft. Während der ganzen Zeit hielt sie den Blick gesenkt, nur einmal hob sie ihn leicht, als sich fast lautlos die Tür öffnete und ein neuer Gast eintrat.
    Enza fiel der Bissen aus dem Mund, den sie gerade hineingeschoben hatte. Eine unbezwingbare Kraft in ihr riß sie von ihrem Sitz empor. Stumm blickte sie auf Notkus, der mit gemächlichen Schritten hereinkam, sich kurz orientierte und dann auf ihren Tisch zusteuerte. „Guten Morgen", sagte er und setzte sich. Die Haare hingen ihm über die Augen, und er machte einen Eindruck, als sei er während der gesamten Ruhephase nicht im Bett gewesen.
    Enza setzte sich ebenfalls zurück. Noch immer starrte sie ihn an, und sie glaubte so etwas wie Belustigung in seinen Augen zu entdecken.
    Du mußt es ändern! redete sie sich ein.
    So wie jetzt wird es kein guter Tag! „Wo hast du gesteckt?" fauchte sie ihn an. „Du bist doch wieder der letzte von allen. Immer mußt du zu spät kommen!
    Weißt du denn nicht, daß wir in fünf Minuten auf unserem Posten sein müssen?"
    „Ich kann es mir denken", kam die Antwort. Sein Gesicht wirkte lange nicht mehr so entspannt wie bei seinem Eintritt. „Was willst du eigentlich? Bin ich vor dir da, wirfst du mir vor, ich könne es nicht abwarten, mit dir zu frühstücken. Komme ich später, dann behauptest du das Gegenteil. Wahrscheinlich glaubst du sogar, ich hätte heute keine Lust, mich mit der Hamiller-Tube zu beschäftigen!"
    „Was weißt du schon über Frauen!" gab sie zurück. „Du solltest dich ein wenig mehr mit meinen Gefühlen beschäftigen, dann wärst du klüger, Notkus Kantor!"
    Der Terraner zuckte ein wenig zusammen und schnappte nach Luft. Er beugte sich über den Tisch und verzog dabei das Gesicht. „Deine Gefühle läßt du wohl immer in deiner Kabine zurück. Du kannst dir nicht vorstellen, daß auch ein Mann Gefühle hat, nicht wahr? Deine ewigen Sticheleien gehen mir auf den Geist. Irgendwann rutscht mir die Hand aus, und dann fehlt dir die Hälfte deiner Begabung, Nachbarstochter!"
    Enza kannte ihren Notkus nun schon einige Jahrzehnte, aber so hatte sie ihn noch nicht erlebt. Der Becher mit dem Fruchtsaft rutschte ihr aus der Hand, und er wäre umgestürzt, wenn nicht die Hand ihres Gegenübers blitzartig vorgeschnellt wäre. Notkus hielt den Becher fest, zog ihn zu sich heran und trank ihn aus. Dann bediente er sich von Enzas Teller und machte sich über einen weiteren Becher Vitaminpusher her. Fassungslos sah sie zu, wie er ihn fast völlig austrank und ihr den kümmerlichen Rest hinschob. „Du versteckst dich hinter deiner Kombination", warf er ihr vor. „Früher hast du dich hinter Bäumen versteckt, wenn ich irgendwo aufgetaucht bin. Heute tust du es, indem du deine Kleidung wie eine Ritterrüstung benutzt. Ist es zuviel verlangt, daß du endlich dein Visier öffnen sollst? Oder muß ich dir deine Rüstung erst ausziehen, um zu deinen Gefühlen vorzustoßen?"
    Enza öffnete den Mund wie zu einem Schrei. Aber es kam kein Laut heraus. Ihre Hände begannen sich unruhig über die Tischplatte zu bewegen, ihre Augenlider flatterten. Sie senkte den Blick, wagte es nicht, ihm in die Augen zu sehen und faßte sich erst nach ein, zwei Minuten wieder, als er ihr Frühstück längst aufgegessen hatte.
    Deutlich war ihr bewußt, daß er zum erstenmal in seinem Leben den Spieß umgekehrt hatte. Er hatte einen Teil ihrer Psyche enträtselt, und das öffentlich. Jeder hatte es hören können. Sie hätte ihn dafür hassen müssen, aber da gab es ein Gefühl in ihr, das alle anderen übertraf. Er hatte sich gewehrt. Er hatte nicht den schweigsamen Dulder gespielt wie in so vielen Fällen vorher. Seine Engelsgeduld war also endlich erschöpft! „Du benimmst dich jahrein jahraus wie eine dumme Ziege!" fuhr Notkus fort. „Eines Tages werde ich dir in einem abgelegenen Winkel des Schiffes einen Stall bauen!"
    Jemand lachte ordinär. Notkus fuhr herum und zischte etwas. Der

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