143 - Das Böse wohnt in Harkerville
ihm ihre langen Reißzähne ins Fleisch zu schlagen, aber der Todesbiß stand ihnen nicht zu.
Bruce O’Hara kam wieder zu Kräften. Er warf den Kopf zornig hin und her, bäumte sich in den Fesseln auf, kämpfte um seine Freiheit, um sein Leben, doch er hätte auch dann keine Chance gehabt, wenn es ihm gelungen wäre, die Fesseln zu sprengen, denn dann hätten ihn die Werwölfe abermals niedergerungen und ihn mit Bissen und Schlägen so sehr geschwächt, daß er nur noch alles hätte mit sich geschehen lassen müssen.
Die Ungeheuer standen vor dem Wolfskreuz, an dem noch nie eine so wertvolle Beute gehangen hatte. Ein weißer Wolf, das war für sie etwas ganz Besonderes.
Und besonders sollte auch die Art seines Todes sein.
Es gab keine verhaßteren Feinde als abtrünnige Werwölfe - Lykanthropen, denen es auf irgendeine Weise gelungen war, sich auf die gute Seite zu schlagen, wodurch sie sich zu erklärten Feinden der Hölle machten.
Solche Wesen verdienten eine »Spezialbehandlung«, eine Bestrafung besonderer Art, die ihnen Zeit ließ, zu bereuen, bevor sie ein qualvolles Ende fanden.
Hier würde der Leitwolf nicht sofort tödlich zubeißen.
Das Blut des weißen Wolfs würde allmählich das Holz des Kreuzes und den Boden färben.
Eines der Monster verließ den Keller, um den Leitwolf zu holen. Bruce O’Hara tobte nicht mehr. Er hatte begriffen, daß das keinen Sinn hatte.
Vielleicht war es vernünftiger, mit den Kräften hauszuhalten. Unter Umständen ergab sich noch eine Chance für ihn, wenn Tony Ballard rechtzeitig hier eintraf.
Das hätte aber vorausgesetzt, daß Tony mit Gerry Blackburn fertigwurde. War es richtig gewesen, ihn allein zum Leitwolf gehen zu lassen?
Wäre es nicht besser gewesen, ihn zu Gerry Blackburn zu begleiten und mit ihm gemeinsam dann hierher zu gehen? Aber was hatte es jetzt noch für einen Sinn, andere Varianten durchzuspielen?
Sie hatten sich entschieden, und das war daraus geworden. In Kürze würde sich herausstellen, ob sich das Blatt mit Tony Ballards Hilfe noch wenden ließ oder nicht.
Eines stand für Bruce O’Hara fest: Ohne Tony Ballards Hilfe würde er in diesem Haus am Wolfskreuz sterben. Selbst konnte er sich nicht befreien, und die Wölfe, die ihn gefangen hatten, würden ihm diesen Gefallen nicht tun.
Die Minuten vertickten langsam.
Plötzlich spitzten die Werwölfe die Ohren.
Bruce O’Hara hörte es auch: Schritte. Jemand hatte das Haus betreten. Bruce O’Hara konnte sich nicht vorstellen, daß das Tony Ballard war.
Der hätte sich so lautlos wie möglich verhalten. Nein, da kam jemand anders. Zwei Männer waren es.
Zwei Werwölfe!
Sie stürmten die Treppe herunter.
Der Leitwolf war eingetroffen. Nun waren sie vollzählig, das ganze Rudel war um das Wolfskreuz versammelt. Bruce O’Hara sah abgrundtiefen Haß in allen Augen. Die Anwesenheit des Leitwolfs verriet ihm, daß Tony Ballard an der Bestie gescheitert war.
Der weiße Wolf nahm an, daß Tony nicht mehr lebte. Und bald würde auch sein Leben zu Ende gehen. Gewiß hatte noch kein Opfer, das an dieses Kreuz gebunden gewesen war, das Blutritual der schwarzen Bestien überlebt…
ENDE
[1] Siehe Tony Ballard Nr. 131 »Der Mörder aus dem Totenreich«
[2] Siehe Tony Ballard Nr. 141 »Ein Killer namens Ballard«, Tony Ballard Nr. 142 »Die Vampir-Maschine«
[3] Siehe Tony Ballard Nr. 133 »Der Sternenteufel«
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