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143 - Die Höllenfahrt des Geisterzugs

143 - Die Höllenfahrt des Geisterzugs

Titel: 143 - Die Höllenfahrt des Geisterzugs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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„Seht euch nur die Notbremse an. Jemand hat daran gezogen und den Zug nicht zum Halten gebracht."
    „Bitte, meine Herrschaften, beruhigen Sie sich." Beschwörend breitete der Schaffner die Hände aus. „Es ist alles in Ordnung. Wir werden in Kürze in Weilheim sein… Passen Sie auf, Mann!"
    Der erschreckte Ausruf galt dem Korpulenten, der sich am Ausstieg zu schaffen machte. Mit aller Kraft drückte er den Türgriff nach unten und stemmte sich dagegen.
    „Verriegelt", schnaufte er. „Rücken Sie endlich mit der Wahrheit heraus."
    „Ich weiß nicht mehr und nicht weniger als Sie auch", beteuerte der Schaffner.
    „Lächerlich." Noch einmal versuchte der Mann, die Tür zu öffnen.
    Aber erst nachdem er mehrmals dagegengetreten hatte, schwang sie einen Spalt weit auf.
    Wallender Nebel quoll über die Trittstufen hoch. Das Schnaufen der Lok war plötzlich weitaus deutlicher zu vernehmen. Burian Wagner fiel noch etwas auf, was die anderen zum Glück nicht bemerkten: schon vor geraumer Zeit war das Rattern der Räder verstummt - selbst jetzt stellte es sich nicht wieder ein. Zum erstenmal fragte Burian sich, ob der Zug überhaupt noch auf einem Schienenstrang fuhr.
    Durch seinen Erfolg ermutigt, stemmte Heinz sich weiter gegen die Tür. Ein schrilles Heulen, das unmöglich durch den Fahrtwind hervorgerufen wurde, steigerte sich zum Diskant, brach ab und begann von neuem anzuschwellen. Es schmerzte den Ohren.
    Immer mehr Schwärze flutete herein. Aber anstatt sich zu verteilen, zog sie sich an dem Mann empor, dessen eine Hand vorsichtshalber die Haltestange umklammerte und dessen andere noch auf dem Türgriff lag.
    „Meine Beine", stöhnte er. „Ich spüre sie nicht mehr." Aus schreckgeweiteten Augen starrte er auf das Wogen, das sich rasch höher zog. Seine Rechte löste sich von der Tür und tauchte in die Schwärze ein. Fast gleichzeitig begann er zu brüllen.
    „Nicht! Seien Sie vorsichtig!" Im letzten Moment konnte Burian den Obergefreiten zurückhalten, der helfend zupacken wollte.
    „Jemand muß ihm beistehen." Der Soldat versuchte sich loszureißen, doch Burian hielt ihn fest umklammert.
    „Einen Schritt weiter, und es wäre Ihr Tod", warnte er.
    Funken sprangen aus der Schwärze hervor, umflossen den Mann an der Tür wie Irrlichter oder Elmsfeuer, tauchten seinen Körper in ein flackerndes, unwirklich anmutendes Licht, das sein Fleisch von den Knochen zu lösen schien. Er schrie vor Todesfurcht und streckte hilfesuchend die Hände aus.
    „Zurück!" fuhr Burian die Passagiere an, denen das Grauen in die Gesichter geschrieben stand.
    „Faßt ihn nicht an!"
    Einige gehorchten und taumelten in den Gang hinein, die anderen trafen Anstalten, sich gegen Burian zu stellen.
    „Sie sehen doch, daß er Hilfe braucht", stieß einer heiser hervor. Aber obwohl er sich Mühe gab, Haltung zu bewahren, konnte er das Zittern in seiner Stimme nicht verbergen.
    „Hier geht es um mehr", schnaubte Burian. „Begreifen Sie das endlich. Unser aller Leben steht auf dem Spiel."
    Der Mann an der Tür verwandelte sich immer schneller. Das Leuchten, das ihn einhüllte, schien aus ihm selbst zu kommen. Er war ein blaues, kaltes Licht, das die Dinge veränderte und die Umstehenden ebenfalls durchscheinend werden ließ.
    Eine Frau kreischte hysterisch auf, als ihr Arm bis hinauf zur Schulter dieselben Symptome zeigte. Als sie im Zurückweichen eine Wand berührte, drang sie halb darin ein.
    Schüsse bellten. Der vom Leuchten Erfaßte verhielt mitten in der Bewegung. Auf seiner Brust entstanden dunkle Flecke, aber die Kugeln drangen durch ihn hindurch und sirrten teilweise als Querschläger weiter.
    Der schmächtige Wilhelm Meier hatte geschossen. Er hielt eine Walther PPK in der Hand und jagte das halbe Magazin durch den Lauf. Doch schließlich mußte er einsehen, daß seine Kugeln herzlich wenig ausrichteten. Mit einem Fluch auf den Lippen wich er ebenfalls zurück. Die letzten Passagiere, deren Schreie durch den ganzen Zug zu hören sein mußten, flohen. Ungläubig starrte Meier auf die Waffe in seiner Hand, als könne er noch immer nicht glauben, daß ihre Geschosse wirkungslos blieben.
    „Was ist das?" brach es stockend aus ihm hervor, bevor Burian ihn zur Seite stieß.
    Etwas, das wie eine runde, nur wenige Zentimeter durchmessende Scheibe aussah, flog auf den Leuchtenden zu. Burian hatte es geworfen. Als das Ding den Mann berührte, schien er für wenige Augenblicke seine feste Gestalt zurückzugewinnen. Ein gräßliches

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