143 - Die Höllenfahrt des Geisterzugs
verstoßen hat. Du ahnst gar nicht, was dir dadurch erspart bleibt."
„Großen Erfolg scheinst du demnach nicht gehabt zu haben. Komm, der Rover steht draußen auf dem Parkplatz."
Sie verstauten sein Gepäck, einen einzigen kleinen Schalenkoffer, auf dem Rücksitz. Coco fuhr. Mit schier unerschöpflicher Geduld steuerte sie den Landrover über die überfüllte Autobahn bei Prat de Llobregat und Barcelona, um schließlich bei Granollers ins Landesinnere abzubiegen. Knappe 200 Kilometer waren zurückzulegen.
„Was gibt es Neues in Basajaun?" brach Burian Wagner nach einer Weile des Schweigen. „Erzähle!"
„Du bist gut", seufzte Coco. „Immerhin hattest du einen Zusammenstoß mit Luguri. Unga und Don haben uns davon berichtet, aber eben auch nur das, was sie selbst wußten."
„Viel mehr gibt es wohl nicht zu sagen. Luguri hat das Telegramm von Elsbeths Tod benutzt, um mich nach Garmisch zu locken. Alles war bestens vorbereitet - bis auf die Tatsache, daß Elsbeth noch am Leben gewesen sein muß, als ich eintraf. Luguri scheint überstürzt gehandelt zu haben. Offenbar erschien ihm der Zeitpunkt günstig, als weder du noch Dorian und Unga in Basajaun waren."
Coco nickte und konzentrierte sich wieder auf die Straße, die einen kleinen Fluß überquerte. Rechter Hand erhob sich der 1704 Meter hohe Montseny, dessen Gipfel von der Abendsonne angestrahlt wurde.
Die Ortschaft Vich passierte der Landrover noch bei den letzten blutrot über den Himmel geisternden Sonnenstrahlen. Danach brach die Dämmerung rasch herein.
„Wo steckt der Dämonenkiller überhaupt?" wollte Burian wissen.
„In London. Das heißt, wenn er dort noch ist und nicht irgendwo in der Welt herumgeistert." Coco schaltete die Scheinwerfer ein. Es herrschte überraschend wenig Verkehr auf dieser Strecke.
An der nächsten größeren Steigung war plötzlich ein metallisches Schleifen zu vernehmen. Es wiederholte sich in kürzer werdenden Abständen.
„Ich habe zwar keine Ahnung, doch das klingt, als käme es vom Getriebe", bemerkte Burian Wagner.
Coco schnaufte unterdrückt. „Das hat uns gerade noch gefehlt."
„Fahr auf den Seitenstreifen raus."
Ihr blieb auch keine andere Wahl, denn in dem Moment begann es fürchterlich zu krachen. Als sie den Gang zurückschalten wollte, ließ der Hebel sich nicht einen Zentimeter weit bewegen. Coco mußte den Motor abwürgen, um den Rover zum Stehen zu bringen.
„Sauber", sagte sie und hielt sich am oberen Rand des Lenkrads fest. „Hier finden wir so schnell niemanden, der uns abschleppt."
Burian unterdrückte ein herzhaftes Gähnen. „Hast du eine Lampe dabei?"
Coco reichte ihm eine Stablampe aus dem Handschuhfach.
„Was hast du vor?"
„Nachsehen, ob ich das verdammte Ding wenigstens notdürftig reparieren kann."
„Hm." Mit den Schultern zuckend, stieg sie ebenfalls aus.
Im Osten zog die Nacht mit Riesenschritten herauf. Die Berge verschmolzen geradezu mit dem Himmel, und nur die wenigen schon sichtbaren Sterne ließen eine Abgrenzung erkennen. Keine hundert Meter voraus überspannte ein gemauerter Viadukt einen schmalen Taleinschnitt. Schafe grasten auf den spärlich grünen Hängen zu beiden Seiten, die jedoch überwiegend von Geröll übersät waren.
Burian Wagner leuchtete den Motorraum aus, prüfte den Sitz der Kerzen und rüttelte an einigen Kabeln und Schläuchen.
„An der Benzinzufuhr liegt es nicht", sagte Coco. „Ich sehe schon, du verstehst mehr von Heilkräutern als von Motoren."
„Nun, andersrum wäre es auch schlimm", bekräftigte Wagner. Er umrundete den Geländewagen und leuchtete die Straße aus. Nach einigen Metern bückte er sich und wischte mit den Fingern über die rissige Teerdecke. In seinen Augen blitzte es triumphierend auf, als er die Hand hochhielt. Goldgelb, mit Staub vermischt, glitzerte es an seinen Fingerkuppen.
„Getriebeöl."
„Du meinst…" Coco resignierte.
„Deinem Gesicht nach zu schließen, hast du keinen Ersatzkanister mit."
„Natürlich nicht." Coco seufzte schwer. „Wozu auch?"
„Eben." Burian ließ den Lichtkegel der Stablampe ziellos weiterwandern. Auf der anderen Straßenseite reichten die Felsen bis auf wenige Meter heran, neben dem Rover fiel der Hang sanft weiter in die Tiefe ab. In das Blöken der Schafe, das vom Viadukt her erklang, mischte sich das Bellen eines Hirtenhundes.
„Was machen wir nun? Ich habe keine Lust, die Nacht im Auto zu verbringen." Burian knipste die Lampe aus.
„Wo eine Schafherde ist, sind meist
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