Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
143 - Die Höllenfahrt des Geisterzugs

143 - Die Höllenfahrt des Geisterzugs

Titel: 143 - Die Höllenfahrt des Geisterzugs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
einige Fahrgäste ausgestiegen. Gelangweilt blickte Burian Wagner zum Fenster hinaus und wartete darauf, daß der Zug endlich wieder anfuhr. Er konnte sich nicht einmal dazu aufraffen, die Zeitung weiterzulesen.
    „Hier, wollen Sie?" Er reichte die Blätter dem Mann, der ihm noch immer schräg gegenüber saß. Dann erklang erneut das monotone Rattern.
    Lu - gu - ri… fraß es sich unaufhaltsam in Burians Gedanken vor. Lu - gu - ri… Kein Wunder nach allem, was vor wenigen Tagen geschehen war. Seine Hand verkrampfte sich um die gnostische Gemme, die er in der Hosentasche trug. Von der nur wenige Zentimeter durchmessenden, kunstvoll bearbeiteten Scheibe strahlte eine angenehme Wärme aus.
    Doch die Müdigkeit blieb. Schläfrig zog Burian seine Schnupftabakdose hervor, klopfte eine beachtliche Prise auf seinen Handrücken und zog den Schmalzler schnaubend hoch.
    „Sie schnupfen?" fragte sein Gegenüber erstaunt.
    „Natürlich." Burian schneuzte sich kräftig. „Eine gute Prise reinigt das Gehirn."
    „Kann ich… Ich meine, würden Sie mir etwas von Ihrem Schnupftabak abgeben?"
    „Warum eigentlich nicht?" erwiderte Wagner. Ein flüchtiges Grinsen huschte über sein Gesicht. „Aber sei vorsichtig." Unwillkürlich verfiel er in das vertrauliche Du.
    Schon wie der Mann sich anstellte, um die Dose zu öffnen, war sehenswert. Mehrmals klopfte er vergeblich dagegen, bis schließlich ein beachtliches Häufchen herausfiel.
    „Donnerwetter", bemerkte Burian. „Das mußt schon gut naufziehn."
    Sein Gegenüber zögerte einen Moment, bevor er, offensichtlich zu allem entschlossen, die Hand hob und kräftig anzog. Tränen schossen ihm in die Augen. Trotzdem hielt er tapfer durch und schnupfte auch den Rest, was Burian eine gewisse Anerkennung abnötigte.
    „Das bringt nicht jeder fertig", sagte er. „Aber jetzt schau dich im Spiegel an."
    Der Mann begann lautstark zu niesen. Gut ein dutzendmal hintereinander, bis er sich ermattet zurücksinken ließ.
    „Helf Gott", grinste Burian.
    Der andere brachte im Moment nicht einmal ein „Danke" heraus, sondern nickte nur.
    Ein Schatten fiel ins Abteil. Innerhalb von Sekunden wurde es merklich düster. Burian blickte nach draußen. Soweit er es erkennen konnte, hatten sich dunkle Gewitterwolken vor die Sonne geschoben.
    Der Zug schien langsamer zu werden. Vielleicht lag ein Hindernis auf der Strecke.
    „Was ist das?" Der Mann, der sich noch immer bemühte, sämtliche Spuren des Schnupftabaks aus seinem Gesicht zu entfernen, deutete aus dem Fenster.
    „Nebel halt", sagte Burian. „So kurz hinter dem Staffelsee keine Seltenheit.“
    „Quatsch", winkte der Fremde ab. „Nebel steigt nicht dermaßen hoch." Er schluckte krampfhaft, seine Augen weiteten sich in ungläubigem Erstaunen. „Du meine Güte", stieß er erregt hervor. „Sehen Sie sich das an!"
    Nur weil er wußte, daß er sonst keine Ruhe finden würde, beugte Burian sich vor. Im nächsten Moment zuckte auch er zusammen.
    Weit vor dem Zug, in einer Höhe von etlichen hundert Metern, hing eine riesenhafte Fratze zwischen den Wolken.
    „Was ist das?"
    „Ich weiß es nicht", sagte Burian und fügte wider besseres Wissen hinzu: „Möglicherweise eine Projektion. Heutzutage wird mit vielem experimentiert."
    „Aber nicht mit solchen Schreckensvisionen."
    Die Fratze verzerrte sich zu einem erwartungsvollen Grinsen. Geifer troff aus dem halb aufgerissenen Rachen.
    „Glauben Sie an Dämonen?" wurde Burian unvermittelt gefragt.
    „Dämonen…?" erwiderte er gedehnt.
    „Sie wissen schon, was ich meine", erwiderte der Mann. Seine Haltung hatte plötzlich etwas Lauerndes an sich.
    Ohne eine Antwort zu geben, warf Burian sich herum und wuchtete die Abteiltür auf, trat auf den Gang hinaus und versuchte vergeblich, eines der Fenster zu öffnen. Es klemmte.
    Aber auch so konnte er erkennen, daß auf dieser Seite des Zuges ebenfalls das Abbild eines Dämons am Himmel hing. Genauer gesagt, Luguris abstoßend häßliches Antlitz, das ihn spöttisch anzustarren schien.
    Unwillkürlich murmelte Burian einen Bannspruch.
    „Was sagen Sie da?" Ohne daß er es bemerkt hatte, war der schmächtige Fremde neben ihn hingetreten.
    „Torre ß'sa yachim", wiederholte der Mann einen Teil des Spruches, den er offenbar aufgeschnappt hatte, allerdings mit völlig falscher Betonung. Sein Blick ließ keine Zweifel daran, daß er irgendeine Reaktion erwartete. Doch nichts geschah.
    Als Burian wieder zum Fenster hinaussah, war Luguris

Weitere Kostenlose Bücher