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143 - Rulfan von Coellen

143 - Rulfan von Coellen

Titel: 143 - Rulfan von Coellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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was ihm zugestoßen war?
    Es gab Menschen – neidische Personen –, die ihm derartigen Trost missgönnten. Sein Bruder Glemenz zum Beispiel. Oder seine Hauptfrau. Oder Ankela. Die am allermeisten.
    Ankela kam immer dann auf sein Boot, wenn Suse gerade gegangen war. Dann kochte sie einen übel schmeckenden Tee, den sie ihm mit Gewalt einflößte, und schimpfte mit ihm.
    »Lass dieses Biest nie wieder auf dein Schiff, hörst du, Hauptmann«, sagte sie etwa. »Oder willst du genauso werden, wie sie alle geworden sind? Will der Hauptmann von Dysdoor ein Hampelmann werden?« Natürlich wollte Haynz nicht werden, wie alle geworden waren, und schon gar kein Hampelmann. »Na, siehst du! Lass sie nicht zu dir und trink diesen Tee«, schärfte Ankela ihm ein. »Er ist unsere Rettung.«
    Ankela sagte unsere Rettung, nicht deine Rettung. Er verstand nicht, was sie damit sagen wollte. Es interessierte ihn aber auch nicht besonders.
    »Sie ist eine Spionin aus Coellen«, erklärte Ankela ihm eines Tages. »Sie haben jetzt eine Kanzlerin dort. Die heißt Muna, und sie schickt schon die ganze Zeit das Weib zu dir, um auch dich zu vergiften.«
    Haynz gönnte es den Coelleni, eine Kanzlerin haben zu müssen. Sie hatten es nicht besser verdient. Und natürlich ließ er Suse weiterhin auf sein Boot kommen. Er wäre unhöflich gegenüber den Göttern gewesen, geradezu eine Lästerung ihrer Freundschaft und Gnade. Er versuchte das Ankela zu erklären, doch die verstand nichts von Religion.
    Eines Tages, nach einem Besuch der süßen Suse, streckte Haynz seinen Oberkörper in seinem Rollstuhl und knurrte behaglich. Aus den Augenwinkeln sah er etwas Weißes zwischen den Uferwäldern. Er drehte den Rollstuhl ein wenig und spähte stromabwärts: Ein Segel blähte sich mitten auf dem Fluss…
    ***
    Den größten Teil der Überfahrt hing Paacival über der Reling und erbrach sich. Chira schlich winselnd um ihn herum – es sah aus, als sorgte die junge Lupa sich um den struppigen Hünen.
    »Hättich gewusst… hättich gewusst, wie kwank die See macht…« Vier Stunden lang waren das die einzigen Worte, die Rulfan von ihm zu hören bekam. Der Grandlord war nicht einmal mehr imstande, einen zusammenhängenden Satz zu sprechen. Vermutlich wollte er sagen, dass er lieber zu Hause bei den Seinen und von deren Hand gestorben wäre, als die Qualen einer Seekrankheit erdulden zu müssen.
    »Da musst du durch, Sir Percival!« Rulfan konnte ihm nicht helfen. »Da musst du einfach durch…«
    Die See wurde stürmischer und der Einmaster bewährte sich: Ohne Schwierigkeiten ließ er sich von Rulfan durch die teilweise drei Meter hohen Wogen steuern. An Quart’ol und Mer’ol musste er denken, während der Bug seines Schiffes durch die Wellen pflügte. Die Hydriten lebten in diesem unbändigen Element, wohnten in Städten auf dem Meeresgrund oder reisten mit halbkünstlichen Quallen in unglaublichen Konstruktionen, die sie Transportröhren nannten, von Kontinent zu Kontinent.
    Wichtige Verbündete im Kampf gegen die Daa’muren – leider sehr eigenwillige Verbündete: Eine Delegation der Community London unter Matthew Drax hatte erst kürzlich versucht, sie für die Mitarbeit im so wichtigen Telepathenzirkel zu gewinnen, mit dem Frauen von den Dreizehn Inseln und mental begabte Nosfera die Kommunikation der Daa’muren zu stören versuchten. Vergeblich.
    Einzelne Kontakte mit Vertretern der menschlichen Rasse – wenn es sich nicht vermeiden ließ, ja. Schicksalhafte Begegnungen, die sogar zu Freundschaften führen durften – ja, denn so etwas konnte man schließlich nicht gesetzlich regeln.
    Aber Zusammenarbeit mit gleich einem ganzen Team der unberechenbaren und bis an die Haarspitzen kriegerischen Menschen? Unvorstellbar für die uralte Gattung der Fischmenschen, die seit Jahrtausenden versuchte, ihre Existenz geheim zu halten.
    Eine mächtige Welle bäumte sich plötzlich fünf Meter hoch über dem Bug auf und brach über Deck zusammen.
    »Festhalten!«, schrie Rulfan, und im selben Moment warf der Grandlord sich von der Reling weg auf die Planken. Er streckte seine Arme aus, seine Hände tauchten in die nasse, schäumende Woge, und für eine Sekunde verschwand Paacival vollständig im Wasser. Als die Welle abfloss, lag der Grandlord auf dem Rücken, hielt den Mast mit den Schenkeln umklammert und drückte ein nasses, schwarzes, winselndes Etwas an seine Brust. Chira zappelte und zitterte.
    Rulfan hielt das Steuerruder fest. Kein Wort brachte er

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