1430 - Der Vampir-Clown
Körper, dass sich die Knochen des Rückens deutlich darunter abmalten.
Sie stemmte sich hoch.
Corky sah, dass der Körper auch von vorn betrachtet recht knochig war, inklusive des Gesichts, bei dem die Augen tief in den Höhlen lagen, als hätte man sie dort hineingedrückt.
Auch sie hatte Probleme mit dem Gleichgewicht, und sie stand wie eine blasse Schattengestalt in der Dunkelheit. An ihrem dünnen Hals malten sich deutlich die Bissstellen ab. Als Corky das sah, begannen seine Augen hinter der Maske zu funkeln, denn er erinnerte sich daran, dass ihm das Blut dieser Person ebenfalls gut gemundet hatte.
Eigentlich war alles perfekt, abgesehen von seinem eigenen Durst nach dem Lebenssaft der Menschen. Da hatte man ihm leider einen Riegel vorgesetzt, denn sein Helfer hatte die falsche Person erwischt.
Beide Frauen waren bereit. Und beide drehten sich Corky zu, wobei sich Gaby erhob.
Die zweite Blutsaugerin hieß Iris. Er hatte sie von einem Bauernhof entführt und sie in einen Straßengraben gezerrt, um dort ihr Blut in aller Ruhe zu trinken.
Corky stand auf.
Seine beiden Artgenossinnen bemerkten es und drehten sich ihm zu, damit sie ihn anschauen konnten.
Corky fühlte sich in seinem Element. Er streckte ihnen die Hände entgegen, ohne sie anzufassen. In seinen Augen war wieder das Leuchten zu sehen, und dass sich hinter der Maske die Lippen zu einem Grinsen verzogen, konnte man nicht mal ahnen.
»Ihr habt lange genug geschmachtet«, flüsterte er ihnen zu. »Ich habe euch bewusst schmachten lassen, um eure Belohnung umso größer werden zu lassen. Das ist versprochen.«
Sie schauten ihn an. Sie wollten ihm jedes Wort von den Lippen ablesen, wobei nicht mal sicher war, ob sie ihn auch richtig verstanden. Gaby und Iris sahen nur aus wie Menschen. Sie waren aber keine, und das störte Corky nicht im Mindesten. Es waren genau die Begleiterinnen, die er sich gewünscht hatte. Sie würden all das tun, was er verlangte.
Als er auf sie zuging, drückten sie sich zur Seite, um ihm Platz zu machen. Er stoppte vor der Wagentür und öffnete sie sehr behutsam. Ein schmaler Spalt reichte ihm aus, um die nötige Sicht zu haben, denn der Wagen stand recht günstig.
Sein Blick fiel auf das Zelt, was ihn nicht interessierte. Ebenso wenig wie der beleuchtete Hintergrund der Stadt. Es gab für ihn andere Dinge. Mit Genugtuung stellte er fest, dass die Pause noch im Gange war. Die Leute sprachen laut miteinander. Sie tranken, sie aßen etwas und ahnten von nichts.
Genau das hatte er gewollt. Nur Sekunden später drehte er sich um und winkte seine neuen Freundinnen zu sich heran. Da sich niemand in der Nähe seines Wagens aufhielt, was sowieso so gut wie nie geschah, konnte er ihnen den Blick gönnen. Dafür zog er die Tür bis zur Hälfte auf und ließ sie schauen.
Er wollte ihre Reaktion erleben und sah sich nicht getäuscht. Sie waren wirklich zu echten Vampiren geworden, die darauf lauerten, Menschen das Blut auszusaugen. Er hörte sie stöhnen, er sah ihre Bewegungen, die darauf drängten, ihre Hauer in den Hals eines Menschen zu schlagen, aber er musste sie zurückhalten, denn jetzt war die Zeit noch nicht reif.
Er stand hinter ihnen und hatte seine Hände in ihre Schultern gekrallt. Da er recht klein war, hatte er dazu die Arme weit in die Höhe strecken müssen.
»Noch nicht«, flüsterte er. »Noch müsst ihr hier bei mir bleiben. Aber in wenigen Minuten ist die Pause vorbei. Dann haben wir unseren Auftritt, versteht ihr?«
Sie nickten.
Corky wollte kein Risiko eingehen und zog seine Freundinnen zurück in den Wagen.
»Ihr werdet trinken können«, versprach er ihnen flüsternd. »Trinken. Blut. Immer nur Blut…«
In den Öffnungen der Maske glänzten seine Augen wie die eines Kindes zu Weihnachten…
***
Keiner von uns wusste, wann die Vorstellungen stattfanden. Wir gingen vom Abend aus, aber eine genaue Uhrzeit war uns nicht bekannt. Deshalb wollten wir nicht zu spät kommen. Das setzte ein recht hohes Fahrtempo voraus, um Bexhill rechtzeitig zu erreichen.
Die blonde Bestie hatte es sich auf dem Rücksitz bequem gemacht.
Sie kritisierte meinen Fahrstil nicht, im Gegensatz zu Jane Collins, die mich zwar nicht direkt ansprach, jedoch mit Seitenblicken bedachte, die mehr als Worte sagten.
»Es geht nicht anders, Jane. Wir müssen aufs Tempo drücken. Dieser Corky hat einen großen Vorsprung.«
Jane nickte. Es gefiel ihr nur nicht, dass sie so wenig über diesen Corky wusste, und deshalb wandte sie
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